Hybridfähre: Abgasfrei und leise beim Aus- und Einlaufen
Auf der Strecke zwischen Rostock und dem dänischen Gedser hat seit wenigen Tagen die Hybridfähre „Berlin“ der Reederei Scandlines ihren Dienst aufgenommen. Ihren Dieselantrieb nutzt sie auf offener See, aber beim Ein- und Auslaufen in den Häfen wird auf abgasfreien Batteriebetrieb umgeschaltet.
Seit dem 23. Mai 2016 fährt die „Berlin“ auf der 50 km langen Strecke zwischen Rostock und dem dänischen Gedser. Es ist die erste von zwei Hybridfähren, die für jeweils 140 Mio € von der Reederei Scandlines gebaut und eingesetzt werden. Ganz ohne Abgase kommt die neue Fähre zwar noch nicht aus, aber in den ersten 30 Minuten nach dem Auslaufen und ebenfalls beim Einlaufen in den Hafen schaltet das Dieselschiff auf den leisen und emissionsfreien Elektroantrieb um.
Scandlines: Das System kann bis zu 15 % Emissionen einsparen
Die deutsch-dänische Reederei Scandlines, die 1872 gegründet wurde, hat seit 2013 Hybridfähren im Einsatz, die erste, die mit einem Hybridantrieb ausgestattet wurde, war „Prinsesse Benedikte“. 2014 wurden drei weitere Fähren, die auf der knapp 20 km langen Strecke Puttgarden-Rødby unterwegs sind, umgebaut. Nach eigenen Angaben ist Scandlines weltweit die erste Fährreederei, die ein Hybrid-Antriebssystem dieser Größenordnung verwendet, das überschüssige Energie in Batterien speichert. Das System, so Scandlines, sei in der Lage, bis zu 15 % der CO2-Emissionen einzusparen.
Das System entspricht etwa 600 Hybridautos und macht es möglich, das 8800 t schwere Schiff für etwa 30 Minuten ohne Dieselkraftstoff zu betreiben. Dann ist das offene Meer erreicht und der Dieselmotor übernimmt den Antrieb. Der Motor arbeitet am effektivsten bei einer Auslastung von 85 bis 90 %, nutzt aber bei einer Überfahrt nur 40 bis 55 %. Die überschüssige Energie wird daher in Batterien gespeichert und bei Bedarf eingesetzt.
Ziel ist der emissionsfreie Fährbetrieb zwischen Puttgarden und Rødby
Die neue Fähre „Berlin“, die mit einer Leistung von 18.000 kW und 22 Knoten (rund 41 km/h) unterwegs ist, wurde speziell für die Strecke Rostock-Gedser entworfen. Durch eine größere Kapazität auf den Wagendecks können jetzt bis zu 300 Passagiere mehr befördert werden, insgesamt 1300 Personen. Das Schwesternschiff „Copenhagen“ wird voraussichtlich im Herbst den Dienst antreten. Für einen völlig emissionsfreien Fährbetrieb sei die Strecke zwischen Rostock und Gedser zu lang, sagt Unternehmenssprecherin Anette Ustrup Svendsen. „Der nächste Schritt ist der komplett emissionsfreie Fährbetrieb auf der Strecke Puttgarden-Rødby mit 100 % Batteriebetrieb.“
Für die nächsten Jahre plant Scandlines die Umrüstung der Hybridfähren auf ein Plug-in-System. Dann könnten die Bordbatterien während des 15-minütigen Aufenthaltes der Fähre im Hafen über landseitige Ladestationen aufgeladen werden. Das sei allerdings ein anspruchsvolles Unterfangen, erklärt Anette Ustrup Svendsen, für das auch politische Unterstützung notwendig sei.
In Norwegen hat bereits im Mai 2015 die „Ampere“ als weltweit erste Elektrofähre den Liniendienst in Sognefjord aufgenommen. Sie kann 360 Passagiere und 120 Autos abgas- und CO2-frei transportieren. Der Antrieb stammt von Siemens.
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