In einer halben Stunde von Amsterdam nach Paris
Bauen die Niederlande die erste Hyperloop-Verbindung in Europa? Zumindest ist dies das Ziel eines Start-ups der TU Delft, hinter dem potente Geldgeber stecken. 2021, also in nur vier Jahren, soll die Hyperloop-Strecke Paris-Amsterdam in Betrieb gehen. Eine halbe Stunde für gut 500 km.
Die Ingenieure der TU Delft sind begeistert von der Hyperloop-Technologie des Elon Musk. Sie haben bereits eine Kapsel für die Hyperloop-Röhre entwickelt, die im Frühjahr den ersten Preis für den technisch besten Pod im weltweiten Wettbewerb erreichte. Die Kollegen der TU München hatten dagegen in Sachen Tempo die Nase vorn und stellten den schnellsten Pod vor.
Nun haben sich die Entwickler der TU Delft selbstständig gemacht und das Unternehmen Hardt Global Mobility gegründet. Gemeinsam mit dem an der Börse notierten Baukonzern BAM will Hardt bis 2021 eine Hyperloop-Verbindung von Amsterdam quer durch Belgien und Frankreich nach Paris bauen. Eine Kapsel soll nur eine halbe Stunde für die über 500 km lange Strecke brauchen.
Wie es dem jungen Unternehmen gelingen soll, in nur vier Jahren nicht nur genug Geld für die Strecke einzusammeln, sondern auch eine Trasse in drei Ländern zu finden, das bleibt allerdings ein Rätsel. Erst recht, wie der Hyperloop in dicht bebauten Städten wie Paris und Amsterdam überhaupt bis ins Zentrum vordringen soll.
Ministerin unterstreicht Ziel einer Hyperloop-Verbindung
Um sein ehrgeiziges Ziel zu untermauern, hat das junge Unternehmen jetzt auf dem Campus der TU Delft ein 30 m kurzes Stück der Hyperloop-Röhre aufgebaut. Das soll die erste Hyperloop-Teststrecke in Europa sein – angesichts der Kürze der Röhre ist jedoch an Fahren mit hohem Tempo nicht zu denken.
Eher also eine PR-Aktion? Nicht ganz, denn die Infrastrukturministerin der Niederlande, Melanie Schultz van Haegen, unterstrich bei der Einweihung der Teströhre die Ernsthaftigkeit des Projektes. „Die Niederlande wollen der Prüfstand für diesen innovativen und nachhaltigen Verkehrsträger sein und so mehr Wissen aufbauen. Der Hyperloop ist schnell, innovativ, leise und nachhaltig und sehr interessant zur Lösung der Transportbedürfnisse der Zukunft.“
Schultz van Haegen kann sich aber nicht nur einen Hyperloop-Zug für Passagiere vorstellen. Insbesondere der Hafen Rotterdam mit seinem enormen Frachtaufkommen liegt ihr am Herzen. Sie kann sich auch vorstellen, dass Waren künftig auch über Hyperloop-Frachtzüge in Europa transportiert werden könnten.
Enge Kooperation mit der TU Delft
In der kurzen Teströhre mit einem Durchmesser von 3,2 m will Hardt-CEO Tim Houter vor allem die Antriebstechnologie und die Sicherheitssysteme des neuen Verkehrsmittels erproben. Die Kabine soll in der Röhre, in der starker Unterdruck herrscht, ganz langsam fahren. So wollen die Ingenieure die Stabilität und das Gleiten der Hyperloop-Kabine verbessern. Dabei arbeitet das aus der TU Delft hervorgegangene Start-up eng mit der Universität zusammen.
Fahrten mit Geschwindigkeiten von mehr als 1.000 km/h sind in der Röhre allerdings nicht möglich. Dafür hat das Entwicklungsunternehmen Hyperloop One in den USA eine 500 m lange Teststrecke gebaut. Dort sind auch höhere Geschwindigkeiten möglich.
Namhafte Unterstützer: Staatsbahn und Baukonzern BAM
Hinter dem Projekt stehen aber nicht nur die TU Delft, der internationale Baukonzern BAM und die niederländische Regierung. Auch die staatliche Eisenbahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen (NS) fördert das Projekt. Auch der UNIIQ Investment Fund will sich engagieren.
Nicht nur in den Niederlanden gibt es Pläne für erste Hyperloopstrecken. In Deutschland prüft die Lufthansa den Bau einer Hyperloop-Strecke zwischen Hamburg und München. In der Slowakei gibt es Pläne für eine Strecke zwischen Bratislava und Wien. Und sogar für eine Strecke unter der Ostsee zwischen Stockholm in Schweden und Helsinki in Finnland gibt es schon Pläne und Investoren.
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