Patent angemeldet 09.02.2018, 13:08 Uhr

Ford plant Polizeiautos, die automatisch Knöllchen ausstellen

Werden zukünftig autonom handelnde Polizeiautos aus ihrem Versteck heraus die Verfolgung von Verkehrssündern aufnehmen und Knöllchen verteilen? Möglich ist das: Autobauer Ford hat ein Patent angemeldet, in dem fahrerlose Polizeiautos den Straßenverkehr überwachen.

Polizeiauto von Ford: Der Hersteller hat sich das Patent für autonom fahrende Polizeiautos gesichert, die sogar automatisch Knöllchen ausstellen können.

Foto: Ford

Dieser Ford Mustang kann nicht autonom fahren: Er rollte 2017 im Kölner Rosenmontagszug mit.

Foto: Ford

Polizeiautos von Ford für Schottland.

Foto: Ford

Ein Patent, das der amerikanische Autobauer Ford in den USA angemeldet hat, beflügelt die Fantasie hinsichtlich des Straßenverkehrs der Zukunft. Werden künftig nicht mehr nur Polizisten, sondern auch Polizeiautos den Verkehr überwachsen und Verstöße automatisch ahnden?

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Ein Szenario: Stellen Sie sich vor, Sie sind unterwegs in Ihrem autonom fahrenden Auto, das natürlich alle Verkehrsregeln kennt und sich auch daran hält. Leider haben Sie es aber gerade ziemlich eilig und entscheiden, vorübergehend Steuer und Regie im Fahrzeug selbst zu übernehmen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Strecke scheint ihnen absurd und eilige Termine, die eingehalten werden müssen, hat man schließlich auch.

Vielleicht entscheiden Sie dann an der nächsten Ampel, dass Ihr Auto sicher noch geradeso durchflutscht, wenn Sie ein bisschen Gas geben. Und das Rot, das in Ihrer peripheren Sicht kurz aufleuchtet, lassen Sie großzügig als dunkelgelb durchgehen. Da kommt das neue Polizeiauto mit Ford-Patent ins Spiel. Denn es nimmt die Verfolgung auf, autonom wohlgemerkt. Eine Besatzung ist nicht erkennbar.

Polizeiauto fragt Privatauto: Wer saß am Steuer?

Nun nimmt das Auto Kontakt mit Ihnen auf: Beide Fahrzeuge kommunizieren drahtlos miteinander. Die unsichtbare polizeiliche Autorität will wissen, wer die Kontrolle des Fahrzeugs in den letzten Minuten hatte, Sie oder Ihr autonomes Vehikel. Ihr Auto – der Verräter – gibt an, dass Sie das Steuer übernommen hatten und leitet auch gleich Ihre Führerscheindaten weiter.

Ein Foto des Nummernschildes hat das Polizeiauto hinter Ihnen sowieso längst gemacht. Das Ergebnis der Maschine-Maschine-Kommunikation: Das Knöllchen, das Sie wegen überhöhter Geschwindigkeit erhalten, wird an Ihre Adresse geschickt. Für die dunkelgelbe Ampel gibt es eine Verwarnung.

Verkehrsverstöße werden über eine Zentrale an das Polizeiauto gemeldet

Das Szenario ist zwar noch Zukunftsmusik, doch Ingenieure arbeiten längst an der Technik. Wie jetzt bekannt wurde, hat Ford Global Technologies, das die Patente und Leistungsschutzrechte von Ford Motors verwaltet, ein entsprechendes Patent beim US-Patentamt eingereicht. „Autonomes Polizeifahrzeug“ heißt der Antrag und beschreibt Techniken und Methoden, mit denen von einem autonomen Polizeiauto aus Verkehrsverstöße überwacht und geahndet werden können.

Was wäre nötig, um das oben beschriebene Szenario Realität werden zu lassen? Damit ein autonomes Fahrzeug ein anderes überwachen kann, müssen Referenzwerte geschaffen werden. Zum Beispiel muss das Tempolimit bekannt sein und entweder über Kameras oder andere Sensoren mit dem individuellen Fahrzeug verglichen werden.

Fährt das Auto zu schnell, werden die Daten an eine zentrale Station gesendet, die die Geschwindigkeitsübertretung an das nächste Polizeifahrzeug weiterleitet. Dasselbe gilt auch für Ampeln und Stopp-Schilder, die Verkehrsdelikte per Kamera aufzeichnen.

Diskussionen mit der Maschine sind wirkungslos

Nun kommt das autonome Polizeiauto ins Spiel, dem selbstverständlich alle Verkehrsregeln aus einer Datenbank bekannt sind und das den Auftrag bekommt, die Verfolgung des Missetäters aufzunehmen. Das Auto verfügt über Laser, Kameras, Sensoren und die Möglichkeit der drahtlosen Kommunikation.

Diese Grafik stammt aus dem Patentantrag in den USA. Demnach kommuniziert das Polizeiauto mit dem Privatauto und stellt Daten sicher, etwa die gefahrene Geschwindigkeit und die Information, wer das Auto gesteuert hat.

Diese Grafik stammt aus dem Patentantrag in den USA. Demnach kommuniziert das Polizeiauto mit dem Privatauto und stellt Daten sicher, etwa die gefahrene Geschwindigkeit und die Information, wer das Auto gesteuert hat.

Quelle: Ford/US Patent and Trademark Office

Allerdings gibt es im Straßenverkehr nicht nur eindeutige Regelverstöße. Der menschliche Polizist hat in vielen Fällen einen Ermessensspielraum, siehe dunkelrote Ampel, und kann dann entscheiden (oder vom Übeltäter überzeugt werden), dass eine Verwarnung statt einer Geldbuße den gewünschten erzieherischen Effekt hat.

Mögliche Diskussionen und Beteuerungen der Unschuld zwischen Mensch und Maschine fallen in diesem Szenario zwar definitiv weg, beziehungsweise wären wirkungslos, aber ein kluges System sollte über Algorithmen verfügen, mit deren Hilfe auch die Maschine in Grenzfällen Entscheidungshilfe bekommt. Dafür will Ford Künstliche Intelligenz einsetzen. Eine weitere Fähigkeit des autonomen Polizeifahrzeugs bestünde darin, seine Warte-Position im Straßenverkehr so geschickt zu wählen, dass es nicht weithin sichtbar ist und nur im Falle der Verfolgung aus seiner Deckung kommt.

Autonome Polizeiautos können echte Polizisten nicht ersetzen

Aus dem Patentantrag geht hervor, dass Ford nicht davon ausgeht, dass autonome Polizeifahrzeuge den Bedarf an echten Polizisten im Straßenverkehr ersetzen können. Einige Routine-Aufgaben wie das Ausstellen von Strafzetteln beim Überfahren roter Ampeln, könnten delegiert werden. Dabei muss das autonome Auto nicht fahrerlos sein.

Echte Polizisten könnten mitfahren, müssten aber nicht unbedingt ihr Fahrzeug verlassen. Echte Polizisten würden außerdem immer gebraucht, schon allein deshalb, weil ein menschlicher Fahrer bei autonomen Autos jederzeit das Steuer übernehmen und die Verkehrsregeln missachten könne.

Ford will aber nicht nur Polizeiautos fahrerlos auf die Straße bringen. Gleiches plant Ford mit Taxis. Die sollen schon 2021 auf den Markt kommen.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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