Größte Segelyacht der Welt hat Kieler Werft verlassen
Die Bootswelt ist um eine Superlative reicher: Die mit 143 m Länge größte Segelyacht der Welt hat die Werft in Kiel verlassen. Sie trägt den Namen „Sailing Yacht A“ und ist unglaublich groß. Sie ist länger als die Gorch Fock und ihre Masten sind doppelt so hoch. Was der Dreimaster außer seiner beeindruckenden Länge sonst noch zu bieten hat?
143 m Länge sind für eine Segelyacht unglaublich. Die Gorch Fock, das Flaggschiff der deutschen Marine, ist mit 89 m Länge geradezu ein Zwerg. Und mit 25 m ist die Sailing Yacht A auch doppelt so breit wie die Gorch Fock. Was will nur der russische Milliardär Andrej Melnitschenko, der sein Geld mit einer Bank und Industriebeteiligungen in Russland gemacht hat, mit solch einer Yacht, die größer ist als ein Schiff?
Philippe Starck hat größte Yacht der Welt entworfen
Auf jeden Fall ist die Yacht, die ursprünglich White Pearl hieß und Melnitschenko nun Yacht A nach dem Vornamen seiner Ehefrau Alexandra nennt, nicht nur wegen der Größe ausgesprochen faszinieren. Das gilt auch für die Form. Trotz seiner Maße wirkt der silbergraue Koloss vom Design her auf den ersten Blick eher schlicht. Futuristisch. Woran das liegt? Weil fürs Äußere der renommierte französische Designer Philippe Starck verantwortlich ist.
2012 hatte die Kieler Werft German Naval Yards mit dem Bau begonnen. Im Oktober 2016 war das Luxusschiff fertig, absolvierte mehrere Probefahrten, bis es am 5. Februar 2017 die Werft verließ. Auf zu neuen Ufern: Die offizielle Übergabe an den milliardenschweren Besitzer Melnitschenko ist für das späte Frühjahr geplant.
Segel so groß wie ein halbes Fußballfeld
Und der bekommt einen Dreimaster der Superlative: 3.700 m2 Segelfläche sind hier an Bord. Das entspricht etwa der Hälfte eines Fußballplatzes. Bis zu 21 Knoten (39 km/h) soll die Yacht unter Segeln erreichen können und einen Tiefgang von acht Metern besitzen. Die drei riesigen Segel lassen sich vollautomatisch setzten.
Die Technik dafür gilt als äußerst komplex und ist in einer solchen Größenordnung noch wenig erprobt. In Zeiten ohne Wind ist ein Hybrid-Diesel-Antrieb für die Weiterfahrt zuständig. Und ein hochmodernes Navigationssystem gibt es auch.
Für die geschätzten rund 400 Millionen Euro Kaufpreis – offizielle Angaben gibt es nicht – bekommt Melnichenko auch ein paar schöne Extras wie eine Lounge unterhalb der Wasserlinie mit Rundumblick. Auch ein eigenes Mini-U-Boot gehört zur Ausstattung der Segelyacht. Die Spitze des Schiffes ist verglast, um einen besseren Blick ins Meer zu haben.
Masten bis zu 100 m hoch
Bis zu 90 m hoch sind die Masten der „A“, fast so hoch wie der Big Ben in London. Brücken sind angesichts dieser Masten, die auch nicht eingeklappt werden können, mit Vorsicht beziehungsweise gar nicht zu genießen. Der Nord-Ostsee-Kanal ist keine Lösung, der wird von zehn zu niedrigen Autobahn-und Eisenbahnbrücken versperrt.
So gab es für die Segelyacht beim Verlassen Kiels nur einen Weg aus der Ostsee zur Nordsee, um das Schiff ins Mittelmeer zu bringen, wo Melnitschenko gerne an der Côte d’Azur unterwegs ist. Auch wenn die Yacht nicht mal unter der größten und mit 57 m höchsten Brücke der Ostsee über den Öresund zwischen Kopenhagen und Malmö herfahren kann, gibt es doch eine Lücke.
Denn der Verkehr der Öresundbrücke fließt Richtung Dänemark extra auf der künstlichen Insel Peberholm in einen Tunnel unter den Drogden-Sund. In der Rinne zwischen und dem Kopenhagener Ufer und Peberholm können Schiffe durch den 9 km langen und 8 m tiefen Drogden-Sund fahren. Danach ist der Weg frei Richtung Nordsee. Jetzt hofft die Werft in Kiel, dass der Tiefgang im Drogden-Sund genügt. Denn auch die Yacht kommt auf knapp 8 m Tiefe.
Übergabe der Yacht an der Côte d’Azur
Erstes Ziel der Segelyacht soll Kristiansand im Süden Norwegens sein. Von dort aus geht es mit frisch gefülltem Tank weiter in Richtung Mittelmeer. Wann genau und in welcher Hafenstadt am Mittelmeer die weltgrößte Segelyacht an Melnitschenko übergeben wird, steht noch nicht fest.
Es eilt ja auch nicht wirklich: Schließlich hat der russische Unternehmer ja noch seine 119 m lange Motoryacht – die übrigens ebenfalls schlicht „A“ heißt. Und auch von Philippe Starck designt wurde.
Und in Kiel hat German Naval Yards jetzt wieder Platz und Zeit für ein neues Großprojekt: Im März soll mit dem Bau einer etwa 80 m langen Yacht begonnen werden. Das Besondere: Sie soll Seiten und Fronten aus Glas bekommen. Das wäre doch auch einen Bericht wert.
Überhaupt sorgt der Schiffbau immer wieder für Überraschungen. So haben die Designer von Mercedes-Benz Style auf der Monaco Yacht Show 2016 das Boot „Arrow460 – Granturismo“ präsentiert. Die 14 m lange Motoryacht, die aussieht wie ein schwimmendes Auto, wurde in enger Zusammenarbeit mit Silver Arrows Marine (SAM) verwirklicht – einem Zusammenschluss international bekannter Schiffsarchitekten. Und sie ist ein echter Hingucker.
Ebenso wie die Superyacht des britischen Designers Jonathan Schwinge, die sieht aus wie eine Pyramide. Der Tetrahedron Superyacht würde man sogar zutrauen, aus dem Wasser nach oben aufzusteigen. Ein Modell, das in einen Science-Fiction-Film passt. Wenn Sie sich noch einmal die größten Yachten und kleinsten Jollen der Boot 2016 anschauen wollen, sind sie auf dieser Seite richtig.
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