In Kopenhagen gibt es das Sargrad für die Fahrt zum Friedhof
Lastenfahrräder erfreuen sich vor allen in Ballungszentren immer größerer Beliebtheit. Auch und besonders in Dänemark. Ein Beerdigungsunternehmen aus Kopenhagen macht es nun passionierten Radlern möglich, selbst die Reise zur letzten Ruhestätte pedalgetrieben anzutreten.
„Meinem Fahrrad werd ich treu sein“, versprachen schon vor über zwei Jahrzehnten „Die Prinzen“ in einem Song. Diese Treue können zumindest dänische Fahrradfreunde nun auch über den Tod hinaus unter Beweis stellen. Sille Kongstad, Geschäftsführerin eines Bestattungsunternehmens in Kopenhagen, hat zusammen mit einem Fahrradhändler das Rustvogncyklen entwickelt. Zu Deutsch: das Leichenwagenrad. Seit der Fertigstellung im Frühjahr kam die rund 8000 Euro teure Konstruktion schon auf mehreren Beerdigungen zum Einsatz – auf Wunsch des Verstorbenen selbst oder dessen Angehörigen.
Leichenkutsche als Inspirationsquelle
Bei der Idee für die umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Leichenwagen wurde Sille Kongstad von einer historischen Darstellung inspiriert. Wie sie auf der Webseite ihres Unternehmens schildert, stieß sie bei der Internetrecherche auf ein Bild einer Leichenkutsche. Eine Zeichnung folgte auf die nächste – bis Kongstad schließlich einen ersten Entwurf für ihr Leichenrad auf dem Papier hatte. „Es war ein wunderbarer und spannender Prozess, mit vielen Überlegungen und Diskussionen“, berichtet sie rückblickend.
Bei der fertigen Entwicklung befindet sich die Auflagefläche für den Sarg in Fahrtrichtung vor dem Fahrer. Für eine bessere Standfestigkeit verfügt das Trauergefährt über drei Räder – zwei vorne, ein weiteres hinten. Ähnlich wie bei einer Kutsche schützt ein geschwungenes Dach den Sarg vor Regen. Goldene Spitzen tragen mit zum insgesamt eleganten Erscheinungsbild bei. Dass das Rad nahezu komplett in Schwarz gehalten ist, ist bloß konsequent.
Würde man dem Leichenrad hierzulande vielleicht ungläubig hinterher starren, trifft die Entwicklung in Kopenhagen auf einen passenden Boden. Seit Jahrzehnten baut die dänische Hauptstadt die Infrastruktur für Radfahrer immer weiter aus. Langfristiges Ziel sind sogar 26 Fahrrad-Autobahnen bzw. -schnellwege durchs gesamte Stadtgebiet.
Lastenräder sind in Dänemark ebenfalls weit verbreitet. Auch Bestattungsunternehmerin Sille Kongstad hat nicht nur das eine Ungewöhnliche. Zuweilen trampelt sie nämlich auch ihre drei Kinder durch die Stadt.
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