Fahrräder aus Holz werden immer eleganter und technisch aufwendiger
Fahrräder aus Holz liegen im Trend. Designer aus aller Welt versuchen sich daran. Eine Weltneuheit ist das erste elektrisch unterstützte Mountainbike aus Dänemark mit dem schönen Namen Biest.
Die meisten Räder sind aus Aluminium, aus Stahl oder neuerdings – für einen kräftigen Aufpreis – aus Karbon. Doch die meisten bewundernden Blicke ernten Räder aus einem ganz unspektakulären Material: aus Holz. Innovative Designer arbeiten überwiegend mit Bambus oder Ahorn.
Boske Wooden-Bike ist eine Designstudie
Der Designstudent Daniel Gestoso aus Valencia hat mit seinem Boske Wooden-Bike eine Design-Studie vorgestellt, deren Rahmen aus laminiertem Ahorn gefertigt ist.
Die mechanischen Bauteile wie Gabel und die Sattelstütze waren im Vorleben Getränkedosen, sie bestehen aus recycleten Aluminium. Gestoso packt das alles in einen Ikea-artigen flachen Karton. Das Boske Wooden-Bike ist derzeit nicht mehr als eine Idee, eine Vision für ein nachhaltiges Fahrrad.
Bamboocycles derzeit nicht in Deutschland erhältlich
Aus Bambus sind dagegen die Fahrräder der mexikanischen Firma Bamboocycles. Die Mexikaner bieten drei Rahmentypen an: ein Rennrad, ein Damenrad für die Stadt und ein Universalrad in klassischer Form. Die Räder von Bamboocycles sind alle handgefertigt und sündhaft teuer.
So kostet ein komplettes Rennrad zurzeit – im Angebot – 10.000 Dollar. Das sind nach Tageskurs umgerechnet stolze 7186 Euro. Jeder Bambusstock wird in der Werkstatt aufwändig bearbeitet und angepasst. Als Verbindungsstücke zwischen den Bambusstöcken verwendet die Firma Karbonfasern oder Aluminiumbauteile.
Die mexikanischen Bambusfreunde bieten für ihre Kunden auch Workshops an. In denen lernt der Kunde in nur wenigen Tagen, wie er sein eigenes Bike aus Bambus zusammenbauen kann. Auf diese Weise kommt der ökologisch orientierte Biker etwas günstiger an ein Bamboocycle. Allerdings werden die Bamboocycles bisher nicht in Deutschland vertrieben.
NaWaRo soll Holzrad zum selbstbauen werden
Voll auf die Öko-Schiene setzt eine Studententruppe der TU Berlin. Ihr NaWaRo-Fahrrad – das steht für Nach-Wachsende-Rohstoffe-Fahrrad – setzt in der Tat Maßstäbe in Sachen nachhaltiger Fahrradbau: Der Rahmen ist aus Buchenholz, die Speichen sind aus Bambus, die Verbindungsstücke sind aus Hanf. Die Berliner Ökopioniere bauen die Lenkergriffe aus Kork und setzen bei den Lampen auf Bio-Kunststoff. Die Lackierung des NaWaRo basiert auf Leinöl.
Das NaWaRo soll kein elitäres Ökoprojekt sein. Im Gegenteil: Jeder soll sich sein eigenes NaWaRo selbst bauen können. Dafür wollen die Studenten die Bauanleitungen für alle Einzelteile nach und nach ins Netz stellen. Es ist das Ziel der NaWaRo-Projektgruppe, dass sich das Rad mit einfachen Werkzeugen, darunter Tischkreissäge und Hobel, selbst anfertigen lässt. „Unser Rad soll sich mit möglichst einfachen Mitteln aus dem Baumarkt nachbauen lassen“, sagt Thomas Finger, der das Projekt als Tutor an der TU Berlin betreut. „Man muss ja nicht immer alles kaufen, sondern kann auch vieles selbst produzieren.“
Das NaWaRo-Projektziel ist ehrgeizig: Es sollen alternative, regionale und ökologische Roh- und Werkstoffe für den Fahrradbau erforscht werden. Am Ende soll ein Fahrrad aus rund 90 Prozent pflanzlichen Ursprungs herauskommen, samt Anhänger. Als Minimalziel gilt: Fahrradrahmen, Gabel, Felgen, Speichen, Pedale, Schutzbleche, Kettenkasten, Gepäckträger, Lampengehäuse, Sattel, Lenker, Griffe, Ständer und Getränkehalter müssen aus heimischen nachwachsenden Rohstoffen, also aus in Mitteleuropa kultivierbaren Pflanzen bestehen.
Erstes Bambusrad stammt aus dem Jahre 1894
Nun ist die Idee, ein Fahrrad aus Bambus zu bauen, nicht wirklich neu. Schon zum ausgehenden 19. Jahrhundert wurden solche Fahrräder aus Bambus verkauft. So stellt die britische Firma Bamboo Cycle Co. LTD im Jahre 1894 das erste Bambusfahrrad auf der London Stanley Show vor.
Aber das „Biest“ oder englisch „The Beast“ ist eine echte Weltneuheit. Die dänische Schmiede E-Weels hat das erste Holz-E-Bike der Welt vorgestellt. Der Rahmen dieses elektrisch unterstützten Mountainbikes besteht vollständig aus verklebten Bambusfasern. Der Akkublock für den 250 Watt starken Elektromotor sitzt in einer silbernen Dose und erinnert eher an eine Trinkflasche im Halter. Diese Weltneuheit hat allerdings auch ihren Preis: Wer sich sein E-Bike zu Hause selbst zusammenschraubt, bekommt die Einzelteile für derzeit 34.900 Dänische Kronen, das sind rund 4.700 Euro.
„fusion“ besticht durch ungewöhnliche Optik
Am konsequentesten verfolgt der japanische Designstudent Yojiro Oshimo von der Fakultät für Handwerk und Industriedesign an der Musashino Art University den Ansatz, auf Metall zu verzichten.
Zwar braucht Yojiro Metall für Bremsen, Zahnräder, Schrauben und Kette – aber sonst ist an seinem „fusion“ getauften Rad alles aus Ahornz. Den Rahmen hat er aus sechs bis zwölf Millimeter starken, ausgehölten Teilen gebaut. Der Lenker wirkt wie aus einem Guss gefertigt und bietet integrierte Armlehnen zum Ausruhen bei längeren Touren. Selbst die Speichen bestehen aus geschwungenen Holzteilen. Das gibt dem edlen Stück eine ziemlich ungewöhnliche Optik.
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