Jetzt spritzt die Deutsche Bahn zurück: Farbkanonen gegen Diebe
Mit explodierenden Farbpatronen will die Deutsche Bahn ihre Fahrkartenautomaten vor Raubüberfällen schützen. Die Idee ist überzeugend: Die Farbe färbt alle Scheine unwiderruflich bunt ein – die Beute ist damit unbrauchbar. 1000 Automaten will die Bahn in einem ersten Rutsch mit den Farbbomben ausstatten.
Das Geld in Fahrkartenautomaten für potenzielle Diebe wertlos machen: Dieses Ziel verfolgt die Deutsche Bahn (DB) nun mit Hochdruck – und das im wahrsten Sinne. 1000 der insgesamt 7000 Automaten wird das Unternehmen mit explosiven Extras ausstatten. „Wird die Geldkassette gekippt oder geschüttelt, platzt eine Farbpatrone und spritzt mit hohem Druck eine nicht ablösbare Farbe auf die Geldscheine“, erklärt DB-Sicherheitschef Gerd Neubeck.
Da bunt eingefärbte Scheine diejenigen, die sie in Umlauf bringen, schnell verdächtig erscheinen lassen, soll die Maßnahme potenzielle Vandalisten von vornherein von der Tat abhalten. Außerdem werde das beschmierte Geld laut DB ohnehin nahezu unbrauchbar.
6,7 Millionen Euro Schaden durch gesprengte Fahrscheinautomaten
Nach Angaben des Unternehmens wurden alleine im vergangenen Jahr rund 390 Fahrscheinautomaten aufgebrochen – ein Großteil davon durch Sprengen. Der entstandene Schaden: 6,7 Millionen Euro. Einen zerstörten und geplünderten Fahrscheinautomaten vollständig zu ersetzen und aufzubauen kostet die Bahn etwa 30.000 Euro.
Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen vermehrt darauf hingewiesen, dass sich immer nur wenig Bargeld in den Automaten ansammle. Schließlich zahlen immer mehr Kunden per Karte. Auch der Zyklus der Entleerungen der Geldkassetten habe sich erhöht. Insofern übersteigt der durch Sprengungen angerichtete Sachschaden die Höhe der durchschnittlichen Beute meist deutlich.
Bahn kann verschmierte Scheine bei der Bundesbank eintauschen
Kriminelle versuchen aber nicht ausschließlich mit Sprengstoff, an die Geldnoten zu gelangen. Es gab bislang auch Angriffe mit Seitenschneidern oder Schweißgeräten. Oftmals muss der Automat in solchen Fällen nicht vollständig ersetzt werden, sondern es reicht eine Reparatur.
In aller Regel beschädige die ausgelöste Farbpatrone die Technik des jeweiligen Automaten nicht, erklärt Bahn-Sprecher Holger Bajora gegenüber Ingenieur.de. „Die Patrone befindet sich ja innerhalb der Geldkassette. Ein Kasten im Kasten sozusagen.“
Dass Bahn-Mitarbeiter die Farbpatrone mitunter aus Versehen auslösen könnten – zum Beispiel beim Auswechseln der Geldkassette –, verneint das Unternehmen. Ein technisches Verfahren, das die Deutsche Bahn aus Sicherheitsgründen nicht näher erläutern möchte, entschärft die Patrone vorübergehend – zum Beispiel für den Transport.
Künstliche DNA in der Farbe enthalten
Das durch die violette Farbe verschmutzte Geld wird auch für die Bahn selbst erst einmal unbrauchbar. „Man kann es auch nicht reinigen“, erklärt Bajora. Allerdings habe die Bahn die Möglichkeit, die besudelten Scheine bei der Bundesbank umzutauschen. Sollten hingegen die Täter auf die Idee kommen, das erbeutete Geld umzutauschen, verraten sie sich dabei quasi selber. Die Farbe enthält synthetisch hergestellte Biomoleküle, sogenannte künstliche DNA. Diese weist die damit markierten Scheine als den Besitz der Deutschen Bahn aus.
Die eingesetzten Farbkassetten hat die Deutsche Bahn zusammen mit einem Hersteller neu entwickelt. Um welches Unternehmen es sich dabei handelt, will die Bahn allerdings nicht preisgeben.
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