Kalifornien 21.12.2012, 18:28 Uhr

Google erhält Zulassung für fahrerlose Autos

In den USA hat Kalifornien als dritter US-Bundesstaat eine Zulassungsgenehmigung für fahrerlose Autos erteilt. Die Lizenz hatte Google für seine selbstfahrenden Autos beantragt. Damit macht der Suchmaschinenanbieter weiter Tempo beim Thema Mobilität. Schon seit Jahren nutzt Google an der Stanford University entwickelte Verfahren. Die US-Automobilindustrie betrachtet das mit Sorge.

Google: Fahrerlose Autos basieren meist auf Toyota Prius.

Google: Fahrerlose Autos basieren meist auf Toyota Prius.

Foto: Google

Nach Nevada und Florida hat inzwischen auch Kalifornien grünes Licht für den Testbetrieb von Googles selbstfahrenden Automobilen gegeben. „Was uns bis vor Kurzem noch als Science Fiction erschien, ist inzwischen die Technologie von heute geworden“, sagte Gouverneur Edmund Brown in einer kurzen Rede am Hauptsitz von Google in Mountain View im Silicon Valley. Das neue Gesetz erlaubt den Testbetrieb von Googles selbstfahrenden Autos auf allen öffentlichen Straßen im Bundesstaat Kalifornien, inklusive Schnellstraßen und Autobahnen.

Weitere US-Staaten dürften schon alsbald folgen, denn ähnliche Gesetzesvorlagen sind auch in Arizona, Oklahoma, Washington DC, New Jersey und Hawaii in Arbeit. Mit diesen Gesetzen sollen Fahrzeughersteller und Betreiber eine rechtliche Basis bekommen, wonach sie ihre autonomen Autos unter echten Bedingungen im öffentlichen Straßenverkehr erproben können.

Google verfügt über 12 fahrerlose Autos

Hauptlobbyist für diese Gesetze ist Google. Der Internet-Gigant verfügt inzwischen über zwölf solcher Fahrzeuge, die meisten davon basieren auf Toyotas Prius. Für die Sensorik setzt Google auf einen 360°-Laser, der auf dem Dach des Autos angebracht ist und 1,5 Mio. Pixel/s liefert. Insgesamt haben Googles Autos bereits über 500 000 km unfallfrei auf den öffentlichen Straßen in Nevada und Florida zurückgelegt.

Am Weitesten fortgeschritten sind inzwischen die Versuche in Nevada, wo schon im vorigen Jahr die erste Testgenehmigung erteilt wurde. Vorausgegangen waren intensive Erprobungen, an deren Ende das Auto alle Stationen einer Führerscheinprüfung bestehen musste. Höhepunkt war eine Fahrt zur Rushhour über den belebten Las Vegas Boulevard, besser bekannt als „The Strip“.

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Nachdem alle Tests erfolgreich bestanden waren und auch die erforderliche Dokumentation vorgelegt wurde, bekam das Auto ein eigens dafür geschaffenes Nummernschild, auf dem am linken Rand ein Unendlich-Symbol eingeprägt ist. „Wir sind sehr stolz, dass Nevada der erste Staat weltweit ist, der fahrerlose Autos lizenziert hat“, sagte damals Bruce Breslow, Chef der dortigen Verkehrsbehörde.

Google muss erhebliche Zulassungsauflagen für fahrerlose Autos erfüllen

Während eine Zulassungslizenz in Kalifornien nur 100 $ kostet, sind die weiteren Auflagen für die Zulassung und den Betrieb dieser Fahrzeuge in allen drei Staaten erheblich. So muss für jedes Fahrzeug nachgewiesen werden, dass es zuvor mindestens 10 000 Meilen unfallfrei auf Land- und Bundesstraßen sowie auf Autobahnen absolviert hat. Des Weiteren hat Google für jeweils fünf Fahrzeuge eine Bürgschaft von 1 Mio. $ zu hinterlegen. Außerdem muss das Auto eine Blackbox haben, die fortlaufend alle Daten der letzten 30 s protokolliert, sodass nach einem Unfall der Hergang genauestens analysierbar ist.

Letztlich aber traut man dem Roboterauto doch noch nicht hundertprozentig, denn es darf nur dann fahren, wenn zwei Personen mit dabei sind, von denen jeder unabhängig voneinander unmittelbar die Fahrzeugführung übernehmen kann.

Bis zur allgemeinen Serienreife und Straßenverkehrszulassung sind nach Expertenmeinung noch mindestens zwei bis drei Jahre intensiver Testarbeit erforderlich. „Es gibt noch viele Probleme zu lösen – und zwar nicht nur technische, sondern vor allem auch rechtliche und verhaltensbedingte“, sagte Googles Projektleiter Anthony Lewandowski auf einer Pressekonferenz in Kalifornien.

Mit den „verhaltensbedingten“ Problemen meint er die Programmierung von Entscheidungsalternativen. Beispielsweise das Problem, dass das Auto plötzlich einer Person ausweichen muss und dabei den Frontalzusammenstoß mit einem entgegenkommendem Fahrzeug in Kauf nehmen muss. Bei Google arbeitet man aber schon an der Zeit nach der allgemeinen Zulassung. So hat sich Google ein Patent gesichert, wonach ein selbstfahrendes Auto autonom ein durch einen Barcode oder RFID-Signal eingegebenes Ziel ansteuern kann.

Patentbeschreibung für fahrerlose Autos klammert öffentlichen Straßenverkehr vorerst aus

In der Patentbeschreibung verzichtet Google auf die Erwähnung des öffentlichen Straßenverkehrs, sondern sieht diese Anwendung in geschlossenen Einrichtungen, wie geführte Touren durch Stadtparks oder ein Shuttleservice auf großen Parkplätzen oder innerhalb großer Parkhäuser, wie man sie unter anderen an Flughäfen vorfindet. Doch sollte sich die Technik dort bewähren, ist der Pizzakurier demnächst nur noch ein kleines Roboterauto.

Amerikas Autoindustrie ist mit dieser Entwicklung überhaupt nicht zufrieden, da sie bei dem gesamten Entwicklungsprozess komplett ausgeschlossen ist. „Die heutigen Pkw sind so gebaut, dass eine verantwortliche Person die Kontrolle über das Fahrzeug hat und dieses sicher durch den Straßenverkehr lenkt. Es ist erforderlich, dass die Fahrzeughersteller zumindest ihr Einverständnis geben müssen, wenn diese Autos zu selbstfahrenden Robotern umgerüstet werden“, hieß es anlässlich der Lizenzvergabe in Kalifornien auf der Webseite der Alliance of Automobile Manufacturers.

Die Bedenken sind jedoch vorwiegend wirtschaftlicher Natur, denn am Ende dieser Entwicklung besteht die Gefahr, dass die großen Autohersteller teure Lizenzgebühren an Google zahlen müssen, damit sie ihre Fahrzeuge mit der Selbstfahrtechnologie ausrüsten können, denn der Bedarf dafür ist unbestritten vorhanden.

 

Ein Beitrag von:

  • Harald Weiss

    Freier IT-Journalist, IT-Analyst und IT-Consultant in Kaiserslautern. Nach verschiedenen Positionen in Softwareentwicklung,  MarCom und PR, 17 Jahre President New York Reporters in New York. Seit 2016 freischaffend wieder in Deutschland.

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