Erster selbstfahrender Lkw rollt auf öffentlichen Straßen in den USA
Der Freightliner Inspiration Truck ist der erste Lastwagen mit Autopilot, der auf öffentlichen Straßen fahren darf. Die US-Tochtergesellschaft von Daimler hat dafür in Nevada die Straßenzulassung erhalten. Das System unterscheidet sich deutlich vom 2014 präsentierten deutschen Testmodell.
Für diese Präsentation hat sich Daimler mächtig ins Zeug gelegt: 60 Projektoren mit einer Leistung von je 26.000 Watt wurden auf einer Staumauer in der Wüste installiert, um in der Dunkelheit ein 39.000 Quadratmeter großes Bild vom „Inspiration Truck“ zu erzeugen. Anlass der gigantischen PR-Aktion war die Zulassung des selbstfahrenden Lkw auf öffentlichen Straßen im Bundesstaat Nevada. Daimlers US-Tochter Freightliner ist damit das erste Unternehmen, das Lastwagen mit Autopilot im normalen Straßenverkehr einsetzen darf.
Der „Inspiration Truck“ erinnert an den „Future Truck“, den Daimler im vergangenen Jahr erstmals auf einem abgesperrten Teilabschnitt der Autobahn A14 bei Magdeburg präsentierte – damals die weltweit erste autonome Lkw-Fahrt überhaupt. Das Prinzip ist bei beiden Modellen gleich, auch wenn die technische Ausstattung für den US-Markt sich von der deutschen Studie unterscheidet.
Stop-and-go-Funktion für Staus
Der „Inspiration Truck“ wurde speziell für amerikanische Highways konzipiert. Sobald er auf der Schnellstraße aufgefahren ist, kann der Fahrer den Autopiloten aktivieren, der sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit und den Abstand hält, der lenkt und bremst und auch über eine Stop-and-go-Funktion für Staus verfügt. Der Fahrer muss nur eingreifen, um Vorausfahrende zu überholen oder den Highway zu verlassen.
Der so genannte Highway Pilot beinhaltet an ganzes Set an Kameras und Radarsystemen, die dafür sorgen, dass der Lastwagen die Spur hält und Kollisionen vermieden werden. Ein in der Mitte des vorderen Stoßfängers angebrachtes Radargerät erfasst den Fern- und Nahbereich der Straße. Der Fernbereichsensor hat eine Reichweite von 250 Metern. Der Bereich vor dem Lkw wird zudem von einer Stereokamera mit einer Reichweite von rund 100 Metern überwacht, die sich hinter der Windschutzscheibe oberhalb des Armaturenbretts befindet.
Über ein User Interface kommuniziert der Autopilot jederzeit mit dem Fahrer und fordert ihn über optische und akustische Signale auf, die Kontrolle zu übernehmen, wenn die Systeme etwa an Baustellen oder bei schlechtem Wetter nicht sicher arbeiten können. Völlig ohne Fahrer kommt der Truck also weiterhin nicht aus. Das wäre zumindest in Europa auch nicht denkbar, weil die geltende Regelung vorsieht, dass jederzeit ein Mensch das elektronische System übersteuern können muss.
Fahrer bleiben länger fit
Daimler sieht das neue Modell nicht als Schritt hin zum fahrerlosen Betrieb. „Autonomes Fahren entlastet den Fahrer vom Fahren ,müssen‘ in vielen Situationen, vor allem auf ermüdenden und häufig eintönigen Fernstrecken, was heute einen großen Teil seiner Arbeitsbelastung ausmacht. Der Fahrer gewinnt gleichzeitig Zeit für andere Aufgaben und die Kommunikation mit seiner Umwelt“, heißt es beim Hersteller. Vor allem selbstfahrende Unternehmer könnten so Bürotätigkeiten bei Bedarf unterwegs erledigen.
Der autonom fahrende Lkw werde zukünftig auch „die Kraftstoffeffizienz steigern, die Verkehrssicherheit verbessern, Verkehrsstaus verringern und die CO2-Emissionen reduzieren“, so Daimler. Um mögliche Vorteile und Auswirkungen des autonomen Fahrens zu ermitteln, hat Daimler Trucks auch die Wachsamkeit des Fahrers in der Lkw-Kabine untersucht. Der Studie zufolge sinkt die Ermüdung der Fahrer während der Fahrt im autonomen Modus um 25 Prozent.
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