Französische Schiffe stärken russische Marine
Die beiden Kriegsschiffe, die Frankreich ungeachtet der Ukraine-Krise ausliefern will, können die militärische Schlagkraft Russlands deutlich stärken – als Basis für Kampfhubschrauber, aber auch als Kommandozentrale.
US-Präsident Barack Obama hält das Geschäft für unverantwortlich, der britische Premier David Cameron würde es am liebsten verbieten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hält sich zwar in seinen Kommentaren zurück, aber sein Unbehagen ist spürbar. Steinmeiers Vorsicht hat einen guten Grund: Er weiß, dass ein Platzen des Deals dem wirtschaftlich stark angeschlagenen Nachbarn Frankreich massiv schaden würde. Vier Schiffe der Mistral-Klasse in einem Gesamtwert von rund zweieinhalb Milliarden Euro hat Russland bestellt, das erste wollen die Franzosen noch in diesem Jahr ausliefern.
Flexibler Einsatz bei Luftangriffen
Die Schiffe stehen für militärische Hochtechnologie, ganz im Gegensatz zum veralteten Bestand der russischen Marine. Experten schätzen ihre Bedeutung hoch ein: Mit ihnen wäre die russische Invasion in Georgien im Jahr 2008 viel schneller und erfolgreicher verlaufen, hieß es schon beim Abschluss des Kaufvertrages 2011. Die knapp 200 Meter langen und 32 Meter breiten Schiffe der Mistral-Klasse sind nicht nur Startbasis für bis zu 35 Kampfhubschrauber und mit modernen Flugabwehrraketen sowie vier Maschinengewehren ausgestattet – sie verfügen auch über Kommandozentralen, in denen bis zu 150 Soldaten eine Militäraktion steuern können.
Wichtigster militärischer Vorzug der Schiffe ist aber, dass sie sehr flexible Kampfführung bei gezielten Luftangriffen ermöglichen – ein Pluspunkt, über den die russische Marine bislang nicht verfügt. Das Grundmodell verfügt über sechs Landeplätze für Hubschrauber und ein 6400 Quadratmeter großes Flugdeck. Zudem kann das Tiefdeck vier Landungsboote aufnehmen, im Fahrzeugdeck ist Platz für bis zu 13 Panzer und 46 andere Fahrzeuge. Ausstattung und Bewaffnung der für Russland geplanten Schiffe weichen leicht ab, beinhalten unter anderem einen besonderen Schutz vor Vereisung auf dem Flugdeck.
Russische Soldaten trainieren in Frankreich
Kritik an der Lieferung weist die französische Regierung zurück. Bestehende und geplante Sanktionen der EU gegen Russland wegen dessen Unterstützung für die Separatisten in der Ukraine würden das lange vereinbarte Geschäft nicht berühren. Die Planungen sind auch bereits weit fortgeschritten: Seit Juni trainieren 400 russische Soldaten in Frankreich bereits auf dem fast fertig gebauten ersten Schiff. Und eigentlich gehört es ihnen auch schon: „Die Russen haben bezahlt; wir müssten 1,1 Milliarden Euro zurückzahlen“, sagte Präsident François Hollande vor Journalisten in Paris. Dieses Geld will Rußlands Präsident Wladimir Putin bei Nicht-Lieferung natürlich zurückfordern, zudem verlangt er eine Entschädigung.
Ein Beitrag von: