Göteborg setzt auf Elektrobusse im Linienverkehr
Göteborg testete bereits seit einigen Jahren Hybridbusse im Nahverkehr. Jetzt rüstet die schwedische Großstadt im großen Stil auf Elektrobusse um. Die Busse von Volvo tanken Strom aus Wind- und Wasserkraft.
Die erste Elektrobuslinie der Industriestadt ging 2015 in Betrieb. Die Buslinie 55 führte mitten durch die Innenstadt Göteborgs, dort wo viele Menschen unterwegs sind, flanieren und in Straßencafés sitzen. Gerade hier hebt es die Lebensqualität ungemein, dass nicht mehr laute Busse mit Dieselmotor die Linie betreiben, sondern Hybridbusse und vollelektrische Busse von Volvo, die geräuscharm und emissionsfrei fahren. Was als Experiment unter dem Namen ElectriCity begann, wird ab 2020 im großen Stil aufgebaut. Das in Göteborg aktive ÖPNV-Unternehmen Transdev hat gerade 157 vollelektrische Busse des Typs Volvo 7900 EA bestellt. Der größte Einzelauftrag für Elektrobusse, der laut Volvo bisher in Europa getätigt wurde.
„Dieser Großauftrag bestätigt, dass Elektrobusse bereits als nachhaltige und finanziell tragfähige Lösung für die Forderung nach öffentlichen Personennahverkehrsmitteln mit hoher Beförderungskapazität anerkannt sind“, sagt Hakan Agnevall, Präsident der Volvo Bus Corporation.
Volvo bietet Antriebssystem und Ladeinfrastruktur als Komplettpaket
Die Elektrobusse hören auf den Namen Volvo 7900 Electric Articulated und sind die jüngsten Modelle des Unternehmens. Sie kamen erst im Herbst 2019 auf die Straßen. Ihre zwei Elektromotoren liefern eine Leistung von 200 Kilowatt.
Da die Reichweite auch von der Fahrweise, der häufigen Stops und Anfahrten, der Betätigung von Türen und dem Laufen von Klimaanlage und Heizung abhängt, bietet Volvo ein Rundum-Service an. „Wir gehen auf die Städte mit einer ganzheitlichen Systemperspektive zu, die Fahrzeuge, Servicedienste und Ladeinfrastruktur umfasst“, so Agnevall. Laut Transdev-CEO Gunnar Schön ein Grund, weshalb man sich für den schwedischen Bushersteller entschieden hat.
Gemeinsam setzen die Unternehmen auf Opportunity-Charging-Schnellladesysteme. Das heißt, die Aufladung erfolgt über sogenannte OppCharge-Stationen mit einer Leistung von 400 Kilowatt. Sie sind entlang der Linienstrecke installiert und liefern Energie, wann immer die Busse sie benötigen.
Die Elektrobusse überzeugten die Stadt Göteburg nicht nur durch ihre geräuscharme Fahrweise, sondern auch durch ihre Umweltfreundlichkeit: Laut Volvo haben sie im Vergleich zu herkömmlichen Dieselbussen einen 80 % niedrigeren Energieverbrauch.
Vollelektrische Busse haben sogar WLAN an Bord
Die vollelektrischen Busse bieten Fahrgästen einigen Komfort: Sie haben frei nutzbare Steckdosen, an denen Fahrgäste ihre Laptops und Smartphones aufladen können. Über ein WLAN-System können die Passagiere außerdem während der Fahrt im Internet surfen.
Ein- und Ausstieg sind durch eine extrabreite Tür in der Busmitte möglich, erklärt Agnevall, Präsident der Volvo Bus Corporation. „Zudem ist dort eine besonders große Stehfläche mit einem niedrigen Boden und ebenem Bodenverlauf eingerichtet worden, um die Nutzung des Busses für Senioren, Eltern mit Kinderwagen oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Fahrgäste mit Rollstühlen einfacher zu gestalten.“ Der Elektro-Gelenkbus hat eine Länge von 18 Metern, bzw. in der etwas größeren Variante 18,7 Metern, auf denen 150 Fahrgäste Platz finden sollen.
Göteborg präsentiert sich als nachhaltige Metropole
Wie viele Städte in Europa tüftelt Göteburg seit einigen Jahren an attraktiveren Nahverkehrslösungen. Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts ElectriCity, an dem neben der Stadt auch die Universität und die Industrie beteiligt waren, wurde u.a. die Buslinie 55 auf Hybrid- und schließlich Elektrobetrieb umgestellt. „Electricity und die Linie 55 sind handfeste Beweise dafür, wie sich Göteborg zu einer nachhaltigeren und offenen Metropole mit attraktiven öffentlichen Räumen und einem reichhaltigen Angebot entwickelt“, sagte Göteborgs Bürgermeisterin Anneli Hulthén bereits zu Beginn des Projekte. Nun zeig sich, wie erfolgreich die schwedische Stadt sich um weniger Umweltbelastung und mehr Ruhe im Zentrum bemüht hat.
Dass Städte nicht überall so bereitwillig über alternative Antriebslösungen im Personennahverkehr nachdenken, zeigt der Artikel „Der zögerliche Umstieg des ÖPNV auf Elektro“.
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