Jetzt rollt ein E-Auto aus dem 3D-Drucker auf den Markt
Ein italienisch-chinesisches Konsortium hat das mit Abstand billigste Elektroauto entwickelt. Es ist ein reines Stadtauto, das maximal Tempo 70 schafft. Es soll mit einer Batterieladung allerdings 150 Kilometer weit fahren können. Und der Preis von 8.000 Euro ist verlockend.
Eines der leichtesten und billigsten Elektroautos der Welt haben das Start-up XEV aus der italienischen Autostadt Turin und der chinesische Polymaker-Konzern
entwickelt, ein Spezialist für den industriellen 3D-Druck. Folgerichtig entstehen die weitaus meisten Bauteile des Low Speed Electric Vehicle (LSEV) in additiver Fertigung. Dieser Begriff setzt sich zunehmend durch beim industriellen 3D-Druck.
Der Preis soll bei 8.000 Euro liegen
Das kleine Fahrzeug wiegt nur 450 Kilogramm und soll gerade mal 8.000 Euro kosten. Das Auto, das dem Smart ausgesprochen ähnlich sieht, wird von zwei Radnabenmotoren im Heck angetrieben. Der Akku ist im Boden unter den beiden Sitzen verbaut.
Wenn alles so klappt, wie es sich die Entwickler vorstellen, ist das LSEV das erste Auto, das mit der 3D-Drucktechnik in Serie hergestellt wird. Lediglich Räder, Scheiben, Sitze, Antriebsmotoren und Fahrgestell werden auf herkömmliche Weise produziert.
Das hat zu einer drastischen Reduzierung der Bauteile geführt. Für den LSEV sind lediglich 57 nötig, für die die Drucker gerade mal drei Tage brauchen. Bei herkömmlicher Produktion wären es wohl mehr als 2.000 gewesen. Damit sind die Herstellungskosten nach Angaben von Guo Xiaozheng, Seniordesigner von XEV, um mehr als 70 Prozent gesunken.
Auch die Entwicklungszeit ist rekordverdächtig. Während es normalerweise drei bis fünf Jahre dauert, ehe ein völlig neues Auto produktionsfertig ist, waren es beim LSEV weniger als zwölf Monate.
Die Karosserie besteht aus Bio-Kunststoff
Die Käufer müssen allerdings Zugeständnisse machen. Der LSEV ist ein reines Stadtauto. Es schafft gerade mal 70 Kilometer pro Stunde. Die Reichweite soll allerdings beachtlich sein. Mit einer Batterieladung soll das Auto 150 Kilometer weit fahren können. Echte Tests gibt es aber noch nicht.
Die Karosserie besteht aus dem Kunststoff Polylactide (PLA), nicht ganz korrekt auch Polymilchsäure genannt. Dieses Material wird aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, etwa aus Pflanzenöl. Das Material ist biologisch abbaubar, belastet die Umwelt also nicht, wenn es nicht mehr gebraucht wird.
Die Herstellung der Karosserie im additiven Verfahren erlaubt es, Farbe und Gestaltung nach Kundenwünschen zu variieren. In den Videos zeigt Polymaker schon, wie unterschiedlich der Zweitürer aussehen kann.
7.000 Vorbestellungen aus Italien und China
Obwohl die XEV-Homepage nur aus der Ankündigung besteht, dass dort demnächst Informationen abrufbar sein werden, und auch die Website von Polymaker kaum Informationen bietet, sorgt das kleine Auto schon dank internationaler Berichterstattung für Furore. Laut XEV liegen bereits 7.000 Vorbestellungen vor, viele davon von der italienischen Post.
Die meisten Kaufinteressenten kommen allerdings aus China. Hier soll das Fahrzeug ab Ende 2018 in Serie gebaut werden, vermutlich in Schanghai. China ist ohnehin der größte Markt für Elektroautos. 2017 waren es fast 780.000 Hybrid- und reine Elektrofahrzeuge. Paradox nur, dass die Nutzung von Elektroautos gerade in China die Umwelt nicht entlastet. Der größte Teil des Stroms wird dort in oft veralteten Kohlekraftwerken hergestellt, die hohe Emissionen verursachen.
Um andere gedruckte Autos ist es still geworden
Das italienisch-chinesische Fahrzeug ist nicht das einzige Elektroauto, das aus dem 3D-Drucker kommt. Es könnte aber das erste sein, das in Serie geht. Von „enjoy“, einem gedruckten Auto aus Österreich, ist seit der Vorstellung im vergangenen Jahr nichts mehr zu hören.
Still geworden ist es auch um „4ekolka“, ein gedrucktes Auto, das der tschechische Designer Petr Chládek 2016 präsentierte, und um „Strati“, den das US-Unternehmen Local Motors schon 2014 präsentierte. Die für diese Fahrzeuge genannten Preise lagen weit über denen, die XEV jetzt nennt.
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