Siemens Manager gestorben 11.04.2025, 15:24 Uhr

Hubschrauberabsturz in New York – was ist genau passiert?

Bei einem Hubschrauberabsturz in New York ist ein Siemens-Manager mit seiner Familie gestorben. Was bisher über das Unglück bekannt ist.

Hubschrauberabsturz New York

Laut Augenzeugenberichten sind Teile des Hubschraubers abgebrochen, der daraufhin wie ein Stein in den Hudson River fiel. Das ist auf dem Bild aus einem Video gut zu sehen.

Foto: picture alliance / Bruce Wall via AP

Ein Rundflug über Manhattan wurde für eine spanische Familie zur tödlichen Katastrophe. Am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) stürzte ein Hubschrauber des Typs Bell 206 in den Hudson River – nahe dem Ufer von New Jersey. Alle sechs Insassen kamen ums Leben, darunter drei Kinder. Medienberichten zufolge handelte es sich um den globalen Leiter der Siemens-Sparte für Bahnautomatisierung, seine Ehefrau und ihre Kinder im Alter von vier, fünf und elf Jahren. Auch der Pilot überlebte den Absturz nicht.

Was über den Flug bekannt ist

Laut ersten Erkenntnissen startete der Hubschrauber gegen 15 Uhr in Downtown Manhattan. Die Route führte entlang der Südspitze Manhattans und anschließend flussaufwärts den Hudson entlang – zwischen New York und dem gegenüberliegenden Bundesstaat New Jersey. Am nördlichen Ende Manhattans kehrte der Pilot um. Kurz darauf kam es zur Katastrophe: Der Helikopter verlor scheinbar abrupt an Stabilität, begann zu trudeln und stürzte in den Fluss.

Augenzeugen berichten von dramatischen Szenen. Eine Frau sagte gegenüber der Zeitung „BILD“, der Helikopter habe gewirkt, als sei er mit Vögeln kollidiert. „Ich dachte, ich hätte Federn in der Luft gesehen.“ Ein weiterer Zeuge schilderte gegenüber „NBC News“, er habe gesehen, wie ein Rotorblatt wegflog – kurz darauf sei der Helikopter in zwei Teilen ins Wasser gefallen.

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Der Moment des Aufpralls

Videos, die sich rasch in den sozialen Medien verbreiteten, zeigen die Kabine des Hubschraubers, wie sie aus großer Höhe nahezu senkrecht ins Wasser stürzt. Der Aufprall war laut Augenzeugen mit einer Explosion vergleichbar. Einsatzkräfte erreichten die Stelle mit mehreren Booten, konnten jedoch keine der Personen an Bord retten. Die Wassertemperatur betrug zu diesem Zeitpunkt nur sieben Grad – das Überleben ohne sofortige Hilfe war nahezu ausgeschlossen.

Nahe dem Holland-Tunnel ragten noch die Landekufen des Wracks aus dem Wasser. Im Fluss trieben Wrackteile, darunter Fragmente von Sitzen, eine pinke Wasserflasche und ein einzelner Kinderschuh. Ob alle Gegenstände tatsächlich aus dem abgestürzten Helikopter stammen, ist bisher unklar.

Hubschrauber wird aus dem Hudson geborgen

Der verunglückte Hubschrauber wird in der Nacht aus dem Hudson geborgen.

Foto: picture alliance / AP Photo/Seth Wenig

Pilot meldete angeblich Probleme

Michael Roth, Chef des Unternehmens, dem der abgestürzte Helikopter gehört, sagte gegenüber der britischen Zeitung The Telegraph, der Pilot habe sich kurz vor dem Unglück noch gemeldet. „Er sagte, dass er landen wolle und Treibstoff brauche.“ Die Rückkehr zur Basis hätte etwa drei Minuten gedauert – doch nach zwanzig Minuten sei der Helikopter noch immer nicht zurück gewesen. Ein zweiter Helikopter sei losgeschickt worden und habe das Wrack schließlich entdeckt.

