Luftfahrt-Konferenz 01.10.2021, 12:38 Uhr

Greta Thunberg: Aufschrift auf Flugzeug sorgt für Irritation

Bei einem Treffen von Politik und Luftfahrtbranche in Aachen ging es um CO2-neutrales Fliegen. Für Aufmerksamkeit sorgte am Rande eine Aufschrift auf einem historischen Flugzeug.

Eine Aufschrift auf einem historischen Flugzeug sorgte bei manchen Besuchern des Tages der Deutschen Luft- und Raumfahrtregionen für Stirnrunzeln. Foto: Peter Sieben

Eine Aufschrift auf einem historischen Flugzeug sorgte bei manchen Besuchern des Tages der Deutschen Luft- und Raumfahrtregionen für Stirnrunzeln.

Foto: Peter Sieben

Es ging um die Zukunft des Fliegens: CO2-Neutralität, E-Antrieb, Wasserstoff. Fliegen soll umweltverträglich werden, das ist ein erklärtes Ziel der aktuellen Regierung und wird wohl auch eines der nächsten sein. Beim 15. Tag der Deutschen Luft und Raumfahrtregionen in Aachen kamen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Forschung und Wirtschaft zusammen: Airbus, Boeing, Schaeffler und zig Start-ups zeigten am geplanten Forschungsflugplatz in Aachen-Merzbrück bei Würselen, wie das Fliegen von Morgen aussehen könnte. Für Irritation sorgte am Rande des Events indes eine Aufschrift auf einem Flugzeug, die mit Klima-Aktivistin Greta Thunberg zu tun hat.

Koordinator der Bundesregierung setzt auf Regionalflugzeuge statt Bahn

Aufschrift auf Flugzeug: „Vielleicht geht es um eine gewisse Greta Thunberg“

Ums Fliegen von gestern ging es nämlich in einem Hangar neben der Hauptveranstaltung. Dort pflegen Flugconnaisseure liebevoll formschöne Oldtimer-Modelle des vergangenen Jahrhunderts: Eine beeindruckende Sammlung historischer Doppeldecker und anderer Propellermaschinen, die sich die Besucher anschauen durften.

“Damit zu fliegen ist schon ein völlig anderes Gefühl als mit modernen Maschinen”, erzählte einer der Piloten vor Ort.

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Wie das Fliegen CO2-neutral werden soll

Für Irritation – irgendwo zwischen Belustigung und Empörung – sorgte bei vielen Besuchern indes die Aufschrift auf einem der historischen Flieger: Auf der Seite einer North American T-6 – ein einmotoriges Schulflugzeug aus den frühen 50ern – steht “Fuck you Greta” in schwarzen Lettern unmittelbar neben dem Auspuff – dort wo die Abgase entweichen. Ein politisches Statement? “Man könnte auch meinen, es handelt sich um eine Verflossene des Piloten”, mutmaßt ein Flieger schmunzelnd. “Oder aber es geht um eine gewisse Greta Thunberg.“ Nun – offenkundig geht es natürlich um Greta Thunberg und die Kritik der Fridays-For-Future-Bewegung (FFF) am CO2-emissionsintensiven Fliegen.

Die North American T-6. Foto: Peter Sieben

Die North American T-6.

Foto: Peter Sieben


North American T-6

15.500 T-6 wurden gebaut, die in 34 verschiedenen Ländern geflogen sind. Überwiegend als Trainer und Schulflugzeug, aber auch als Kampfflieger. Die T-6 war eine Weiterentwicklung des NA-16-Prototyps, der bereits 1935 flog.

Ob Harvard, SNJ oder schlicht T-6: Im zweiten Weltkrieg gehörten die North American Aviation Trainer zum festen Bestand. Die Tiefflieger bildeten zum Beispiel Jagdpiloten aus. Zu Beginn der 50iger-Jahre gab es immer noch einen hohen Bedarf an Modellen für das Pilotentraining mit den Maschinen – und so fanden die Maschinen ein weiteres Einsatzfeld. Heute ist die T-6 ein beliebtes Kunstflugzeug und Ausstellungsstück.


Was die Aufschrift zeigt: Zwischen den ehrgeizigen, aber notwendigen Plänen, das Fliegen spätestens in den 2030er Jahren zumindest bei Inlandsflügen komplett CO2-neutral zu machen, und der Sicht mancher Flieger auf die Dinge, gibt es eine recht deutliche Diskrepanz.

