Für Breitspur-Schienennetz: Erste von 80 Vectron-Lokomotiven hat Finnland erreicht
In Helsinki ist der erste Vectron von Siemens angekommen – eine Art Lokomotive aus dem Baukasten. Er ist die erste Lokomotive dieses Typs für ein Breitspur-Schienennetz und soll in diesem Jahr zu Testzwecken in Finnland fahren. 2017 sollen dann die ersten Vectron-Loks dort im kommerziellen Personen- und Güterverkehr eingesetzt werden. Die finnische Staatsbahn hat bei Siemens insgesamt 80 Vectrons bestellt.
Den Großauftrag der VR-Gruppe, der finnischen Staatsbahn, über die Lieferung von 80 elektronischen Lokomotiven in Breitspurausführung erhielt Siemens bereits Anfang 2014. Am Mittwoch vergangener Woche kam nun der erste Vectron in der finnischen Hauptstadt Helsinki an – eine Vorauslok, die im Frühjahr und Sommer zahlreiche Testfahrten absolvieren wird.
Die Lokomotive ist mit Messradsätzen zur Erprobung der Lauftechnik ausgestattet, außerdem wird die Zugsicherungsausrüstung getestet. Die gesammelten Messdaten fließen direkt in die Entwicklung der von der finnischen Bahn bestellten Serienloks ein.
Einsatz bei Eis und Schnee
Die neuen Loks müssen auch unter den extremen Klimabedingungen in Skandinavien zuverlässig ihren Dienst tun. Ab 2017 sollen die ersten zehn Lokomotiven den kommerziellen Betrieb aufnehmen und Personen und Güter in Finnland befördern. Die elektronischen Loks sollen auch die zum Teil aus den 1970-er Jahren stammenden Lokomotiven sowjetischer Bauart ersetzen.
„Für Siemens ist dies der bislang größte Einzelauftrag für die neue Lokomotiven-Generation Vectron und der erste Auftrag für dieses Modell in Breitspur“, sagte Jochen Eickholt, CEO der Siemens-Sparte Rail Systems. Finnland zählt zu den wenigen europäischen Ländern, die über ein breitspuriges Eisenbahnnetz verfügen. Auf einem Spezial-Fahrgestell, einem so genannten „Loco Buggy“, kam der erste Vectron diese Woche vom Siemens-Werk Allach auf deutschen Normalspurgleisen nach Finnland.
Lokomotive aus dem Baukasten
Das technische Konzept des Vectron beruht auf einem Baukastenprinzip – Siemens nennt es „Plattform“. Die Lokomotive kann für den schnellfahrenden Personenverkehr ebenso konfiguriert werden, wie für den grenzüberschreitenden Güterverkehr. Standardmäßig werden die Lokomotiven für eine maximale Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern ausgelegt.
Mit einem entsprechenden Vorrüstpaket könne der Vectron laut Siemens jedoch ohne größere Umbauten auf eine schnell fahrende Variante mit 200 Stundenkilometern hochgerüstet werden. Die Varianten ermöglichen den Betrieb in vier verschiedenen Spannungssystemen und verschiedenen Leistungsklassen.
Fahrzeugvarianten: Funktioniert mit Wechselstrom oder Gleichstrom
Das technische Konzept erlaubt die Herstellung kundenspezifischer Fahrzeugvarianten wie Wechsel- oder Mehrsystemlokomotiven. Das sind Lokomotiven, die unterschiedliche Antriebs- und Energiearten vereinen: Sie können die verschiedenen Bahnstromsysteme wie Oberleitung oder Stromschiene nutzen oder einen zusätzlichen Dieselantrieb integrieren. Die Lokomotive funktioniert mit den europäischen Wechselstrom-Netzen (AC) ebenso wie mit den Gleichstrom-Netzen (DC).
VR-Chef Mikael Aro verspricht sich viel vom Verton: „Die neuen elektrischen Lokomotiven werden die Effizienz und Umweltverträglichkeit des VR-Güterverkehrs verbessern. Ein noch größerer Anteil am Güterverkehr kann dann mit Strom erfolgen. Dank der Elektroloks wird auch der Passagierbetrieb schneller, sicherer und mit größerer Energieeffizienz möglich.“
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