Siemens bestätigt den Tod des Managers

Der Industriekonzern Siemens bestätigte inzwischen den Tod des Managers und seiner Familie. In einer offiziellen Mitteilung heißt es: „Wir sind tief betroffen von dem tragischen Hubschrauberabsturz.“ Das Unternehmen sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

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Was die Behörden sagen

Bürgermeister Eric Adams teilte öffentlich mit, dass alle sechs Insassen ums Leben kamen. Die Familie habe sich auf einer privaten Reise aus Spanien in New York aufgehalten. Der Rundflug sollte ein Highlight des Besuchs werden – doch es wurde ein tödlicher Ausflug.

Auch der US-Präsident Donald Trump äußerte sich auf der Plattform Truth Social: „Die Aufnahmen von dem Unfall sind schrecklich.“ Nähere Informationen zur Ursache des Unglücks sollen laut Trump bald folgen.

Erste Theorien zur Ursache – was Fachleute vermuten

Nach dem Absturz des Bell-206-Hubschraubers im Hudson River konzentrieren sich die bisherigen Erklärungsansätze auf zwei Hauptfaktoren: einen möglichen Vogelschlag oder ein technisches Versagen – insbesondere am Rotor- oder Getriebesystem.

Michael Roth, Geschäftsführer der Fluggesellschaft, der der abgestürzte Helikopter gehörte, erklärte gegenüber Medien, der Pilot habe kurz vor dem Unglück über Funk gemeldet, dass er Treibstoff benötige und zur Basis zurückkehren wolle. Wenig später sei jedoch jeglicher Kontakt abgebrochen gewesen. Roth vermutet als mögliche Ursachen entweder einen Zusammenstoß mit Vögeln – ein sogenannter „Bird Strike“ – oder ein mechanisches Versagen, etwa im Bereich des Rotorsystems.

Mechanischer Defekt durch Materialermüdung

Jesús Antonio Maturana de la Torre, langjähriger Mechaniker bei der spanischen Guardia Civil, weist auf zwei konkrete technische Szenarien hin. Beide könnten den plötzlichen Kontrollverlust und den Absturz erklären.

1. Ermüdungsbruch der Rotorachse:
Die Rotorachse verbindet die Rotorblätter mit dem Antriebsstrang des Helikopters und ist enormen Kräften ausgesetzt. Eine wiederholte mechanische Belastung, kombiniert mit unzureichender Wartung, kann zu sogenannten Mikrorissen führen. Diese Risse wachsen über Zeit – ein klassisches Phänomen der Materialermüdung. Wird die kritische Bruchlänge erreicht, kann sich die Rotorachse unter Last plötzlich und ohne Vorwarnung lösen. Das hätte zur Folge, dass der Hauptrotor schlagartig ausfällt – der Helikopter verliert dadurch seinen Auftrieb und beginnt unkontrolliert zu trudeln.

2. Versagen des Hauptgetriebes:
Das Hauptgetriebe ist das Herzstück des Antriebssystems. Es überträgt die Leistung vom Triebwerk auf den Haupt- und Heckrotor. Wenn sich in einem der Getriebekomponenten ein Defekt entwickelt – zum Beispiel durch verschlissene Zahnräder, mangelnde Schmierung oder thermische Überlastung – kann es zu einer plötzlichen Blockierung kommen. Diese abrupte mechanische Blockade kann wiederum zur Trennung der Rotorblätter vom System führen und einen ähnlichen Kontrollverlust wie beim Achsbruch auslösen.

Trennung des Rotors während des Flugs

Ein anonymer Helikopterpilot, der mit vergleichbaren Maschinen Erfahrung hat, sieht ebenfalls ein mögliches Getriebeproblem als Auslöser. Er verweist auf frühere Zwischenfälle, bei denen sich mechanische Defekte im Hauptantriebsstrang als Unfallursache erwiesen haben. Insbesondere die Trennung des Hauptrotors während des Flugs sei in der Luftfahrt extrem selten, aber im konkreten Fall offenbar eingetreten.

