Größte Elektrofähre der Welt wartet auf funktionierende Ladestation
Sie ist zwar schon 26 Jahre alt, und doch ist die Autofähre zwischen den Hafenstädten Helsingör in Dänemark und Helsingborg in Schweden neuerdings die größte Elektrofähre der Welt. Ingenieure haben einen Elektroantrieb eingebaut. Allerdings musste die Fähre den offiziellen Betriebsbeginn verschieben: Die Ladetechnik funktioniert noch nicht fehlerfrei.
Eigentlich sollte die weltweit größte, rein elektrisch angetriebene Fähre bereits seit dem 19. Juni durch die Ostsee zwischen Dänemark und Schweden fahren. Doch die automatischen Ladestationen in den Häfen funktionieren noch nicht zuverlässig. Deswegen verschob die schwedische Reederei Ferries Group die Umstellung der Tycho Brahe auf Elektroantrieb.
ABB muss nachbessern: Ladungsroboter nicht zuverlässig
Es hapert an der automatischen Aufladung der Batterien bei jedem Hafenstopp. Das soll ein Roboter übernehmen. 400 Meter vor dem Anlegen peilt ein Laserscanner das einlaufende Schiff an, um die genaue Position des Ladekabels zu erfassen. Sobald die Fähre festgemacht hat, fährt ein Roboterarm aus, der sich auf einem zehn Meter hohen Turm befindet, und schnappt sich das Ladekabel.
Er zieht das Kabel bis zur Steckdose, die sich unterhalb des Roboterfußes befindet. Dieses Manöver scheint noch nicht präzise genug zu funktionieren, ist aber eine Voraussetzung dafür, dass der Betrieb einwandfrei läuft. Die Fähren legen bereits gut zehn Minuten nach ihrer Ankunft wieder ab. Während dieses kurzen Stopps sollen die Batterien mit 1.200 kWh geladen werden. Entwickelt wurden die automatischen Ladestationen vom schwedisch-schweizerischen Konzern ABB, dem Hauptpartner bei der Umrüstung der Fähre.
Bald kommt eine noch größere Elektrofähre
Die Tycho Brahe, benannt nach dem berühmtesten dänischen Astronomen, kann 1.100 Passagiere und 238 Fahrzeuge befördern. Noch größer ist die Aurora der gleichen Reederei, die 1992 gebaut wurde, ebenfalls auf Elektroantrieb umgerüstet wird und 1.250 Passagieren Platz bietet.
Beide Fähren werden mit der gleichen Antriebstechnik ausgestattet. Der Elektromotor, über den ABB und die Reederei nichts mitteilen, wird mit Strom aus 650 ABB-Batterien versorgt. Sie haben eine Kapazität von gut 4.100 Kilowattstunden. Das entspricht der Stromversorgung von 115 e-Golfs und reicht für zweieinhalb Überfahrten.
Die Batterien sind in zwei Containern, die ein Kran an Bug und Heck einfach auf dem Deck abgestellt hat. Dort untergebracht sind zudem Transformatoren, Gleichrichter und das Kühlsystem, das mit Seewasser arbeitet.
Allerdings werden die Elektromotoren in beiden Fähren nur zusätzlich eingebaut. In Notfall können die Schiffe auf ihren Sechs-Zylinder-Dieselantrieb von Wärtsilä zurückgreifen, der an Bord geblieben ist und als Back-up dient.
Die beiden skandinavischen Städte Helsingör und Helsingborg trennt eine nur vier Kilometer breite Meerenge. Pro Jahr transportieren die dort eingesetzten Fähren 7,4 Millionen Passagiere und 1,9 Millionen Fahrzeuge.
CO2-Emissionen sinken nicht auf Null
Passagiere und die Bewohner der beiden Hafenstädte profitieren in zweierlei Hinsicht von der Umrüstung: Die Fähren sind leiser als die mit Dieselmotoren, und sie emittieren weder stinkende Abgase noch Ruß.
Die Umrüstung reduziert die Emissionen an Kohlendioxid allerdings nicht vollständig. Dänemark produziert noch rund 60% seines Stroms in fossilen Kraftwerken. Acht werden mit Steinkohle betrieben, eins mit Erdgas. Wenn die Fähre allerdings mit schwedischem Strom versorgt wird, sieht das anders aus. Die Skandinavier beziehen ihre elektrische Energie CO2-frei je zur Hälfte aus Kern- und Wasserkraftwerken.
Auch Siemens verfügt wie ABB über Elektroantriebe für Schiffe. Der deutsche Technologiekonzern hat mit dem norwegischen Schiffsbauer Fjellstrand eine kleinere Autofähre entwickelt, die seit 2015 in Norwegen die Ufer eines Fjordes verbindet. Sie war die weltweit erste Elektrofähre im Linienverkehr.
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