Ist das der Truck, der alle überholt?
Ein Lastwagen, der fast 2000 Kilometer weit rein elektrisch fahren kann, den es nur als Animation gibt und der dennoch schon 7000 Mal vorbestellt wurde, bei einer bislang unbekannten Firma, die schon bald mehr Lkw verkaufen will als Daimler oder Volvo? Klingt nach einem Märchen – könnte auch eines sein…
Nikola Tesla war ein erfindungsreicher Ingenieur, der vor allem die elektrische Energietechnik voranbrachte. Nach ihm hat Elon Musk sein Elektroauto-Unternehmen benannt. Den Vornamen des Visionärs hat sich nun eine andere Firma geschnappt. Sie nennt sich Nikola Motor Company und will auf dem Lastwagenmarkt erreichen, was Musk mit Tesla auf dem Pkw-Markt erreicht hat: weltweit als Pionier gelten. Einen leistungsstarken E-Laster will man im Dezember als Prototyp präsentieren. Mit einer Reichweite von fast 2000 Kilometern. Einen Monat nach der ersten Ankündigung sollen schon 7000 Reservierungen vorliegen, teil Nikola jetzt mit.
Investoren bleiben ungenannt
Schon der Firmenname klingt für manchen sehr nach billiger Kopie. Aber auch bei Tesla gab es anfangs viele Zweifler. Hinter „Nikola“ steht ein Mann namens Trevor Milton. Die Firma sitzt in Salt Lake City, aber mehr ist auch nicht bekannt. Während Musk die Skeptiker mit einem Blick in seine Brieftasche überzeugen konnte – er hatte seine erste Milliarde Dollar schon längst gemacht, als er Tesla und dann auch noch das Raumfahrtunternehmen SpaceX aufzog – beruft sich Milton auf ungenannte Investoren, bei denen er bis Ende dieses Jahres insgesamt 300 Millionen Dollar einsammeln will.
Reservierungen im Milliardenwert
Für die Geldgeber könnte das ein lohnendes Geschäft sein, wenn der Prototyp denn wirklich gebaut und verkauft wird. Pro Stück soll er zwischen 320.000 und 375.000 Dollar kosten, Milton bewertet die Reservierungen auf 2,3 Milliarden Dollar, also umgerechnet gut zwei Milliarden Euro.
Ein sehr ordentlicher Umsatz, der da winkt. Mehr als zehn Millionen Euro sind sogar schon in der Kasse, denn jede Reservierung kostet 1500 Dollar. Der Unternehmensgründer und -chef ist entsprechend optimistisch und selbstbewusst: Die Technik von Nikola sei jeder Konkurrenz „um 10 bis 15 Jahre voraus“, sagt Milton. Geschafft habe er das mit einem erstklassigen Team aus Ingenieuren und Designern. Wer das ist, woher die kommen, das weiß man aber nicht. Doch die Wettbewerber hätten jedenfalls allen Grund, nervös zu sein, erklärt der Firmenchef.
Niemals an die Ladestation
Am 2. Dezember soll es so weit sein, dann will Milton in Salt Lake City den echten Truck namens „Nikola One“ präsentieren. Bis dato sind auch die technischen Angaben noch unvollständig. Bei Länge, Höhe und Breite steht auf der Webseite beispielsweise „to be determined – muss noch festgelegt werden“. Klar ist indes, dass der Truck über sechs Elektromotoren verfügen soll, die eine Leistung von 2000 PS erzeugen. Zudem gibt es eine Turbine an Bord, die mit jeder Art herkömmlichem Brennstoff Strom erzeugen und die Batterien während der Fahrt laden kann: „Sie müssen niemals an die Ladestation!“, wirbt Nikola.
Vor dem revolutionären Elektro-Truck hat Milton allerdings schon ein weiteres Fahrzeug angekündigt, ein so genanntes Utility Task Vehicle (UTV). Das sind völlig komfortfreie, offene Offroader, die üblicherweise viel Krach machen. Der „Nikola Zero“ aber soll rein elektrisch angetrieben und damit sehr leise sein. Dafür kann er sogar tauchen. Bislang gibt es auch für dieses Modell nur eine Animation – wann das echte Auto kommt, ist unbekannt.
Wie sich zwei junge Designer die Zukunft von selbstfahrenden Elektrotrucks von Audi ausgemalt haben, können Sie sich hier anschauen.
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