Es ist bei weitem nicht der einzige verbale Ausfall gegen die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg in den vergangenen Jahren. Immer wieder wird die heute 18-Jährige in Sozialen Netzwerken beschimpft – teils aufs Übelste. Als prominentes Gesicht von FFF projizieren manche ihren Unmut auf sie als Person, der sich bei einigen gar in regelrechten Hassbotschaften entlädt. Vor wenigen Jahren sorgte die Facebook-Gruppe „Fridays for Hubraum“ für Aufsehen. Ein paar Autoliebhaber aus dem Münsterland hatten sie gegründet, nach eigenem Bekunden aus Spaß und als Gegenbewegung zu FFF. Innerhalb weniger Tage hatte die Gruppe mehr als 500.000 Mitglieder. Und die Betreiber wurden der Masse an Hassnachrichten gegen Greta Thunberg nicht mehr Herr, mussten Tausende Kommentare löschen. Dabei sei die Gruppe als augenzwinkender Spaß gedacht gewesen.

So wie wohl auch die Aufschrift auf dem Oldtimer-Flugzeug. Ist das wirklich lustig, eine 18-jährige Klima-Aktivistin derart zu beleidigen? Sicher nicht. Abgesehen davon: Die Pflege historischer Flugzeuge, die ja durchaus Kulturgut sind, und der Weg zu einem klimafreundlichen Fliegen müssen nicht einmal Gegensätze sein. Das Fliegen alter Maschinen ist ein Nischenhobby, so wie das Fahren von spritschluckenden Oldtimern. Beides kann legitim sein und ein paar wenige Doppeldecker, die am Wochenende mal für eine Stunde über den Wolken knattern, machen den Klimawandelbraten nicht fett – es geht ja vielmehr um das massenhafte Fliegen, um Cargo-Flüge und Touri-Flieger, die auf Dauer emissionsfrei werden müssen. Ein solcher Satz kann nur für Unverständnis sorgen.

Start-ups und Flugzeug-Riesen reden über das Fliegen von Morgen

Und er passte so gar nicht zum Thema des Tages in Aachen: In der neu eröffneten Event-Location “Das Liebig” und am Flugplatz Aachen-Merzbrück stellten unter anderem namhafte Firmen wie Rolls-Royce und Airbus, Start-ups sowie Lehrende und Studierende von der RWTH Aachen Forschungsprojekte aus. Ob neue Antriebe, Finanzierungen von Hochschulprojekten oder historische Flieger – die Branche befindet sich im Umbruch. Auf der Veranstaltung wurden nicht nur klimafreundliche Entwicklungen ausgestellt, sondern auch Vorträge zur Luftfahrt 2.0 gehalten und mit Politikerinnen und Politkern erörtert.  

Beim 15. Tag der Luft- und Raumfahrtregionen in Aachen diskutierten Forschende, Wirtschaftsvertreterinnen - und Vertreter und Politikerinnen und Politiker über die Zukunft des Fliegens. Die Aussteller auf dem Flugplatz Aachen-Merzbrück und im Veranstaltungszentrum "Das Liebig" schlugen einen großen Bogen vom Fliegen von gestern über heute bis Morgen.

Foto: Peter Sieben

Dieser Segelflieger hat eine unterstützende Batterie an Bord.

Foto: Peter Sieben

Besucher konnten auch zahlreiche historische Flugzeuge wie diese North American T-6 bewundern.

Foto: Peter Sieben

Unsere Reporterinnen und Reporter waren vor Ort, um über die neuesten Entwicklungen zu berichten.

Foto: Peter Sieben

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und Markus Fischer, Programmdirektor Luftfahrt beim DLR.

Foto: Peter Sieben

Auch Thomas Jarzombek, Koordinator für Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung, war vor Ort.

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Markus Fischer vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum.

Foto: Peter Sieben

Beim 15. Tag der Luft- und Raumfahrtregionen diskutierten Forschende, Wirtschaftsvertreter und Politiker in Aachen über die Zukunft des Fliegens.

Foto: Peter Sieben

Foto: Sarah Janczura

CDU-Politiker Thomas Jarzombek im Gespräch mit ingenieur.de

Foto: Sarah Janczura

Foto: Peter Sieben

Foto: Sarah Janczura

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Ein Vorteil des typischen Aachener Regenwetters: Solche Maschinen sehen fast noch hübscher aus.

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Der Helix Verstellpropeller passt sich automatisch an die jeweiligen Flugbedingungen an - das macht das Fliegen effizienter.

