In drei Stunden mit dem Wasserstoff-Hyperschalljet nach Tokio
Das Startup Destinus will mit seinen Flugzeugen die Luftfahrt revolutionieren: Sie fliegen mit flüssigem Wasserstoff und seien damit klimaneutral, und dank der fünffachen Schallgeschwindigkeit sollen große Entfernungen künftig in wenigen Stunden erreichbar sein.
Hawaii, Südsee, Südamerika, Neuseeland und Australien sind bestimmt eine Reise wert. Doch wer sich von Europa aus auf den Weg macht, muss locker zwischen 20 und 30 Stunden Reisezeit einplanen. Denn mit einem normalen Passagierflugzeug geht das in der Regel nicht direkt, sondern nur mit Umsteigen. Verspätungen gehören dabei meistens auch noch dazu. Für einen Kurztrip sind das also eher nicht die passenden Reiseziele. Das könnte sich vielleicht bald ändern.
Überraschendes Konzept: So könnte der Luftverkehr rasch CO2-neutral werden
Das Schweizer Startup Destinus hat es sich zum Ziel gesetzt, all diese tollen Reiseziele deutlich schneller zu erreichen. Das kann nur gelingen, indem sich die Flugzeiten wesentlich verkürzen lassen. Das Startup will dies mit einem Hyperschall-Jet in die Tat umsetzen. Der wird praktischerweise auch noch mit Wasserstoff betankt – und sei damit klimaneutral. Aktuell liegt der Anteil des Luftverkehrs an den weltweiten CO2-Emissionen bei rund 3,5%.
Der Wasserstoff-Hyperschalljet fliegt fünffache Schallgeschwindigkeit
Erste Testflüge hat der Prototyp mit Namen „Eiger“ bereits erfolgreich absolviert, und zwar auf einem Flughafen in der Nähe von München. Damit sich Flugzeiten reduzieren lassen, muss ein Flugzeug Überschallgeschwindigkeit erreichen. „Eiger“ fliegt mit mehr als der fünffachen Schallgeschwindigkeit. Das funktioniert nur, wenn sich das Flugzeug in Höhen von über 50 Kilometern bewegt. Dort, wo der Luftwiderstand deutlich geringer ist, nämlich am oberen Rand der Erdatmosphäre.
Das Startup Destinus setzt für den Antrieb des Hyperschall-Jets auf Wasserstoff. Wird dieser verbrannt, entstehen hauptsächlich Wasser und Wärme. Damit sei es möglich, künftig klimaneutral zu reisen. Der Einsatz von Wasserstoff hat noch einen weiteren Vorteil: Das Flugzeug ist dadurch im Vergleich zu herkömmlich angetriebenen Flugzeugen extrem leise und kann deshalb problemlos an allen herkömmlichen Flughäfen starten und landen. Das gilt vor allem für solche, die sehr nah an oder sogar in großen Städten liegen. Das Startup Destinus geht davon aus, dass Wasserstoff künftig immer günstiger in der Herstellung wird. Deshalb seien auch sogenannte Billigflüge, wie es sie seit einigen Jahren gibt, auch mit dieser neuen Technik in Zukunft weiter möglich.
Hyperschalljet ist Mischung aus Flugzeug und Rakete
Destinus wurde von Mikhail Kokorich gegründet. Der Physiker stammt gebürtig aus Russland. Er hat mit seinem Team die Idee für ein Hyperschall-Flugzeug entwickelt. Es ähnelt optisch dabei in mancherlei Hinsicht der Concorde. Chef-Ingenieur Davide Bonetti beschreibt den Prototyp „Eiger“ als eine Mischung aus Flugzeug und Rakete. Das Team testet seit einigen Jahren verschiedene Prototypen, angefangen mit einem kleinen Flugzeug, praktisch in Modellgröße.
Nach Angaben von Destinus soll der Hyperschalljet die Strecke von Frankfurt nach Sidney in vier Stunden und 15 Minuten schaffen, Tokio sei sogar in drei Stunden erreichbar. Von London nach New York brauche der Jet nur knapp 90 Minuten. Damit wäre es künftig doch möglich, spontan zum Shopping nach New York zu fliegen oder für einen Opernbesuch nach Sydney. Um weitere Testflüge zu ermöglichen, braucht das Schweizer Startup die entsprechenden finanziellen Mittel. Zuletzt kam eine Unterstützung in Höhe von zwölf Millionen Euro von der spanischen Regierung, gab Destinus an. „Mit diesen Zuschüssen werden wasserstoffbasierte Lösungen für die Mobilität in der Luftfahrt einen Schritt näher an die Realität heranrücken“, sagt Davide Bonetti, leitender Ingenieur bei Destinus.
Wasserstoffjet aktuell noch nicht wettbewerbsfähig
Geht es nach dem Gründer, sollen bereits um 2030 herum erste Flüge mit bis zu 25 Passagieren möglich sein. Kokorich geht davon aus, dass Strecken bis zu 7.500 Kilometern erreichbar sind. Das Startup plane in weiteren Schritten größere Flugzeuge, die dann 100 und mehr Passagieren Platz böten. Wann solche Flugzeuge wirklich wettbewerbsfähig werden, steht heute noch in den Sternen. Denn derzeit ist flüssiger Wasserstoff immerhin 20-mal teurer als Kerosin, mit dem herkömmliche Flugzeuge betankt werden.
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