Graffiti auf Egyptair-Maschine: „Wir holen diese Maschine runter“
Terroristen könnten es gezielt auf den abgestürzten Airbus A320 der Egyptair abgesehen haben. Vor zwei Jahren hat Bodenpersonal in Kairo das Flugzeug beschmiert mit dem Spruch „Wir werden dieses Flugzeug herunterholen”, berichtet die New York Times. Als Ursache kommt aber auch ein Kabelbrand in Betracht.
Die Drohung, geschrieben auf den Bauch der Maschine, war dem Bericht zufolge in arabischen Schriftzeichen formuliert. Anschließend wurden radikalisierte Flughafen-Beschäftigte entlassen. Sie sollen Anhänger der Muslim-Bruderschaft in Ägypten gewesen sein und waren als Bodenpersonal im Einsatz. Zudem wurden zusätzliche Sicherheitsbeamte engagiert, die die Flüge seitdem unbewaffnet begleiten. Drei dieser Security Guards waren auch an Bord der Unglücksmaschine, berichtet die New York Times.
Üblicherweise sind nur zwei Sicherheitsbeamte an Bord. Warum im Fall des Fluges von Paris nach Kairo drei statt zwei Safety Guards mitflogen, ist unbekannt.
Die Egyptair-Maschine ist nicht das erste Flugzeug, das mit radikalen islamistischen Sprüchen beschmiert wurde. Nach dem Terroranschlag in Paris wurden zwei Flugzeuge auf den Flughäfen Charles de Gaulle und Lyon mit der Parole „Allah ist groß“ entdeckt.
Ägyptische Maschine war zuvor in Eritrea und Tunesien
Sollte die Egyptair-Maschine durch einen Anschlag zum Absturz gebracht worden sein, können die Terroristen aber nicht nur in Paris an Bord gegangen sein. Sie können auch zuvor eine Bombe an Bord geschmuggelt haben, ohne an Bord gewesen zu sein. In den 24 Stunden vor dem Absturz war die Egyptair-Maschine unter anderem in Eritrea, einem afrikanischen Land, das für Terrorismus bekannt ist. Anschließend flog der Airbus über Kairo nach Tunis. Tunesien war in jüngerer Zeit immer wieder ein Land schwerer Terroranschläge.
Von Tunis ging es dann nach Paris zum Charles-de-Gaulle-Flughafen. Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel hatte der Flughafen rund 60 Mitarbeitern die Genehmigung zum Betreten von Flughafenanlagen auf der Flugzeugseite – das so genannte Airside-Gebiet – entzogen, weil sie Kontakte zu als terroristisch eingestuften Kreisen hatten.
An allen genannten Plätzen hätte eine kleine Bombe an Bord geschafft werden können. In Paris kommt erschwerend die späte Abflugzeit in der Nacht bei Dunkelheit hinzu, zu der die Wachsamkeit des Sicherheitspersonals erfahrungsgemäß nachzulassen beginnt. Die Maschine startet um 23:09 Uhr in Paris.
Auch beim Absturz des russsischen Airbus A321 am 31. Oktober 2015 über der Sinai-Halbinsels soll ein Flughafenmitarbeiter eine Bombe an Bord geschmuggelt haben. Die Maschine war in Kairo gestartet und auf dem Weg nach Russland.
Auch Kabelbrand kann Absturz ausgelöst haben
Als Ursache des Unglücks, bei dem wohl alle 56 Passagiere und 10 Crewmitglieder ums Leben gekommen ist, wird weiterhin auch die Möglichkeit eines Kabelbrands diskutiert. Derartige Brände hat es bereits mehrfach als Folge von Überhitzungen und blank gescheuerter Kabel gegeben.
Ein besonders schwerer Fall verursachte 1998 den Absturz der MD-11 der Swissair vor Halifax in Kanada. Damals kamen alle 229 Passagiere ums Leben. Ursache soll ein Kabelbrand im Unterhaltungssystem gewesen sein. Laut offiziellem Untersuchungsbericht hatte sich das elektronische Unterhaltungssystem für die Passagiere überhitzt und einen Brand verursacht, den die Besatzung trotz erheblicher Anstrengungen nicht löschen konnte. Allerdings gibt es auch Spekulationen um einen Brandanschlag auf die Swissair-Maschine.
Auch Egyptair hatte bereits Probleme mit Bränden in Flugzeugen. Besonders schlimm waren die Folgen eines Brandes 2011 im Cockpit einer Boeing 777-200, die vollbesetzt vor dem Abflug noch am Boden in Kairo stand. Dieser Brand war so schwer zu löschen, dass das Flugzeug schließlich als Totalverlust abgeschrieben werden musste. Die Passagiere konnten aber noch rechtzeitig evakuiert werden, es gab keine Toten und Verletzte.
Rauchmelder schlugen in der Egyptair-Maschine Alarm
Im Falle des Fluges MS804 gab es zwei Alarmsignale von Rauchmeldern, einmal aus der Toilette direkt hinter dem Cockpit und aus der so genannten Electronics Bay direkt unter dem Cockpit. Andere Alarmmeldungen signalisierten elektrische Störungen der Fensterenteisung im Cockpit und der Öffnungsfunktion der Fenster im Cockpit.
Insgesamt gab es sieben Störungsmeldungen am 19. Mai in der Zeit von 00.26 bis 00.29 Uhr (MEZ). Diese Meldungen sind detailliert festgehalten vom ACARS-System (Aircraft Communications and Reporting System) des Flugzeugs, das diese Meldungen automatisiert an die Bodenzentrale der jeweiligen Luftfahrtgesellschaft sendet. Die erste Meldung um 00.26 Uhr betraf den Defekt der Fensterenteisung im Cockpit.
Die Maschine war in der Nacht zum Donnerstag über dem Mittelmeer abgestürzt. Wie die griechischen Behörden inzwischen mitteilten, soll der Airbus A320 in abrupten Kurven südlich der Insel Karpathos abgestürzt sein. „Erst 90 Grad nach links, dann 360 Grad nach rechts“, so der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos.
Egyptair – eine Fluggesellschaft mit auffälligen Vorkommnissen
Die ägyptische Fluggesellschaft, die jahrzehntelang unter dem Namen Misrair flog, ehe sie erst vor wenigen Jahren zu Egyptair umfirmierte, hatte im Laufe der zurückliegenden 17 Jahre einige kritische Vorkommnisse. Das führte zu Überlegungen europäischer Luftfahrtbehörden, der Egyptair die Landerechte aus Sicherheitsbedenken zu entziehen, wie das gegenüber anderen Gesellschaften tatsächlich erfolgte.
Im Einzelnen waren die Hauptvorkommnisse:
1999 steuerte der Co-Pilot einer Boeing 767 das Flugzeug gezielt in den Nordatlantik. 217 Menschen kamen ums Leben.
2002 verunglückte eine Boeing 737 in Tunis bei einem Landeversuch bei sehr schlechtem Wetter. 14 der 62 Insassen kamen ums Leben.
2009 hatte die EU so viele Sicherheitsbedenken, dass es zu eingehenden Verhandlungen mit Ägypten kam, in deren Verlauf die Sicherheit des Flugbetriebs aber so verbessert wurde, dass die Landerechte schließlich nicht entzogen wurden.
2011 führte ein Kabelbrand in einer Boeing 777 auf dem Flughafen von Kairo zu einem Totalverlust der Maschine. Menschen kamen dabei nicht ums Leben.
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