Jedes fünfte Verkehrsflugzeug wird zum Parken in die Wüste geschickt
Zeitweise oder dauerhaft nicht mehr benötigte Verkehrsflugzeuge auf Flughäfen abzustellen ist extrem teuer. Also werden sie in Wüsten geparkt. Das ist billiger und schön trocken. Die Flugzeuge rosten nicht. Und deshalb werden Tausende von ihnen dort geparkt.
Alle großen Hersteller von Verkehrsflugzeugen produzieren mit voller Kraft. Der Luftverkehr boomt in fast allen Teilen der Welt. Dennoch werden 20 % der Flotte aller Luftverkehrsgesellschaften auf Dauer geparkt – meist in der Wüste.
Verfünffachung seit 1990
1990 standen weniger als 500 Verkehrsflugzeuge beschäftigungslos auf Wüstenparkplätzen – vor allem in den Vereinigten Staaten. Zum Jahreswechsel 2015/16 hat sich diese Zahl auf knapp 2500 Maschinen verfünffacht. Auffällig an den Parkzahlen ist, dass die starke Steigerung vor allem bei kleinen Regionalverkehr-Jets und bei großen Langstreckenmaschinen zu beobachten ist.
So standen 1990 nur ganz wenige Regional-Jets in der Wüste. Derzeit sind es knapp sechs Prozent der weltweiten Flotte dieser Flugzeuge. Ein ähnliches Bild bieten die großen Langstreckenmaschinen. 1990 waren weniger als 50 dauerhaft abgestellt. Heute sind es mehr als 1000 oder gut 20 % der weltweiten Flotte.
Bei den meist geflogenen Jets in der Größenklasse von 140 bis 200 Passagieren – etwa der Airbus A-320 und die Boeing 737 – reduzierte sich die Zahl der geparkten Maschinen dagegen in den zurückliegenden sieben Jahren ganz erheblich. Darin schlägt sich nieder, dass diese Flugzeuge heute den größten Teil des Verkehrs zu bewältigen haben.
Wüstenparkplätze bieten viele Vorteile
Dass Flugzeuge hauptsächlich auf Parkflächen in der Wüste abgestellt werden, hat viele Gründe. Am wichtigsten ist das überwiegend heiß-trockene Klima, das Korrosion verhindert. Die Flugzeuge können über sehr lange Zeiträume abgestellt werden, ohne dass sie Schaden nehmen. Ein anderer Vorteil ist die Verfügbarkeit riesiger Flächen zu vergleichsweise niedrigen Abstellgebühren, da die Fluggesellschaften für ihre alten Maschinen vielfach die einzigen Nutzer sind.
Schließlich kommt meist noch eine funktionierende Infrastruktur hinzu. Das beginnt mit Landebahnen, auf denen die Maschinen ihren Dauerparkplatz gut erreichen können. Fast alle Flugzeuge stehen auf dem trocken-harten Wüstenboden. Es bedarf meist keiner Betonflächen. Schließlich sind aus den Zeiten, in denen vor allem in der amerikanischen Mojave-Wüste Militärflugzeuge parkten, Einzäunung und Bewachung gegeben. Zudem gibt es Betriebe, die hier für ihre Auftraggeber entweder alte Flugzeuge verschrotten oder diese Maschinen für neue Einsätze vorbereiten und gegebenenfalls umbauen.
Bei der Verschrottung ist es wichtig, alle noch nutzbaren Komponenten sorgfältig auszubauen, zu verpacken und zu versenden und anschließend die verbleibenden Flugzeugteile nach Metallarten auseinanderzunehmen und der Wiederverwertung zuzuführen.
Den Anfang machte die amerikanische Luftwaffe
Erforderlich wurden die Wüstenparkplätze für das Abstellen von Militärflugzeugen in Friedenszeiten. Nach dem Ende des Korea-Kriegs standen beispielsweise in Litchfield Park in Arizona rund 5000 Militärflugzeuge. Inzwischen sind die allermeisten von ihnen verschrottet worden. Neuere Maschinen kommen nur in sehr viel geringeren Zahlen auf die Wüstenparkplätze, weil längst nicht mehr in so großen Zahlen wie früher für das Militär gefertigt wird. Immerhin gibt es aber auch heute noch Wüstenparkplätze, auf denen bis zu 2500 Militär- und auch Zivilflugzeuge abgestellt sind.
Trotz Ölpreisverfall kaufen Fluggesellschaften weiter modernste Maschinen
Die Lebenserwartung von Verkehrsflugzeugen liegt im Normalfall bei 30 Jahren. Inzwischen werden aber immer mehr Flugzeuge nach nur acht bis zehn Jahren auf Wüstenparkplätzen abgestellt, obwohl die Treibstoffpreise, die über viele Jahre die Fluggesellschaften zur Bestellung immer Sprit-sparender Flugzeuge veranlassten, so massiv gefallen sind.
Dass dennoch die neuen Maschinen überwiegend zu den vereinbarten Terminen abgenommen werden, obwohl vielfach eine Streckung der Auslieferung durchaus möglich ist, hat nach Angaben von Fluggesellschaften vor allem zwei Gründe: Erstens ist die inzwischen erreichbare Treibstoffersparnis – durch neuere Triebwerke und eine immer ausgefeiltere Aerodynamik der Flugzeuge – so erheblich, das es sich durchaus rechnet, die älteren, an und für sich schon Treibstoff-verbrauchsarmen Maschinen in die Wüste zu schicken.
Zum zweiten hat sich die Qualität und Zuverlässigkeit aller Ausrüstungen an Bord in den letzten Jahren ganz erheblich verbessert: Die neuen Flieger kommen mit einem deutlich verringerten Wartungsaufwand aus – und auch das rechnet sich so sehr, dass die älteren Maschinen in die Wüste müssen. Die Chance, dass sie je reaktiviert werden, sinkt laufend. Das war früher anders, als Flugzeuge zur Überbrückung konjunktureller Täler in der Wüste abgestellt wurden. Belebte sich die Konjunktur dann wieder, so kehrten sie in die heimatlichen Flotten zurück.
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