Unternehmensporträt 22.02.2013, 17:00 Uhr

In Bensheim stecken die Stecker-Experten

Automotive ist der bedeutendste Geschäftsbereich des US-Konzerns TE Connectivity und Bensheim der größte Entwicklungsstandort. Miniaturisierung von Steckverbindern in Fahrzeugen und Aluminium statt Kupfer-Kabelbäume sind aktuelle Herausforderungen für die rund 800 Ingenieure. Einer ist Rolf Nickel.

Robert Schullan, Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG

Robert Schullan, Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG

Foto: VDMA

Weniger Masse bedeutet weniger Spritverbrauch und eine geringere Umweltbelastung. Das sind gute Verkaufsargumente und deshalb kämpfen die Automobilhersteller um jedes Gramm, das die Fahrzeuge leichter werden lässt. Aluminium im Kabelbaum ist eine solche Innovation, die Verbindung des Metalls mit Kupfer eine technologische Herausforderung. Denn wegen seiner besonderen Leitfähigkeit bleiben die Kontakte in Steckverbindungen aus Kupfer. Das liegt an der Miniaturisierung im Automobilbau: Sind die Verbindungen klein, muss die Leitfähigkeit groß sein.

Doch Aluminium und Kupfer verhalten sich wie Katz und Maus: Kommen sie zusammen, korrodieren sie. TE Connectivity hat als weltweit erster Anbieter von Steckverbindungen für die Automobilindustrie ein vollautomatisches Verfahren entwickelt, mit dem die beiden Metalle kaltgeschweißt werden – ohne die unerwünschten Nebeneffekte. 2013 wird die Aluminium-Technologie in den Kabelbäumen bei einem renommierten Automobilbauer weltweit erstmals in einem Serienfahrzeug eingesetzt. Jens Rolf Nickel, ein junger Ingenieur von TE Connectivity, hat an der Entwicklung mitgearbeitet.

Der 24-Jährige hat bis 2012 an der Dualen Hochschule Mannheim Projekt Engineering studiert. Den praktischen Teil seiner Ausbildung absolvierte er in Bensheim bei TE Connectivity in der Produktentwicklung.

Die Einarbeitung sei gründlich gewesen, sagt der Ingenieur, wobei er die Produktionsanlagen bis ins Detail kennenlernte. „Das ist wichtig, weil produzierbar sein muss, was wir konstruieren.“ Nickel arbeitet seit 2012 als Entwicklungsingenieur im Header Design Competence Center. 16 Mitarbeiter entwickeln und forschen an Steckverbindern zum Aggregate-Anschluss in Fahrzeugen.

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Die Kabel des Kabelbaumes werden an Steuergeräte angeschlossen, etwa an die Motorsteuerung, das Infotainment oder elektronische Sicherheits- und Stabilitätsprogramme. Nickel entwickelt und konstruiert Steckverbinder, entweder für den Kabelbaum oder das Gegenstück am Steuergerät. Im Idealfall für beides. „Dann passen sie optimal zusammen.“

Eine andere Aufgabe ist es, die Standardisierung in der Entwicklung voranzutreiben. „Ich organisiere die Erprobung der Aluminium-Leitungen für Kabelbäume und konstruiere die Vorrichtung.“ Geprüft werden Temperaturen, Schmutz, Schwingungen – also all die Einflüsse, denen Stecker in einem Auto ausgesetzt sind. Als fachliche Skills, die für seinen Job notwendig sind, nennt Nickel Kenntnisse des CAD-Systems Pro-Engineer, Projektmanagement und gute englische Sprachkenntnisse.

Gut ein Drittel seines Gesamtumsatzes macht der Konzern mit der Automobilindustrie. In Deutschland bedient das Unternehmen vor allem Kunden aus der Automotive-Branche. Das Unternehmen hat mehrere, weltweit gestreute Entwicklungszentren, so in Schanghai, Seoul, Harrisburg, Tokio und Bensheim. Das Städtchen an der hessischen Bergstraße, zwischen Heidelberg und Darmstadt gelegen, ist der größte Entwicklungsstandort des Konzerns.

Unter den rund 5000 Mitarbeitern in Deutschland sind knapp 800 Ingenieure. Allein 300 arbeiten im Automotive-Kompetenzzentrum in Bensheim. Die logische Konsequenz dieser geballten Ingenieur-Kompetenz: Ein Großteil aller Innovationen des Konzerns für die Automobilindustrie hat seinen Ursprung in Deutschland. Jährlich meldet TE Connectivity rund 750 Patente an und besitzt weltweit über 14 000. Die Folge: Etwa ein Drittel seines Gesamtumsatzes macht das Unternehmen mit Produkten, die nicht älter als drei Jahre sind.

Weltweit ist wohl kaum ein Auto unterwegs, in dem keine Produkte von TE Connectivity verbaut sind. Zunehmend sind das auch Stecksysteme für neue Technologien wie Hybrid- und Elektrofahrzeuge sowie schnelle Datenübertragungssysteme fürs Infotainment.

Aluminiumleitungen sind ein technologisches Trendthema, mit Stecker-Miniaturisierung setzt sich das Unternehmen seit Jahren auseinander. Weil Bauraum in Fahrzeugen sehr beschränkt ist, müssen sie immer kleiner werden. Das hat den positiven Effekt, dass damit das Fahrzeuggewicht sinkt. Immerhin bringen es die rund 600 Steckverbinder in einem Mittelklasseauto auf insgesamt etwa 30 kg. Doch Miniaturisierung hat auch seine physikalischen Grenzen: Kontaktkräfte, Handhabung und Fertigung – extreme technische Herausforderungen für die Ingenieure in Forschung, Entwicklung und Produktion.

Die deutsche Tochter von TE Connectivity heißt Tyco Electronics AMP GmbH. Die Firmenzentrale ist ebenfalls in Bensheim. 2011 und 2012 hat das Unternehmen in Deutschland rund 550 neue Mitarbeiter eingestellt. „Zwar rechnen wir für 2013 mit einem Rückgang, bedingt durch die sinkende Nachfrage im Neuwagenbereich, aber auch künftig werden wir attraktive Einstiegsmöglichkeiten anbieten“, sagt Katja Läkemäker, Managerin Human Resources für die Standorte Bensheim und Darmstadt.

Das Unternehmen ist bevorzugt an Maschinenbau-, Elektro- und Kunststofftechnik-Ingenieuren interessiert. Maschinenbauer sollten stark sein im Bereich Project Engineering, Elektrotechniker in der Antriebstechnik. Eingesetzt werden die Ingenieure in Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Tests und Projektmanagement sowie in Einkauf, Marketing und Vertrieb.

In den kommenden Jahren will Nickel seine technische Expertise in Entwicklung und Projektmanagement ausbauen und eine Managementaufgabe übernehmen. Die Chancen stehen gut: Etwa 60 % der Positionen für Führungskräfte werden intern besetzt. PETER ILG

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Ilg

    Peter Ilg ist freier Journalist und verfasst Texte über Arbeitsmarkt und Berufe, Mobilität und Fahrberichte, Wirtschaft und Märkte.

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