Erster Güterzug mit 51 Containern aus Zhengzhou erreicht Hamburg
Sie haben 10 214 Kilometer hinter sich, wurden zweimal umgeladen und waren 15 Tage unterwegs: 51 Containers aus der chinesischen Millionenstadt Zhengzhou sind per Güterzug nach Hamburg gefahren. Die Testfahrt soll der Auftakt zu einer regelmäßigen Bahnverbindung Zhengzhou-Hamburg sein.
Es war viel Prominenz versammelt auf dem Güterbahnhof Billwerder in Hamburg, um den ersten direkten Güterzug seit 2008 zwischen dem zentralchinesischen Zhengzhou und Hamburg am vergangenen Freitag in Empfang zu nehmen: Bahnchef Rüdiger Grube, Zhengzhous Bürgermeister Ma Yi und Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch.
Besonders für die Bahn, die den Güterzug durch ihre Tochter DB Schenker organisieren ließ, ist die Direktfahrt ein Hoffnungsschimmer. Bislang wickelt sich der Warentransport zwischen China und Europa fast ausschließlich per Schiff ab. Die Bahn spielt praktisch keine Rolle. Lediglich BMW lässt Teile aus seinem Werk in Leipzig nach Shenyang bringen, weil das nur halb so lange dauert wie mit dem Schiff. Außerdem schickt ein Elektronikhersteller in Chongqing regelmäßig Elektronikteile per Bahn nach Duisburg. In den vergangenen zwei Jahren verkehrten laut DB Schenker rund 300 Güterzüge zwischen Deutschland und China.
Grube sieht viel Potential im Schienengüterverkehr mit China
Bahnchef Grube hofft dass DB Schenker dem Schiffverkehr mehr Konkurrenz machen kann. „Der wachsende chinesische Warenverkehr, zusammen mit der anhaltenden Verlagerung von produktionsintensiven Industrien ins chinesische Hinterland, bietet viel Potenzial. DB Schenker hat dafür in Asien eine exzellente Startposition“, so Grube.
Zhengzhou, die Hauptstadt der Provinz Henan, wäre mit fast neun Millionen Einwohnern ein idealer Ausgangspunkt für eine regelmäßige Güterzugverbindung. Zhengzhou ist ein Industriezentrum mit so weltbekannten Unternehmen wie dem Apple- und Microsoft-Auftragsfertiger Foxconn. Außerdem ist es eine Drehscheibe für den Verkehr.
Für eine Bahnverbindung spricht, dass die Waren nicht zu den weit entfernten Seehäfen Chinas transportiert werden müssen, sondern mitten im Land verladen werden können. Auch in Europa liegt Hamburg als Verkehrsknotenpunkt günstig, um nicht nur Deutschland, sondern auch andere europäische Handelspartner zu erreichen.
Zweimal Spurwechsel und viel Bürokratie an den Grenzen
Der Aufwand für eine Güterverkehrsstrecke ist allerdings enorm. So führt die Strecke von China über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen nach Deutschland. Zweimal müssen die Container wegen des Wechsels von Normalspur in China auf Breitspur in den GUS-Staaten zurück auf Normalspur in Westeuropa umgeladen werden. Dabei gehen oft Container verloren, weshalb DB Schenker nun alle Container mit GPS-Peilsendern ausgestattet hat.
Das Zollverfahren an den Grenzen ist derzeit so aufwändig, dass eine Vereinfachung gleich mehrere Tage einsparen könnten. Zudem fordert Grube einen „digitalen, einheitlichen internationalen Frachtbrief, wie es ihn bei der Luftfracht bereits gibt“. Dadurch hofft Grube, die Fahrzeit von jetzt 15 auf sechs Tage verkürzen zu können.
Wöchentliche Verbindung Zhengzhou-Hamburg noch dieses Jahr
Wahrscheinlich ist die Hoffnung der Bahn, eine regelmäßige Verbindung aufbauen zu können, nicht vergebens. Bürgermeister Ma Yi kündigte in Hamburg an, dass seine Stadt als Auftraggeber noch in diesem Jahr eine wöchentliche Verbindung plane. 2014 sollen zwei Güterzüge pro Woche zwischen Zhengzhou und Hamburg verkehren.
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