Grüne Materialien sichern nachhaltige Mobilität
Moderne Kraftfahrzeuge punkten nicht nur mit Komfort und Leistung, sondern auch mit umwelt- und ressourcenschonenden Eigenschaften. Die Spezialisten für Kautschuk- und Kunststofftechnologie von Contitech präsentierten dafür auf der Hannover Messe unter dem Leitmotto „Engineering Green Values“ hautfreundliche und emissionsarme Oberflächenmaterialien für die Kfz-Innenraumausstattung.
In heutigen Pkw stehen etwa 10 m2 für die Verkleidung des Innenraums – z. B. Instrumententafeln, Tür- und Seitenverkleidungen, Sitze oder Mittelkonsolen – zur Verfügung. „Doch die Oberflächenmaterialien, die hier zum Einsatz kommen, tragen entscheidend zum Eindruck eines Autos bei“, erklärte Dirk Leiß, Vorstandsvorsitzender von Benecke-Kaliko, einem Geschäftsbereich von Contitech, Hannover, am 5. April auf der Hannover Messe. Zudem würden die Menschen zunehmend auf gesundes Raumklima achten.
Dafür hat der Kfz-Zulieferer besonders hautfreundliche und emissionsarme Bezugsmaterialien entwickelt. Als Beispiel nannte Leiß die Produktfamilie „Acella Eco“. Bei deren Entwicklung hätten die Werkstoffexperten auf schwermetallhaltige Stabilisatoren und Antimontrioxid verzichtet. Zudem seien sämtliche flüchtigen Stoffe auf ein absolut notwendiges Minimum begrenzt worden.
Acella Eco Green sei z. B. ein besonders hautschonendes emissions- und geruchsarmes Material für Fahrzeuginnenräume, das gemäß der Spezifikation VolvoENV0006 als kontaktallergenfrei eingestuft ist. Die neueste Entwicklung von Benecke-Kaliko ist Acella Eco Natural. „Dieses Produkt basiert bis zu 50 % auf nachwachsenden Rohstoffen“, so der Vorstandsvorsitzende.
Bestätigt wurden die umweltschonenden Eigenschaften der Acella-Eco-Produkte von Testern der Öko-Tex-Gemeinschaft. Sie untersuchten die neuen Innenraummaterialien auf gesundheitsrelevante Parameter. Resultat: Die Produkte haben mit dem Öko-Tex-Standard 100, Klasse 1, das anspruchsvollste Zertifikat erhalten. Dieses Siegel erhalten sonst nur Materialien, mit denen empfindliche Babyhaut unmittelbar in Berührung kommt, wie Babywäsche oder -bekleidung. In Serie verbaut wird das Material derzeit im Innenraum des Volvo XC60, der auf die Liste allergiesicherer Autos der Swedish Asthma and Allergy Association aufgenommen wurde, sowie in diversen anderen Volvo-Modellen.
Zu den weiteren vorrangigen Zielen von Benecke-Kaliko gehört die Nachhaltigkeit. Hierzu zählen laut Leiß auch der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen und leichteren Materialien – Themen, die insbesondere im Automobilbau eine immer größere Bedeutung erlangen. Deshalb habe das Unternehmen jetzt als weltweit erster Folienhersteller eine Ökobilanz für seine Acella-Eco-Natural-Innenraummaterialien erstellt und diese auf ihre Umweltverträglichkeit im Vergleich zum Standardmaterial getestet – vom ersten Spatenstich bei der Rohstoffernte über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Auch der gesamte Lebenszyklus von „Tepeo“, einer sehr leichten Schaumfolie für Türverkleidungen und Instrumententafeln, wurde einer herkömmlichen PVC-Folie gegenübergestellt.
Das Ergebnis der Ökobilanz-Untersuchungen: „Im Vergleich zum Standardbezugsmaterial weist Acella Eco Natural eine um 15 % verbesserte CO2-Bilanz auf“, berichtete Roland Freudenmann, Leiter Vorentwicklung PVC & PUR bei Benecke-Kaliko, auf der Messe. Die besonders leichte Tepeo-Folie konnte sogar eine um 48 % bessere CO2-Bilanz vorweisen als die Standardfolie. Damit seien diese Materialien für die Hersteller von Elektroautos und anderen besonders nachhaltigen Fahrzeugen eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Bezugsmaterialien. Freudenmann: „Einige Automobilhersteller zeigen bereits großes Interesse an den getesteten Materialien.“
ROLF MÜLLER-WONDORF
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