In der Schweiz fahren die ersten Elektrobusse ohne Fahrer
Wo ist der Fahrer? Nicht da! Trotzdem kommen Passagiere zum Ziel. Denn die Elektrobusse im Schweizer Kanton Wallis fahren autonom. Das ist einmalig in Europa. Doch der Trend ist da. Auch in den USA ist ein erster autonomer Bus unterwegs.
Im Schweizer Kanton Wallis findet der erste Dauertest eines autonomen Personenbeförderungsmittels im öffentlichen Raum statt. Protagonist ist Arma – ein kleiner gelber Elektrobus des französischen Herstellers Navya. Er fährt Passagiere im Auftrag der Schweizer Postauto AG durch die Altstadt von Sitten zum Bahnhof. Das autonome Fahrzeug verfügt über elf Sitzplätze und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Zuvor war der Kleinbus sechs Monate auf einem Privatgelände unterwegs.
Lenkrad und Gaspedal suchen Passagiere vergeblich. Stattdessen ist am Fahrzeug vorne und hinten ein sogenanntes Light Detection and Ranging System (Lidar) installiert. Es sendet Laserstrahlen aus, Spektralkameras nehmen das zurückfallende Licht auf. Aus den Spektralfarben berechnet eine Software dann Abstand und Geschwindigkeit der Objekte in der Umgebung – mit einer ähnlichen Technik arbeitet Google.
Die Software hilft auch bei der Analyse der Straßenschilder und Ampeln. Zum Einsatz kommen außerdem eine Stereo-Vision-Kamera und ein GPS-Sensor, sodass Arma die eigene Position auf 5 cm genau bestimmt.
Ohne Sicherheitsfahrer geht es noch nicht
Ganz ohne Überwachung geht es aber nicht. Ein sogenannter Teleoperator in der Betriebszentrale kann aus der Distanz sofort eingreifen und den Bus stoppen.
Zudem ist ein Sicherheitsfahrer an Bord. Er leitet im Ernstfall mit Notfallknöpfen eine Notbremsung ein nimmt mit einem Joystick kleinere Korrekturen der Fahrbewegung vor. Er hilft außerdem Passagieren mit Rollstühlen und Kinderwagen beim Ein- und Aussteigen.
Pilotprojekt läuft bis Herbst 2017
Werden in der Schweiz bald nur noch autonome E-Busse fahren? Nein, bestehende Buslinien sollen erhalten bleiben. Es könnte aber sein, dass fahrerlose Fahrzeuge in Zukunft abgelegene Orte anfahren, die der öffentliche Verkehr bislang nicht bedienen kann.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zunächst muss sich Arma im Pilotprojekt bewähren, das noch bis Herbst 2017 läuft. Und auch wenn technisch alles zuverlässig funktioniert, müsste sich noch die Gesetzgebung anpassen. Beim Test haben die Behörden lediglich Sonderbewilligungen erteilt.
Armas Fahrplan ist übrigens noch recht unzuverlässig. Der Bus kann nur dann fahren, wenn das Wetter stimmt und auf der Route keine kurzfristigen Baustellen oder Veranstaltungen stattfinden. Die Postauto AG empfiehlt Passagieren deshalb, sich mit einer Smartphone-App über die Position des Shuttles zu informieren.
Der Schweizer Postbus ist aber nicht der einzige in der Welt, der ohne Fahrer unterwegs ist. Seit wenigen Tagen fährt auch in National Harbor in den USA der Kleinbus Olli des Herstellers Local Motors ohne Fahrer auf festgelegten Routen. Testläufe sind in Las Vegas und Miami geplant. Laut Jay Rogers von Local Motors gibt es bereits Gespräche mit rund einem Dutzend weiterer Städte rund um den Erdball, etwa Berlin, Kopenhagen und Canberra.
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