Fahrradschloss aus Textilien so sicher wie ein Stahlschloss
Dieses textile Fahrradschloss werden Diebe hassen: Es soll einem Bolzenschneider minutenlang standhalten und ebenso einer 1.200 °C heißen Flamme. Und zugleich punktet die tex–lock genannte Erfindung mit einem unglaublich geringen Gewicht.
Was haben kluge Köpfe nicht schon alles erfunden, um dem Fahrraddiebstahl den Garaus zu machen. Doch noch immer wird allein in Deutschland alle zwei Minuten ein Bike gestohlen. Als am sichersten gelten nach wie vor Bügelschlösser aus Stahl. Besonders nutzerfreundlich sind die gängigen Modelle aber nicht. Nicht nur, dass beim Abschließen schnell einmal Lackschäden am Rad entstehen können. Sie sind unhandlich und relativ schwer.
Fasern haben sich schon in Raumfahrt bewährt
Schlösser sind zu schwer, finden drei Frauen aus Leipzig. Sie haben das Fahrradschloss neu gedacht. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein normales Seil, nennt sich tex–lock und besteht aus verschiedenen Hightech-Textilien. „Wir verwenden Fasern, die sich auch in der Raumfahrt, der Automobilindustrie oder der Architektur bewährt haben und kombinieren diese auf völlig einzigartige Weise neu“, so Suse Brand, die den Bereich Forschung und Entwicklung beim gleichnamigen Start-up tex-lock verantwortet. Das Seil biete Schutz mit der gleichen Sicherheit wie Stahl.
Seil wiegt nur 350 Gramm pro Meter
Das Besondere an der Entwicklung ist der patentierte mehrlagige Aufbau des Seils. Jede Lage hat eine besondere Schutzfunktion. So muss sich ein Fahrraddieb echt ins Zeug legen, um das Seil mit einem Bolzenschneider zu bezwingen. Drei Minuten soll das Material dem Angriff standhalten. Das birgt ein hohes Entdeckungsrisiko.
Genauso lange schützt eine andere textile Ummantelung, wenn sich jemand mit einer Flamme an dem Seil zu schaffen macht. Und die innerste Hülle ist gegen Sägeangriffe resistent. Zusätzlich hat jedes tex–lock eine schmutz- und wasserabweisende Deckschicht. Und noch etwas: Das Seil soll auch Zugkräften von mehr als einer Tonne standhalten.
Dabei wiegt das Seil selbst weniger als 350 g pro Meter. Allerdings: Mit ihm alleine ist es nicht getan. Zum System gehören noch Ösen und ein Vorhänge- oder kleines Bügelschloss. Zwar bleibt das Gewicht dann laut Hersteller immer noch weit unter einem Kilo.
Doch stellt sich hier die Frage, wie angriffssicher sind denn die tex–lock-Schlösser? Laut Unternehmen haben sie eine hohe Qualität und Sicherheit.
Erfolgreiche Finanzierung auf Kickstarter
Auf der Finanzierungsplattform Kickstarter ist tex-lock jedenfalls ein voller Erfolg. Das Start-up hat mit derzeit mehr als 207.000 Euro bereits das Vierfache der benötigten 50.000 Euro Startkapital eingesammelt. Und die Kampagne läuft noch bis zum 15. März.
Die junge Firma will mit der Auslieferung im August 2017 beginnen. Das 80 cm lange Fahrradschloss gibt es dann für 89 Euro. Eine mittlere Version (120 cm) kostet 99 Euro, das Schloss mit einer Länge von 180 cm 111 Euro. Während der Fahrt kann das Schloss an der Sattelhalterung befestigt werden. Dafür ist tex-lock mit einem Magneten ausgestattet, der dort einrastet und mit einem Handgriff wieder zu lösen ist. Der Adapter soll sich einfach an alle Standard-Sattelschienen montieren lassen.
Die Frauen hinter tex–lock
Gründerin und Geschäftsführerin von tex–lock ist Alexandra Baum. Sie hat ihr Auto schon vor Jahren abgeschafft. Bei den täglichen Wegen mit dem Fahrrad kam ihr die Idee zu dem leichten Schloss, das sich bequem in Taschen oder Rucksäcken mitnehmen lässt. Sie besitzt langjährige Erfahrung im Bereich Produktentwicklung mit funktionalen Textilien.
Als Mitstreiterin der ersten Stunde ist Suse Brand, Leiterin Produktentwicklung, mit im Team. Sie ist sie die Expertin für das Seil und den Anschluss. Auch sie radelt gern, am liebsten durch Leipzigs Auen- und Seenland.
Auch aufs Aussehen legen die Leipziger Frauen Wert und versprechen, dass Kunden nach Ablauf der Kampagne in einer Umfrage die Farbe und die Ösenkombination ihres tex-lock auswählen können. Bislang gibt es vier verschiedene Designs.
Pläne für die Zukunft
Die Leipziger Frauen haben noch viel vor mit ihrem neuartigen Schloss: „In zwei Jahren wollen wir die ersten smarten Anwendungen bis zur Serienreife gebracht haben“, erläutert Baum, „denn durch die Integration leitfähiger Fasern haben wir einzigartige Möglichkeiten das tex–lock-Seil um smarte Funktionen zu erweitern.“ Auch können sie sich weitere Anwendungen ihrer Technologie vorstellen – die Sicherung von Booten oder von Ausrüstungsteilen für den Outdoor-Bereich.
Weitere ungewöhnliche Fahrradschlösser
Sie möchten noch mehr ungewöhnliche Fahrradschlösser kennenlernen? Zum Beispiel eines, das Diebe zum Erbrechen bringt? Oder sich bei Alkoholgenuss des Besitzers nicht mehr öffnen lässt? Auch über ein solarbetriebens Schloss, das bei einem Diebstahlversuch Alarm schlägt, haben wir schon berichtet.
Ebenso über Bike Mine, eine Mini-Bombe, die dreiste Täter verscheuchen soll, sobald sie das Rad bewegen. Und hier finden Sie noch ein Fahrradschloss, das gleichzeitig ein Sattel ist.
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