3,5 Milliarden mehr 06.07.2016, 13:55 Uhr

Fette Rechnung: Stuttgart 21 kostet 10 Milliarden Euro

Stuttgart 21 dürfte der wohl teuerste Eisenbahntunnel Deutschlands werden. Nach einer internen Rechnung des Bundesrechnungshofes kostet das Schnellbahnprojekt bis zu zehn Milliarden Euro. Der scheidende Bahn-Vize Volker Kefer hinterlässt damit der Bahn und dem Steuerzahler eine fette Rechnung. 

Bauarbeiter Anfang Juni im Cannstatter Tunnel des Bahnprojekts Stuttgart 21: Der Bundesrechnungshof rechnet damit, dass die Gesamtkosten von bislang 6,5 auf bis zu 10 Milliarden Euro steigen.

Bauarbeiter Anfang Juni im Cannstatter Tunnel des Bahnprojekts Stuttgart 21: Der Bundesrechnungshof rechnet damit, dass die Gesamtkosten von bislang 6,5 auf bis zu 10 Milliarden Euro steigen.

Foto: Franziska Kraufmann/dpa

Die Kritiker des Bahnprojektes haben schon von Anfang an damit gerechnet, dass der ursprüngliche Kostenrahmen von 4,5 Milliarden Euro für Stuttgart 21 schöngerechnet war. Doch selbst im Bürgerdialog 2010 und 2011 beschwor die Bahn, die Horrorzahlen der Kritiker seien falsch.

Kritiker hatten schon 2015 mit 10 Mrd. Euro gerechnet

Jetzt zeigt sich, dass die Horrorszenarien der Kritiker und unabhängiger Gutachter viel mehr an der Realität waren als die offiziellen Angaben von Bahnvorstand Kefer. Ende 2015 hatte das Münchener Ingenieurbüro Vieregg-Rössler eine Kostensteigerung auf zehn Milliarden Euro vorhergesagt. Das wurde von der Bahn bestritten.

Demonstration gegen Stuttgart 21 am 30. September 2010 im Schlossgarten in Stuttgart: Schon früh wiesen Kritiker des Projektes auf die Kostenrisiken hin.

Demonstration gegen Stuttgart 21 am 30. September 2010 im Schlossgarten in Stuttgart: Schon früh wiesen Kritiker des Projektes auf die Kostenrisiken hin.

Quelle: Marijan Murat/dpa

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Doch nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung geht jetzt auch der Bundesrechnungshof in Bonn davon aus, dass das Projekt bis zu zehn Milliarden Euro kosten wird. Offiziell veranschlagt die Bahn einen Kostenrahmen von 6,5 Milliarden Euro.

Schon früher lag Ingenieurbüro Vieregg-Rössler richtig

Die Ingenieure bei Vieregg-Rössler scheinen schon lange mehr Durchblick zu haben als die Bahn selbst. Schon 2008 hatte das Ingenieurbüro im Auftrag der Grünen eine Berechnung vorgelegt, die für Stuttgart 21 auf Kosten zwischen 6,9 und 8,7 Milliarden Euro kam. Damals ging die Bahn selbst noch von 2,8 Mrd. € aus. Fünf Jahre später, im März 2013, erhöhte die Bahn den Kostenrahmen dann doch auf 6,5 Milliarden Euro.

Von Kostensteigerungen war keine Rede, als sich vor einer Woche Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (l.), und Bahn-Vize Volker Kefer (r.) im Lenkungskreis für Stuttgart 21 trafen. Vielmehr sollten Möglichkeiten für Kostensenkungen diskutiert werden.

Von Kostensteigerungen war keine Rede, als sich vor einer Woche Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (l.), und Bahn-Vize Volker Kefer (r.) im Lenkungskreis für Stuttgart 21 trafen. Vielmehr sollten Möglichkeiten für Kostensenkungen diskutiert werden.

Quelle: Christoph Schmidt/dpa

Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, hat der Bundesrechnungshof drei Jahre lang geprüft und gerechnet, hat interne Unterlagen der Bahn, von Ministerien und Behörden eingesehen und kommt jetzt zu ganz anderen Zahlen als die Bahn. Der Rechnungshof warnt in einem internen Bericht an Verkehrsminister Alexander Dobrindt nicht nur vor den Mehrkosten von 3,5 Milliarden Euro, sondern auch vor der fehlenden Finanzierung dieser Summe.

Der Bahnexperte der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel, kritisierte bereits in der Stuttgarter Zeitung, dass Stuttgart 21 zum „Fass ohne Boden“ wird und die Mehrkosten dazu führen könnten, dass andere wichtige Bahnprojekte auf Eis gelegt werden müssen.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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