Funketiketten steigern Effizienz in globaler Containerlogistik
Durch automatische Identifikationstechnologien werden intermodale Transportketten transparenter und effizienter. Deshalb sorgt die EU in Entwicklungsprojekten dafür, dass die moderne Funktechnologie auch im weltweiten Containerhandling Einzug hält. Der Schlüssel dafür steckt in der Radiofrequenzidentifikation (RFID). Das zeigte der erste vom Informationssystem „Sicis“ komplett überwachte Containertransport von China nach Rotterdam. VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 3. 10, Si
Die Steigerung der Effizienz von weltweiten Transportabläufen ist das Ziel von Sicis (Shared Intermodal Container Information System). Die neue IT-Plattform ist das Ergebnis des EU-Projekts „Integrity“. Sie bündelt alle den Wechselbehältertransport begleitenden Datenflüsse. „Sicis verfolgt die Wege von Behältern entlang der kompletten Logistikkette und registriert dabei alle Ereignisse, die durch die beteiligten Terminals oder durch Container-Security-Devices (CSD) erzeugt werden“, erklärte Nils Meyer-Larsen vom Bereich Produktionslogistik am ISL Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, Bremen, kürzlich nach der erfolgreichen Praxisüberführung des Systems.
Dazu war der erste von Sicis überwachte Container vom CMML Warehouse im südchinesischen Hafen Shekou auf die Reise nach Europa geschickt worden. Über das Yantian International Container Terminal (YICT) und das ECT (Europe Container Terminal) im Rotterdamer Hafen erreichte er schließlich am 16. Oktober das DHL-Lager in Rotterdam Albrandswaard.
Der Schlüssel für die automatisierte Containerüberwachung während des gesamten Transports steckt in der RFID-Technik. Denn Funketiketten und elektronische Siegel an dem Container lieferten einen großen Teil der Daten, die Sicis künftig auch autorisierten Unternehmen und Behörden bei weltweiten Transporten jederzeit anbieten kann.
Die bisherigen Praxistests haben laut den ISL-Informationen gezeigt, dass mit Sicis die Sicherheit der Transportkette verbessert und die logistischen Prozesse optimiert werden können. So biete das System die Verknüpfung der Daten aus der Containerüberwachung mit den Waren-Lieferinformationen. Dadurch würden die den Transport begleitenden Datenflüsse optimiert. Zudem sei das Containerinformationssystem eine offene, weltweit nutzbare Plattform, zu der alle Akteure der Lieferkette Zugang haben. Meyer-Larsen: „Sicis wird künftig ein einzigartiger Knotenpunkt sein, an dem alle Logistik- und Sicherheitsinformationen zusammengeführt werden und an den andere, schon vorhandene Systeme angeschlossen werden können.“
Die technische Neuerung des Systems bestehe darin, dass jede Art von CSD (Container Security Device) als Informationsquelle genutzt werden kann, denn Sicis sei in der Lage, unterschiedlichste Informationen zu lesen und weiterzuverarbeiten. Zudem sei die Informationsplattform bisher die einzige IT-Lösung, die vorhandene Informationslücken schließt und dadurch eine Verbesserung der Supply-Chain-Transparenz erreicht.
„Wir können den Container automatisch identifizieren, seinen Status erkennen – also ob er manipuliert oder geöffnet wurde – und wir können feststellen, ob der Container beschädigt wurde“, zählt Meyer-Larsen die wichtigsten Vorteile des RFID-Einsatzes beim Containertransport auf.
Diese führen laut Marcel Sames, Vertriebsleiter der Polzug Intermodal GmbH, Hamburg, zu einer erheblichen Beschleunigung bei der Containereingangs- und -ausgangskontrolle. Denn „unsere Umschlaggeräte können erst dann anfangen zu arbeiten, wenn die administrativen Prozesse abgearbeitet und alle Siegel überprüft wurden“, ergänzt der Logistikexperte. Für die Kontrolle eines Ganzzuges hätte er bisher etwa 2 h einplanen müssen, die durch den Einsatz der Elektronik nun eingespart werden könnten.
Die automatische Identifikation mittels RFID spielt ihre Vorteile nach Ansicht von Prof. Bernd Scholz-Reiter, Geschäftsführer des Bremer Instituts für Produktion und Logistik (Biba)vor allem im Umfeld der Seehäfen aus, denn dort, so erklärt der Experte, „sind kurze Durchlaufzeiten im Hinblick auf eine Kostenreduzierung besonders wichtig“.
Am Biba werden deshalb zurzeit mehrere Forschungsprojekte im Bereich der innovativen Seehafentechnologien in Zusammenarbeit mit Hafenterminalbetreibern durchgeführt. Als Beispiel nennt Scholz-Reiter die Identifikation von Rolltrailern im Ro-Ro-Verkehr, auf denen schwere und sperrige Güter transportiert werden. Die Erfassung erfolgt über passive Transponder. Die Zugmaschinen werden mit RFID-Leseeinheiten ausgestattet.
Eine WLAN-Anbindung der RFID-Identifikationseinheiten ermöglicht der zentralen Containerüberwachung die automatische Erkennung der Trailer. Hinzu kommt eine Positionserfassung über das Global Positioning System (GPS). Die permanente Erfassung aktueller Orts-, Zeit- und Statusinformationen zu allen auf dem Terminal befindlichen Ladungsträgern sowie die darauf basierende Aufzeichnung ihrer Historien erschließt den Seehafenlogistikern nach Ansicht von Scholz-Reiter eine Vielzahl von Optimierungspotenzialen. So könne beispielsweise nach Fehldispositionen der Suchaufwand für das Auffinden von Ladungsträgern vermindert werden. Darüber lassen sich die automatischen Identifikationssysteme für intelligente Lagerstrategien zur Reduktion von Umfahrprozessen und zur Prozessoptimierung in der Logistikkette nutzen. ROLF MÜLLER-WONDORF
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