Einschätzung von Luftfahrtingenieur Iván Márquez

Iván Márquez, Luftfahrtingenieur bei Airbus mit Spezialisierung auf Helikoptersimulation, analysierte öffentlich verfügbare Videoaufnahmen des Unfalls. Seiner Einschätzung nach löste sich der Hauptrotor im laufenden Betrieb vom Cockpitbereich – ein klarer Hinweis darauf, dass der Bruch während der Rotation stattfand. „Es sieht nicht nach einem Pilotenfehler aus“, sagte Márquez gegenüber Euronews. „Vielmehr deutet alles auf ein strukturelles Versagen hin – möglicherweise durch Materialermüdung, einen Aufprall in einem kritischen Bereich, fehlerhafte Wartung, widrige Wetterverhältnisse oder eine Kombination dieser Faktoren.“

Besonders auffällig ist laut Márquez, dass der Rotor sich beim Absturz weiter drehte, obwohl er sich bereits vom Helikopterrumpf getrennt hatte. Das spricht gegen ein vollständiges Versagen des Triebwerks, aber für ein abruptes strukturelles Auseinanderbrechen – möglicherweise infolge eines nicht detektierten Risses in einer tragenden Verbindung.

Heckrotor als möglicher Auslöser?

Ein weiterer Ansatz diskutiert die Möglichkeit, dass nicht der Haupt-, sondern der Heckrotor zuerst ausgefallen ist. Der Heckrotor dient der Stabilisierung des Helikopters, indem er das durch den Hauptrotor erzeugte Drehmoment ausgleicht. Fällt er aus, beginnt der Helikopter um die eigene Achse zu rotieren. Diese Drehbewegung könnte den Hauptrotor überlastet und letztlich zu dessen Bruch geführt haben. Allerdings sprechen die verfügbaren Bilder eher dagegen – der Hauptrotor fiel offenbar ohne vorherige Drehung ab, was die These vom initialen Versagen des Heckrotors eher unwahrscheinlich macht.

Fazit der Fachleute: Ursache noch offen, aber strukturelles Versagen wahrscheinlich

Alle befragten Experten betonen, dass sich die genaue Ursache erst nach Abschluss der Untersuchung klären lässt. Dazu gehört die detaillierte Analyse des Wracks, der Flugdatenschreiber (Blackbox) und der Wartungsunterlagen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA sowie die National Transportation Safety Board (NTSB) sind derzeit mit der Untersuchung betraut.

Diskussion um die Sicherheit von Helikopterflügen

Hubschrauber gehören in New York zum Stadtbild. Neben Geschäftsreisen dienen sie vor allem Touristenflügen – trotz hoher Kosten von oft mehreren Hundert Dollar. Doch sie sind nicht unumstritten. Viele Einwohnerinnen und Einwohner empfinden die Flüge als laut und riskant – besonders im dicht besiedelten Manhattan mit seinen Hunderten Hochhäusern.

Es gibt klare Flugregeln. Ohne spezielle Genehmigung dürfen Helikopter nicht direkt über das Zentrum Manhattans fliegen. Die meisten starten an den Randzonen der Insel und folgen Routen entlang des East und Hudson River. Dennoch kam es in den letzten Jahren mehrfach zu Unfällen.

2016 versuchte die Stadt, mit Einschränkungen gegenzusteuern. Die Zahl der Rundflüge wurde von 60.000 auf 30.000 halbiert. Unfälle wie dieser konnten damit jedoch nicht verhindert werden.

Technische und menschliche Ursachen bei Hubschrauberunfällen

Die Untersuchung zur genauen Ursache des aktuellen Absturzes läuft noch. Doch ein Blick auf vergleichbare Unglücke zeigt: In vielen Fällen spielen technische Defekte eine Rolle. So etwa beim Absturz eines Hubschraubers in Mannheim 1982, bei dem ein Problem im Getriebe zum Kontrollverlust führte.

Auch menschliches Versagen ist häufig ein Faktor. Beim tragischen Unfall von NBA-Star Kobe Bryant 2020 stellte das National Transportation Safety Board fest, dass der Pilot durch schlechte Sicht die räumliche Orientierung verlor. Ein ähnliches Muster könnte auch in New York eine Rolle spielen, sollte sich herausstellen, dass der Pilot in einer Stresssituation falsch reagierte.

Wetterbedingungen sind ein weiterer Aspekt. Im Jahr 2019 stürzte ein Helikopter bei Nebel auf ein Hochhausdach nahe dem Times Square – trotz der Erfahrung des Piloten.

 

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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