Jaguar XF 2.2 D und Mercedes E 220 CDI im Test
Erst seit September auf dem deutschen Markt macht der Jaguar XF 2.2 D schon ein gutes Drittel aller Auslieferungen der Benzin- und Dieselversionen in der Baureihe aus. Kein Wunder, denn vor allem mit dem neuen Basisdiesel hat der XF einen großen Sprung nach vorn gemacht. Doch im Segment der oberen Mittelklasse warten schon etablierte Gegner. Zu ihnen zählen Audi A6, BMW 5er und Mercedes E 220 CDI. Die Limousine mit dem Stern aus Stuttgart macht es dem XF 2.2 D im Test nicht gerade leicht, gegen sie zu bestehen.
Wer in den XF einsteigt und losfährt, ist erst einmal angenehm überrascht. Schnell macht sich das Gefühl breit, im wohl besten aller bisherigen Jaguar-Modelle der oberen Mittelklasse zu sitzen. Spätestens an der Tankstelle erweist sich zudem der kräftige Vierzylinder-Diesel mit 140 kW als die vernünftigste Jaguar-Motorisierung: Den Praxisverbrauch von 7,8 l/100 km kann kein anderer in der XF-Palette schlagen, auch nicht der bekannte Sechszylinder-Diesel. Wobei die Testfahrten im eisigen Februar und mit Winterbereifung stattfanden Verbrauchswerte von knapp 6 l/100 km sind bei normalen Temperaturen und gefühlvollem Umgang mit dem Gaspedal durchaus möglich.
Der Konkurrent von Mercedes, der E 220 CDI, steht schon lange in dem Ruf, sowohl ein ausgewogenes, als auch wirtschaftliches Auto zu sein. Der 125 kW starke Diesel mit gut 2,1 l Hubraum begnügt sich sogar mit weniger Sprit als der XF 2.2 D: Im Schnitt waren es nur 6,9 l/100 km Dieselkraftstoff. Auch bei diesem Wintertest wird der NEFZ-Normverbrauch allerdings deutlich überschritten. Trotz kleineren Tanks als der XF hat der E 220 eine beachtliche Reichweite. Beide verfügen serienmäßig über ein Start-Stopp-System.
Das Fahrleistungsniveau der beiden großen Limousinen reicht völlig aus: In gut 8 s spurten sie aus dem Stand auf Tempo 100 und beschleunigen zügig weiter bis auf deutlich über 200 km/h. Im Mercedes sortiert die optionale 7-Gangautomatik die Gänge unauffällig, der Motor entfaltet seine Kraft gleichmäßiger. Beim XF könnte die 8-Gangautomatik von ZF die unteren Gänge geschmeidiger einlegen. Auch der Motor lässt sich mehr Zeit, auf Gaspedaldruck zu reagieren. Bei ihm muss das sachte Anfahren geübt werden, dann geht es aber zügig los. Die oberen Stufen legt das Getriebe auf Landstraßen selten ein.
Beide Modelle bestechen durch guten Komfort
Auch vom Platzangebot und Komfort her sind beide Fahrzeuge langstreckentauglich. Vorn ist das Raumangebot im außen etwas größeren XF ähnlich wie im E 220, doch schon das Zuziehen der weit geöffneten Tür erfordert eine Dehnübung. Im Jaguar sitzt man vergleichsweise tief. Hinten macht sich das eingezogene Dach in der Höhe bemerkbar, die Fondpassagiere schlüpfen eher auf ihr Gestühl, das sie dann durchaus als gemütlich empfinden. Bei der Cockpit-Gestaltung fällt die schlichte Eleganz auf.
Wo beim Sitzkomfort noch Verbesserungspotenzial besteht, merken vor allem großgewachsene Fahrer. Die Längsverstellung könnte weiter nach hinten reichen, die ideale Sitzposition ließ sich schwer finden und die elektrische Sitzheizung braucht an kalten Tagen viel zu lange, das mit feinem Leder bezogene Gestühl zu erwärmen.
Jaguar XF 2.2 D: Jaguar-Fans können sich über technische Gags freuen
Eine Luxusmarke wie Jaguar gönnt sich gern ein paar außergewöhnliche Details: Beim Start drehen sich die Lüftungsdüsen und der Drehsteller für die Gangwahl fährt heraus. Dafür nimmt sich ein Jaguar-Fan wohl gerne Zeit und genießt die technischen Gags genauso wie manch andere Detaillösung. Der Mercedes ist da schlichter, aber insgesamt funktionaler und die Bedienung leichter. In beiden Reiselimousinen stehen Kofferräume mit 540 l Volumen zur Verfügung bei der E-Klasse schwingt die Heckklappe weiter auf.
Fahrverhalten: Mercedes E 220 CDI trumpft mit leiseren Fahrgeräuschen auf
Der Jaguar XF 2.2 D kommt dem fast schon perfekten Mercedes E 220 CDI in vielen Disziplinen nahe. Manchmal hat er sogar die Nase vorn: So wirkt er trotz des höheren Gewichts in einigen Fahrsituationen dank der leichtgängigen und exakten Lenkung handlicher als der E 220. Das spricht für den XF, aber dann kommen doch wieder Einschränkungen beim Rangieren wegen des größeren Wendekreises. Festzuhalten bleibt, dass sich das Fahrverhalten von beiden auf hohem Niveau bewegt, aber unter dem Strich ist das Mercedes-Fahrwerk doch gekonnter abgestimmt und die Fahrgeräusche sind geringer. Das entspannt den Fahrer, zumal er sich besonders sicher aufgehoben fühlt: Dazu tragen nicht zuletzt die vielseitigen aktiven und passiven Schutzsysteme bei, speziell die nur bei Mercedes lieferbaren (zum Teil optionalen) Assistenzsysteme.
Der stilvoll anmutende und vernünftig motorisierte Jaguar erzielt bei Preis, Ausstattung und Aufpreisgestaltung spürbare Vorteile gegenüber dem Mercedes. Der XF 2.2 D kostet 44 900 € und damit rund 2600 € weniger als der E 220 CDI. Zu seiner Serienausstattung zählen Bi-Xenon-Scheinwerfer und Spurwechselassistent. Für die Lederbezüge (1070 € beim XF) verlangt der Automobilhersteller aus Stuttgart fast das Doppelte. Dagegen dürfte der E 220 CDI bei den Betriebs- und Wartungskosten, beim Wiederverkaufswert und Versicherungsprämien günstiger liegen.
Ein Beitrag von: