Harley-Davidson: Elektromotorrad „LiveWire“ ist ein Ladenhüter
Futuristisches Surren statt Harley-typischer Motorsound? Die US-Motorrad-Ikone Harley-Davidson hat auf der CES 2019 in Las Vegas das Elektromotorrad LiveWire vorgestellt – eine Zeitenwende, nicht nur für den Hersteller. Doch das E-Motorrad verkauft sich schlecht. Ingenieur.de mit den zentralen Fakten.
Livewire mutiert zum Ladenhüter. Das hat sich das Traditionshaus Harley-Davidson sicher anders gedacht. Anscheinend finden Preis und Zielgruppe nicht zueinander. Reuters gab nun bekannt, dass Harley-Händler das E-Motorrad nur schwer verkaufen. Jüngere Motorradfahrer, die als Zielgruppe der E-Harley gelten, schrecken bei dem Preis doch schnell zurück. Rund 30.000 US-Dollar kostet eine Livewire. Für diesen Preis kann es dann auch schon ein Tesla Model 3 sein. Aktuell erwerben hauptsächlich ältere Biker mit dem nötigen Geldbeutel das E-Motorrad. Doch genau diese Käuferschaft schwindet bei Harley-Davidson.
Harley-Davidson reagiert auf Trend zur Elektromobilität
Das Wichtigste in Kürze: Der klassische Harley-Motorsound ist beim Elektromotorrad Livewire nicht mehr zu hören. Immerhin hat der Hersteller den Zahnradsatz zwischen Motor und Zahnriemen so gebaut, dass Tonhöhe und Lautstärke mit wachsender Geschwindigkeit zunehmen. So sollen „Beschleunigung und Geschwindigkeit auch weiterhin zu einem akustischen Erlebnis werden“, aber eben anders als bisher. Der Hersteller hat das Elektromodell auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt – gemeinsam mit dem japanischen Elektronik-Konzern Panasonic, der wichtige Technik unter anderem für die Vernetzung beisteuert. Livewire ist das erste Elektro-Motorrad von Harley-Davidson.
Die Motorrad-Ikone reagiert damit auf den Umschwung der Branche in Richtung Elektromobilität. Livewire beeindruckt durch Leistung: Das E-Motorrad beschleunigt von 0 auf 60 Meilen pro Stunde (96,5 Kilometer pro Stunde) in 3,5 Sekunden. Der Preis mit umgerechnet 26.000 Euro ist nicht weniger beeindruckend. Zum Vergleich: Der preisgünstigste „Harley-Benziner“ startet bei 7.399 Euro. Das in Deutschland meistverkaufte Modell „Street Bob“ können Harley-Fans für 14.495 Euro kaufen. Die Reichweite einer Batterieladung liegt laut Herstellerangaben bei etwa 177 Kilometern, wobei die Werte beim Serienmodell abweichen können und auch vom Wetter abhängig sind. Die Akkus können an Schnelllade-Stationen oder an der heimischen Steckdose aufgeladen werden.
Livewire: Tiefer Schwerpunkt soll Handling verbessern
Ein Permanentmagnet-Elektromotor treibt Livewire an. Er ist tief im E-Motorrad verankert, um den Schwerpunkt zu senken. Das soll die Handhabung der Maschine und vor allem das Rangieren erleichtern, so der Hersteller. Die Leistung des Antriebsstrangs werde durch ein Alu-Chassis verstärkt, das ein „agiles Handling“ ermögliche – sowohl im Stadtverkehr als auch auf kurvigen Straßen außerhalb der Stadt. Der Motor fungiert dabei als tragendes Element des Chassis und macht dieses stabiler.
Akkuladestand per Smartphone-App prüfen
Livewire ist mit Brembo-Monoblock-Frontbremssätteln ausgestattet. Sie wirken auf 2 Bremsscheiben mit je 300 Millimetern Durchmesser ein. Zur serienmäßigen Ausstattung des Elektromotorrads gehören ein Antiblockiersystem (ABS) und eine Traktionskontrolle (Traction Control System, TCS). Per Smartphone-App lässt sich der Ladestand prüfen. Außerdem wird der Fahrer benachrichtigt, wenn das E-Motorrad umgestoßen oder bewegt wurde. Allerdings wird dieser Online-Dienst namens „H-D Connect“ nicht in allen Märkten zu haben sein, so das Unternehmen.
Harley Davidson hatte sein Elektro-Motorrad-Konzept Project „LiveWire“ 2014 aus der Taufe gehoben. Gemeinsam mit „echten Fahrern auf der ganzen Welt“ hat Harley-Davidson all das zusammengetragen, was für das Fahrerlebnis und an Funktionsmerkmalen wichtig ist. Basierend auf den Ergebnissen wurde das E-Motorrad bis zur Serienreife weiterentwickelt. Der Hersteller will mit Livewire gegen Absatzprobleme im Heimatmarkt ankämpfen. Das scheint derzeit missglückt. Vor allem jüngere Amerikaner sind kaum noch an den Motorrädern interessiert – und scheinbar noch weniger an dem luxuriösen E-Motorrad.
Harley-Davidson ist nicht der erste Hersteller, der Elektro-Zweiräder anbietet. Auch die Konkurrenten „Victory Motorcycles“ und „Zero Motorcycles“ setzen auf Elektromotorräder. Darüber hinaus gibt es verschiedene Hersteller, die Elektroroller im Portfolio haben. Einer von ihnen ist die Traditonsmarke „Vespa“.
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