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

In Segelflugzeugen greift eine neuartige Heimkehrhilfe.

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Die Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen auf dem 15. Tag der Deutschen Luft- und Raumfahrtregionen.

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Die Drohne Urban Ray soll künftig unter anderem medizinische Proben transportieren.

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Foto: Peter Sieben

Greta Thunberg kritisiert „leere Worthülsen“ der Politik

Klima-Aktivistin Greta Thunberg setzt sich seit Jahren für eine Klimapolitik ein, die sich an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel orientiert. Damit findet sie international immer wieder große Beachtung. Erst kürzlich hat sie der Politik “hochtrabende Worte” vorgeworfen, die zu keinen Veränderungen führen würden. An die Jugendklimakonferenz in Mailand stellte sie selbst kaum Erwartungen. „Die Worte klingen gut, aber haben bislang noch zu keinen Taten geführt“, sagte sie dort. Das Treffen gilt als Vorbereitung auf den Klima-Gipfel COP26 in Glasgow. Laut Greta hätte es in den letzten 30 Jahren nur “Bla bla” in punkto Klimaschutz gegeben. „Es gibt keinen Planeten B, es gibt keinen Planeten bla, bla, bla, grüne Wirtschaft bla bla, CO2-Neutralität bis 2050 bla bla“, sagte die 18-jährige Aktivistin wortwörtlich in Mailand. Dafür erntete sie Applaus der anderen Teilnehmenden aus aller Welt.

Bilanz des Pariser Klimaabkommens

Das Pariser Klimaabkommen gilt als Meilenstein im Kampf gegen die Erderwärmung und den Klimawandel. Die Erderwärmung soll deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschränkt werden. 2015 wurde das Abkommen verabschiedet. Wie sieht die Bilanz aus?

Weltklimarat schließt Horrorszenarien nicht aus: Klimawandel ist verheerend

195 Länder unter einen Hut in Sachen Klimaschutz zu bekommen, ist eine schier unlösbare Aufgabe. Das Pariser Klimaabkommen wurde also nicht ohne Grund als Durchbruch gefeiert. 2020 sollte die Klimakonferenz in Glasgow die Ambitionen vorantreiben und den Ländern helfen, Netto-Null-Emissionsstrategien zu verabschieden. Vor allem in der Luftfahrt gibt es große Herausforderungen, um das klimaneutrale Fliegen zu schaffen. Die Corona-Pandemie hat einen Strich durch die Rechnung gemacht, da sich die Prioritäten verschoben haben. Der Kampf gegen das Coronavirus hat seit zwei Jahren die Welt fest im Griff. Statt einem Präsenztreffen, fand der Klima-Gipfel in abgespeckter Form digital statt.

Im weltweiten Lockdown sanken die Treibhausgasemissionen zwar kurzzeitig – doch ebenso steigen sie nun wieder. Im aktuellsten Climate Change Performance Index, der die Klimaschutzleistung jener 57 Länder bewertet, die zusammen mit der EU für 90 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind, steht klar, dass kein Land genug gegen die Erderwärmung unternimmt. Hat Greta Thunberg also Recht mit ihrem Vorwurf?

Einige Experten gehen immer noch davon aus, dass die Welt die Kurve noch bekommt. Die Zusagen der größten Kohlenstoffemittenten der Welt hätten das Pariser Ziel in „erreichbare Distanz“ gebracht, so die Einschätzung im Climate Action Tracker. Die unabhängige wissenschaftliche Analyse zweier deutscher Forschungsorganisationen sieht Bewegung in den Bestrebungen der Null-Emissions-Gesellschaft sei. Jedoch brauche es höhere Ziele für 2030. 27 Staaten haben sich in Brüssel verbindlich darauf geeinigt, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. Die Finanzierung ist und bleibt aber in allen Staaten eine Herausforderung.

Unterstützer von Greta Thunberg loben den Ernst und die Kompromisslosigkeit, mit der die Aktivistin auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam macht. Sie habe das wichtige Thema in die öffentliche Debatte gebracht. Kritiker merken indes an, dass eben diese Kompromisslosigkeit und die Konzentration auf das eine Thema auch problematisch sei. So sagte etwa SPD-Politiker Wolfgang Thierse, Thunbergs Aussage, dass das Klima keine Kompromisse vertrage, hänge ein „antidemokratischer Affekt“ an. Politik sei aber eben nur „nur Schritt für Schritt, immer auch auf dem Weg von Kompromissen“ machbar.

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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