Jeder 2. deutsche Autokäufer denkt über ein E-Auto nach
2019 haben sich nur 3 % der deutschen Autokäufer für ein E-Auto entschieden, doch laut einer Studie von McKinsey zieht jeder 2. nun den Kauf eines Elektroautos in Betracht. Woher kommt der Sinneswandel?
Zu geringe Reichweite und fehlende Lademöglichkeiten: Das sind die zwei häufigsten Gründe, sich gegen ein E-Auto zu entscheiden. 36 % der befragten Kunden von McKinsey haben sich aufgrund dieser Unsicherheiten kein E-Auto gekauft. 27 % nennen die höheren Anschaffungskosten als Grund. Mangelnde Modellauswahl beklagen nur 8 %. Die überschaubare Reichweite mit einer vollen Batterie sehen 16 % als Gegenargument.
Gibt es denn auch was Positives an den elektrischen Gefährten? Laut den Befragten handelt es sich hierbei um die Fahreigenschaften wie die Beschleunigung. Für ein Drittel ist das der Mehrwert schlechthin. Die Kaufprämie, Steuervorteile (25 %) sowie geringere Betriebskosten (22 %) erfreuen ebenfalls das elektrische Herz des Autofahrers. Der Umweltschutz spielt tatsächlich eine untergeordnete Rolle, denn nur 15 % der Befragten bewerten das als positiven Kaufanreiz.
Kaufprämie für E-Autos
Der Masterplan des Bundesverkehrsministeriums für die Ladeinfrastruktur steht. Um E-Autos auf deutschen Straßen auch mit dem nötigen Saft zu versorgen, sollen 3 Milliarden Euro investiert werden. Seit dem 19. Februar gibt es mehr Geld vom Staat für den Kauf eines E-Autos.
„Wir brauchen jetzt die Massenwirksamkeit der Mobilität von morgen“, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU.
Wie die Förderung für 200 Modelle aussieht, lesen Sie hier.
2020: Das Jahr der Elektromobilität
Für Andreas Tschiesner, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey, “könnte 2020 das Jahr der Elektromobilität werden”. „Die Lade-Infrastruktur wird massiv ausgebaut, die Batterie- und damit die Fahrzeugpreise sinken und die Hersteller strengen sich mit einer Modelloffensive an, um die strengen CO2-Vorgaben in der Europäischen Union einzuhalten“, gibt Tschiesner an.
Reichweitenangst ist unbegründet
Viele Kaufinteressenten sorgen sich wegen der Reichweite. Doch das sei völlig unbegründet, so McKinsey. Nur 1 % der Fahrten würden überhaupt eine komplette Batterieladung benötigen. 88 % der Autofahrer pendeln weniger als 40 Kilometer zur Arbeitsstelle. Da reiche es völlig aus, das E-Auto während der Arbeitszeit an einer Ladesäule aufzutanken. Auch wenn diese nicht vor Ort vorhanden ist, kommen Fahrer mit einer nicht vollgeladenen Batterie wieder nach Hause.
Käufer von E-Autos haben zudem ein ganz anderes Käuferprofil als Fahrer von Verbrennern. Im Schnitt seien sie 5 Jahre jünger, leben in größeren Städten und haben ein um 30 % höheres Einkommen, so die Experten von McKinsey. 8 % von ihnen haben ihr erstes Fahrzeug online gekauft. Daraus ergibt sich eine andere Ansprache der Autohändler, um E-Autos zu vertreiben.
E-Autos digital verkaufen
Patrick Schaufuss von McKinsey und Mitautor der Studie sieht digitale Angebote für E-Autos als ein wichtiger Schritt im Verkaufsprozess. 54 % der Autokäufer beginnen ihre Recherche online. Schaufuss gibt an: „Bei E-Autos werden die Konfigurationsmöglichkeiten geringer sein – stattdessen sollten schon früh im Kaufprozess die Bedenken der Käufer hinsichtlich Batterie und Lademöglichkeiten aufgegriffen werden.“
Testfahrten können ein weiteres Mittel sein, um Fahrer von den Vorzügen eines E-Autos zu begeistern. 91 % der Käufer eines Elektroautos würden sich aufgrund des Fahrerlebnisses wieder für ein solches Modell entscheiden. Mittlerweile gibt es auch eigens konzipierte Fahrgeräusche, damit das echte Feeling auf der Straße auch im E-Auto nicht zu kurz kommt.
Als weiteren Punkt sieht Schaufuss den Ausbau der Infrastruktur. Die verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen müsste aufgestockt werden. „Autohersteller müssen hier mit Infrastrukturanbietern und der Politik schnell an Lösungen arbeiten“, so Schaufuss.
McKinsey sieht in Deutschland einen der größten Hersteller von E-Autos. Bereits 2021 soll es soweit sein. Mehr zu dieser Prognose lesen Sie hier.
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