Längster Direktflug der Welt 14.12.2017, 13:01 Uhr

In 20 Stunden nonstop von London nach Sydney

Die australische Fluggesellschaft Qantas möchte spätestens ab 2022 Sydney nonstop mit London verbinden. Das bedeutet eine Flugzeit von etwas mehr als 20 Stunden – die bisher mit Abstand längste Flugdauer im kommerziellen Luftverkehr. Wie sollen Passagiere und Maschinen das schaffen?

Die australische Fluggesellschaft Qantas möchte spätestens ab  2022 Sydney nonstop mit London verbinden. Und hat die beiden großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing aufzufordern, ihr spezielle Jet-Versionen anzubieten, die diesen extremen Nonstop-Langstreckenverkehr ermöglichen. Bei Airbus käme der A350-9 für eine Anpassung infrage.

Die australische Fluggesellschaft Qantas möchte spätestens ab 2022 Sydney nonstop mit London verbinden. Und hat die beiden großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing aufzufordern, ihr spezielle Jet-Versionen anzubieten, die diesen extremen Nonstop-Langstreckenverkehr ermöglichen. Bei Airbus käme der A350-9 für eine Anpassung infrage.

Foto: Airbus

Die heute verfügbaren Düsenverkehrsflugzeuge kommen den Anforderungen dieser Strecke schon ziemlich nahe. So will Qantas bereits ab März 2018 nonstop von Perth in Westaustralien nach London fliegen. Diese Strecke ist aber mehr als 1000 Kilometer kürzer als jene von Sydney nach London. Für noch längere Strecken sind die Flugzeuge bisher nicht ausgelegt.

Deshalb hat Qantas (die Abkürzung steht für „Queensland and Northern Territories Air Services“) die beiden großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing gebeten, ihr spezielle Jet-Versionen anzubieten, die diesen extremen Nonstop-Langstreckenverkehr ermöglichen.

Zwei Flugzeuge kommen derzeit infrage

Dafür kommen derzeit zwei Flugzeuge infrage. Dabei handelt es sich um die Boeing 777-8 und den Airbus A350-9. Beide Flugzeuge werden von je zwei Düsenmotoren angetrieben. Das sind bei der Boeing General Electric GE9X-Triebwerke, während der Airbus mit Trent-Motoren von Rolls Royce angeboten wird. Der Airbus ist mit 280 Tonnen höchstzulässigem Startgewicht kleiner als die Boeing mit 351 Tonnen.

Bei der im Langstreckenverkehr bisher üblichen Ausstattung mit drei Sitzplatzklassen befördert der Airbus maximal 300 und die Boeing 365 Fluggäste. Diese Differenz wirkt sich auch in der bislang ausgewiesenen Kraftstoff-Tankkapazität aus. Für die 777 beträgt sie 198.000 Liter Kerosin und 141.000 Liter für den A350 . Die Reichweite der Boeing beträgt 16.000 Kilometer; beim Airbus sind es 15.000 Kilometer.

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Speziell der Airbus benötigt eine Verlängerung der Reichweite für die Nonstop-Verbindung von Sydney nach London. Das könnte durch zusätzliche Treibstofftanks im Frachtraum geschehen. Denkbar wäre aber auch eine Verkürzung des Rumpfs und damit verbunden eine geringere Passagierkapazität. Was nach den Vorstellungen der Qantas aber vor allem verbessert werden muss, das ist die gesamte Innenausstattung beider konkurrierender Flugzeugmuster. Das gilt sowohl für die Passagierkabine wie für die Unterbringung der viel größeren Flug- und Kabinenbesatzung der beiden Maschinen.

Herkömmliche Economy-Bestuhlung ungeeignet

Die drangvolle Enge in der Economy-Klasse von Langstreckenflugzeugen wird immer wieder von Passagieren beklagt. Bislang reagierten die Fluggesellschaften darauf aber nur, indem sie zusätzlich eine etwas höherwertige Economy-Klasse anboten, die vor allem etwas mehr Beinfreiheit und Rückenlehnen-Beweglichkeit beinhaltet. Für die anvisierte Verbindung von Sydney nach London erscheint der Qantas die bisherige normale Economy-Klasse aber ungeeignet. Das Hauptargument ist dabei, dass die reine Flugzeit etwas mehr als 20 Stunden dauert. Hinzu kommt, dass die Passagiere vor dem Abflug im Schnitt mindestens schon 30 Minuten in der Maschine sitzen und auch nach der Landung weitere 15 Minuten hier verbringen müssen. All das addiert sich zu mehr als 21 Stunden auf.

Ohne nennenswerte Bewegungsfreiheit könnte das lange Sitzen bei vielen Passagieren zu medizinischen Problemen führen. Qantas will auf jeden Fall vermeiden, dass dies von geschädigten Fluggästen eines Tages rechtlich gegenüber der Fluggesellschaft geltend gemacht werden könnte. Und strebt deshalb nach einer neuartigen Kabinenausstattung, die zwangsläufig mit einer spürbar verminderten Zahl an Economy-Passagiersitzen verbunden sein wird.

Denkbar wäre, dass die Sitze künftig schräg zur Außenhaut installiert werden und der einzelne Passagier seine Beine wesentlich weiter ausstrecken könnte. Sicher ist das bisher aber keineswegs. Im Gegensatz zur Economy-Klasse werden Business Class und First Class, die beide schon heute durch ein deutlich größeres Platzangebot und damit viel mehr Bewegungsmöglichkeit gekennzeichnet sind, wohl kaum drastisch verändert werden.

Wahrscheinlich ist, dass die Economy-Klasse alter Ausrichtung ganz gestrichen wird und es dafür eine großzügigere „Edel“-Economy-Klasse geben wird. Auf jeden Fall aber wird es eine teure Angelegenheit werden, denn mit neuen Sitzen allein ist es keineswegs getan. Unter anderem muss beispielsweise die gesamte Verkabelung der Unterhaltungselektronik sowie die Stromversorgung für Laptops und ähnliche Geräte neu verlegt werden.

Erheblich höherer Platzbedarf auch für Besatzung

Langstreckenflüge, die über acht Flugstunden hinausgehen, werden schon heute meist mit zwei Besatzungen geflogen, die sich unterwegs abwechseln. Vermutlich reicht auch das nicht für die extreme Langstrecke. Im aufwändigsten Fall müssten für drei Flugbesatzungen Schlaf- und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen werden. Und obwohl sich die Anzahl der Passagiere zweifellos verringern wird, erfordert die extreme Flugzeit auch eine größere Kabinenbesatzung – die ebenfalls schlafen und sich aufhalten können muss.

Qantas ist gespannt, wie die beiden Flugzeughersteller versuchen werden, all diesen Anforderungen gerecht zu werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass derartige Flugzeuge auf keinen Fall in großer Zahl bestellt werden dürften – weder von Qantas noch von den Konkurrenten, die eines Tages ebenfalls Nonstop-Flüge aus Westeuropa nach Sydney anbieten werden. Denn dafür gibt es viel zu wenig extrem lange Strecken mit hohem Verkehrsaufkommen.

Die zehn größten Flugzeuge der Welt finden Sie auf dieser Seite.

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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