Höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands ist wieder befahrbar
Sie liegt 107 Meter über der Wupper, ist 117 Jahre alt und endlich wieder befahrbar: die Müngstener Brücke zwischen Remscheid und Solingen. Begleitet von einem Feuerwerk rollte am Wochenende der erste Zug über die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands – nach 20-monatiger Sperrung.
„Ich hätte nicht gedacht, dass man bei einer Fahrt über die Müngstener Brücke einmal Tränen in den Augen haben würde“, sagte der Remscheider Bürgermeister Lothar Krebs dem Remscheider General-Anzeiger. Der Grund für diese Rührung: Er fuhr nach einer 20-monatigen Sanierungsphase am 12. Dezember als erster Passagier im Schritttempo über das 117 Jahre alte Wahrzeichen des Bergischen Landes – gemeinsam mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien.
Krebs genoss im Abellio-Sonderzug in 107 Meter Höhe endlich wieder den Blick auf die Wupper. Er wurde Zeuge, als begeisterte Brückenmonteure dem Zug zuwinkten, als dieser begleitet von einem Feuerwerk den Solinger Brückenkopf erreichte – als sie feierten, dass die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands wieder für den Personenverkehr der S-Bahn-Linie 7 freigegeben ist.
800 Tonnen Stahl entfernt, 700 Tonnen eingebaut
Diesem großen Eröffnungsmoment ging eine wahre Sanierungs-Odyssee voraus, deren Startschuss im April 2013 fällt. Die Deutsche Bahn beginnt mit der Erneuerung der sogenannten Fahrbahnbrücke – das ist der Teil der Stahlkonstruktion, auf den Schwellen und Gleise montiert sind. 800 Tonnen alter Stahl müssen weichen, 700 Tonnen neuen Stahl verbauen die Monteure. Zum Vergleich: Insgesamt wiegt die Brücke 4978,4 Tonnen. Eigentlich wollen sie bis November mit der Sanierung fertig sein.
Doch dann kommt die Hiobsbotschaft für die 5000 Pendler zwischen Solingen und Remscheid, die täglich auf die Brücke angewiesen sind und nun mit Bussen Vorlieb nehmen müssen: Die tragenden Bauteile unter der Fahrbahnbrücke, die sogenannten Kopfplatten, sind in schlechterem Zustand als erwartet. Ihre Reparatur dauert bis März 2014.
Erst im Juni beginnt endlich die Montage der 33-teiligen Fahrbahnbrücke mit Spezialkränen. Die 465 Meter lange Brücke ist zu diesem Zeitpunkt statt sieben Monate schon 14 Monate gesperrt. Das letzte neue Bauteil setzen die Monteure schließlich im Oktober 2014 ein.
Deutsche Bahn hat 30 Millionen Euro investiert
„Das war keine Sanierung, sondern eher ein Neubau“, sagt Rainer Latsch, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Nordrhein-Westfalen, in einem Bericht von Rheinischen Post. „Spontan fällt uns kein anderes Bauwerk ein, das wir jemals für 30 Millionen Euro saniert haben.“
Roland Bosch, Vorstand Produktion DB-Netz, fügt hinzu: „Wir haben viel gelernt für weitere Maßnahmen“. Diese sollen den 9200 Brücken im Bahn-Bestand zugutekommen, die wie die Müngstener Brücke älter sind als 100 Jahre.
Ganz fertig ist die Sanierung der Müngstener Brücke allerdings noch nicht. Nächstes Jahr will die Deutsche Bahn noch 28 Rollenlager austauschen lassen und der Brücke einen Rostschutz verpassen.
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