Hyperloop könnte bald von Dubai nach Abu Dhabi rasen
Bekommen die Vereinigten Arabischen Emirate die erste Strecke des superschnellen Hyperloop? Den Scheichs wäre es zuzutrauen. Jetzt haben die Emirate das Unternehmen Hyperloop One mit einer Studie beauftragt. Das Ziel: Eine Hyperloop-Verbindung von Dubai nach Abu Dhabi. Fahrzeit: zwölf Minuten.
Symbolik muss sein. Selbstverständlich war der Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, Ort des Geschehens. In etwa 500 Metern Höhe über dem Wüstensand unterzeichneten die Verkehrsbehörde von Dubai (RTA) und das Unternehmen Hyperloop One jetzt einen Vertrag über eine Studie, wie in dem Emirat ein Hyperloop realisiert werden könnte – der zweite dicke Fisch für das US-Unternehmen, das erst im August ebenfalls in Dubai ein Abkommen mit einer der weltgrößten Hafengesellschaften geschlossen hatte.
Ziel der ersten Vereinbarung ist es, die Machbarkeit eines Hyperloop-Frachtsystems zu prüfen. Jetzt geht es um Personentransport, und diese Vision führt Hyperloop One in einem recht unspektakulär inszenierten Video vor, das wir unten im Text eingebunden haben: Da wird ein Geschäftsmann im Büro in Dubai von seinem Smartphone an den Geburtstag seiner Mutter erinnert, die übrigens in 30 Minuten in Abu Dhabi am vereinbarten Treffpunkt sein werde.
12 min Fahrzeit bei Durchschnittstempo 900 km/h
Was folgt, ist keine Panik, keine Hektik. Der Mann bucht per App seine Fahrt im Hyperloop, schnappt sich sein Sakko und schlendert zur Station der Magnetschwebebahn, die hier Hyperportal heißt. Er lässt sich in einer wohnzimmerartig eingerichteten Kapsel nieder, die dann mit anderen Kapseln in einer kurzen Röhre kombiniert wird und am Ende durch eine lange Röhre bis hin zum Ziel fährt. Oder eher: schießt.
Da in der Röhre beinahe ein Vakuum herrscht, kann das Gefährt bis zu 1.200 km/h erreichen. Die Hyperloop-Macher verkünden, dass die rund 150 km lange Strecke von Dubai nach Abu Dhabi in ganzen zwölf Minuten zu machen sei. Das entspricht einem Durchschnittstempo von etwa 900 km/h. Und der Mann ist pünktlich bei Mutti.
Kosten von Hyperloop-Strecken gehen in die Milliarden
Mit dem Video präsentiert das Unternehmen die erste konkrete Vision des Personentransports im Hyperloop, der schon seit ein paar Jahren immer mal wieder in die Schlagzeilen kommt. In den vergangenen sechs Monaten hätten die Ingenieure und Produktdesigner gemeinsam mit dem Architekturbüro BIG an der neuen Vision gearbeitet, erklärt Unternehmenschef Shervin Pishevar bei der Präsentation im Burj Khalifa. Hinter BIG steht kein Geringerer als der dänische Star-Architekt Bjarke Ingels, der schon das Google-Hauptquartier entworfen hat.
Dubai sei der perfekte Ort für den nächsten Schritt, weil die Verantwortlichen hier verstanden hätten, dass „Hyperloop One die Richtung weist in die nächste Ära des Transports“, meint Pishevar. Die grundsätzliche technische Machbarkeit der Schwebebahn in der Röhre steht außer Frage. Erste Tests in der Wüste von Nevada gab es bereits, derzeit wird eine Teststrecke in den USA gebaut.
Die Frage ist aber, ob eine Hyperloop-Verbindung auch wirtschaftlich Sinn macht. So hat eine KPMG-Studie ergeben, dass eine Hyperloop-Verbindung zwischen Stockholm und Helsinki nach heutigen Preisen etwa 19 Milliarden Dollar kosten würde.
Vom Fahrrad in die rasende Kapsel
Die Führungsriege von Hyperloop One ist dennoch unermüdlich auch in Europa unterwegs, um für ihre Vision zu werben. Erst kürzlich stellte Vizepräsident Alan James in den Niederlanden das Konzept Verkehrsexperten vor und beschrieb das Land als perfekt geeignet für die Schwebebahn, weil es doch immer schon Multi-Transport-Konzepte verfolgt habe – zum Nachweis zeigte er dann Bilder einer riesigen Fahrradstation in Amsterdam.
Ein wenig albern vielleicht, aber klar ist schließlich auch: Ein Hyperloop als isoliertes System ist vielleicht in der Wüste denkbar, aber in dicht besiedelten Regionen müsste es mit anderen Verkehrsträgern vernetzt werden. Kein Problem, natürlich. Die Kapseln, so genannte Hyperpods, könnten für kurze Strecken auch „selbstständig herumfahren“, sagt Chefingenieur Josh Giegel. Man könne zum Beispiel eine Plattform bauen, die „mit selbstfahrenden Teslas, BMWs oder irgendwelchen anderen urbanen Mini-Autos der Zukunft arbeiten“. Außerdem werde man mit Partnern wie dem Fahrdienst Uber und seinem chinesischen Pendant Didi städtische Netzwerke in aller Welt bilden.
Von Stockholm nach Helsinki in 28 Minuten
Allzu weit in die Zukunft möchte Hyperloop One aber dann doch nicht schauen. Die nächste Etappe steht ja auch schon im kommenden Jahr an: Dann soll der erste Prototyp im Original-Maßstab seine Jungfernfahrt erleben. Und dann werde die Welt erleben, was Hyperloop eigentlich bedeutet: „Wir verkaufen nicht Autos, Schiffe, Züge oder Flugzeuge. Wir verkaufen Zeit.“
Was das genau bedeutet, führt Alan James bei seinem Besuch am Beispiel Stockholm-Helsinki vor. Mit dem Flugzeug brauche man für die Strecke 3,5 Stunden, mit der Fähre 17,5 Stunden. Der Hyperloop reduziere diese Fahrzeit auf 28 Minuten. Damit entstehe „eine nordische Super-Region“. Es muss nur noch das Geld her, aber Finnland habe schon angefangen zu sammeln, sagt James.
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