Fahren per Joystick: Elektroliegerad mit Flugzeugfeeling
Sie wollen über den Asphalt fliegen und dabei nur einen Joystick in der Hand halten? Dazu ist kein Jet mehr notwendig. „Abheben“ geht auch aus der Fahrradgarage heraus und zwar mit dem Elektroliegerad aus der Schweiz, das das Fahren per Joystick zulässt.
Das Joystick-Bike: Ein Unikum unter den (Liege-)Fahrrädern
Liegefahrräder sind auf deutschen Straßen immer mal wieder zu sehen und natürlich werden sie auch stetig weiterentwickelt. Ein besonders ausgefallenes Modell hat sich ein Mann namens Yvan Forclaz in der Schweiz ausgedacht. Sein Bike ist nicht nur elektrisch unterwegs, sondern es lässt sich auch vollständig per Joystick steuern. Das macht vor allem in den kurvigen Bergstraßen der Schweizer Alpen Spaß, in der auch Forclaz unterwegs ist.
Nur einzelne Bauteile an diesem Fahrrad erinnern noch an einen gewöhnlichen Lenker. Dazu muss man aber ganz genau hinschauen und nachverfolgen, wie der Joystick tatsächlich mit dem Vorderrad verbunden ist. Auch die besonderen Lenkertypen von Liegerädern wie der Tiller (ein T-förmiger Lenker, der weit vor der Brust liegt) und der Aerolenker (ein bogenförmiger Lenker, der um die Knie herum reicht) sind nicht wirklich baugleich mit dieser Variation. Nein, dieses Fahrzeug ist in seiner Gesamtheit einzigartig und daher auch so besonders, dass wir ihm einen Artikel widmen.
Fahrspaß pur im Elektroliegerad mit Joystick
Auf den ersten Blick wirkt die Idee fantastisch: Der Fahrer oder die Fahrerin kann sich den Fahrtwind um die Ohren wehen lassen und dabei einen Joystick so ähnlich wie damals bei der Atari 2600 in der Hand halten. Dass das Prinzip wirklich Freude bereitet, zeigt dieses kurze Video aus dem Joystick-Park
Natürlich ist der zugrunde liegende Steuerknüppel nicht so alt, dass er in einem Konsolenmuseum ausgestellt werden könnte. Forclaz hat sich bei seinen Modellen für Sticks aus dem Hause Logitech entschieden. Aber er ist ganz der Heim-Tüftler, wie man ihn kennt und liebt: Den ersten Stick soll er sich tatsächlich von der Spielekonsole seines Sohnes stibitzt haben.
Drei Modelle des Joystick-Bikes erhältlich
Im Shop des Erfinders (zu finden unter der URL https://joystcikbike-shop.myshopify.com/, wobei der Tippfehler in „joystcikbike“ wohl aufgrund der Aufregung über die Idee entstanden ist) kann der geneigte Käufer dann gleich drei verschiedene Modelle für das eigene Flug-Feeling erwerben. Das günstigste unter ihnen ist das „Personalisierte Modell“, das noch immer schlappe 4.038,59 Euro kostet. Die Wünsche für die Personalisierungen, zum Beispiel in Sachen Konstruktion und Farbe, können direkt mit dem Anbieter diskutiert werden. Warum ausgerechnet dieses Modell das günstigste des Angebots ist, konnten wir nicht mehr herausfinden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Kosten noch ein bisschen steigen werden – je nachdem, was der Kunde sich wünscht.
Das leistet der Elektromotor des Joystick-Bikes
Und die Elektronik des rund 4.500 Euro teuren Gefährts? Die ist tatsächlich eher so mittelmäßig. Bei dem von Forclaz verwendeten Motor handelt es sich um einen 400 Watt Elektromotor. Zwar lässt er immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern zu. Die Reichweite beträgt aber leider nur 40 Kilometer. Aufregende Erkundungstouren, zum Beispiel im Urlaub in unbekannten Landschaften, bleiben damit eher aus. Man möchte fast sagen, dass dieses Liegefahrrad wohl besser in der Stadt bleibt, nur ist die Straßenlage dort nicht so überschaubar, wie es für Liegefahrradfahrer vielleicht wünschenswert wäre.
Fazit: Macht zwar Spaß, ist aber kein Tourenbike
Nicht umsonst beschreiben viele Texter das Gefühl mit dem Joystick-Bike als „Fliegen über den Asphalt“ – das Rad bringt pures Fahrvergnügen auf die Straße. Dennoch scheint sich Forclazs Traum, das Liegerad in Serienproduktion zu bringen, bisher noch nicht erfüllt zu haben. Denn das ist trotz reichlich Werbung in Fernsehshows wie „Galileo“ und einer Kickstarter-Kampagne bisher noch nicht gelungen. Vielleicht liegt das auch ein bisschen daran, dass andere Verkehrsteilnehmer Liegefahrräder und die darin fahrenden Menschen zu leicht übersehen. Immerhin ist das Rad recht niedrig gebaut und der Schwerpunkt des Fahrers liegt nah am Boden.
Trotzdem motiviert Forclaz Heimwerker und Tüftler dazu, sich selbst ein eigenes Modell zu entwerfen und zu bauen. Dafür können auch alte Teile aus dem Haushalt wiederverwendet werden. Forclaz hat in seinem Prototyp unter anderem einen alten Wasserhahn verbaut. Wenn das nicht die Herzen der Ingenieure höher schlagen lässt!
Übrigens: Wer mit einem originalen Joystick-Bike oder einer selbstgebauten Variante auf deutschen Straßen unterwegs sein will, sollte zuerst einmal versuchen, das Fahrzeug als Leichtkraftrad für den Straßenverkehr zuzulassen. Außerdem ist es sinnvoll, sich unterwegs mittels Fahrradwimpel in Neonfarben etwas mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und den obligatorischen Helm zu tragen. Dann kann man sich etwas sicherer fühlen.
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