Kleine Autoschmiede will Elektroauto binnen fünf Tagen ausdrucken und montieren
Bei Local Motors ist fast alles anders: Das Geld kommt aus Crowdfunding, die Ideen aus der Community, die Pläne sind für tausende Mitglieder zugänglich. Und die Pläne sind ganz groß: Ein Elektroauto ausdrucken, binnen fünf Tagen.
Nicht weniger als die dritte industrielle Revolution hat Jay Rogers angekündigt. So etwas wie die Versöhnung von Natur und Technik, den Wohlstand für alle ohne Klimakatastrophe und Raubbau an den Ressourcen. Der Chef von Local Motors denkt groß. Der Auto-, Moped- und Fahrradbauer aus den USA will im September auf der Maschinenbaumesse International Manufacturing Technology Show in Chicago in fünf Tagen ein komplettes Elektroauto bauen.
Dabei geht es nicht nur um die Montage der Bauteile, das können gewöhnliche Hersteller schneller. Nein, auf der Messe sollen die zuvor designten Teile per 3D-Druck erst noch gefertigt werden. Am Ende werde ein stadttaugliches Fahrzeug stehen, das bei Massenproduktion für fast jeden erschwinglich sein soll. Über Preise wird bislang allerdings nichts gesagt.
Kunden können ihr Auto selbst bauen
Local Motors, gegründet 2007 in Phoenix in Arizona, ist bekannt für solche Aktionen. Vor zwei Jahren hat die Firma auf der Technikmesse schon ein Offroad-Fahrzeug mit dem kriegerischen Namen „Rally Fighter“ in sechs Tagen gebaut. Es soll inzwischen rund 60 Mal verkauft worden sein, zu Preisen ab 50.000 Dollar. Kunden konnten den Wagen unter Anleitung von Fachpersonal in einer so genannten Micro Factory selbst bauen – diese Beteiligung bis zum letzten Schritt der Produktion ist ein wesentlicher Teil des Konzepts.
Hatte dieses Fahrzeug noch eher den Charakter einer Studie, will Local Motors mit dem neuen Modell Serientauglichkeit demonstrieren. Technische Einzelheiten des Fahrzeugs werden bislang nicht verraten – Fachleute können nach Registrierung aber ebenso Einblick nehmen wie jeder andere. Das Elektroauto kommt sportlich flach daher. Es ist ein Zweisitzer ohne großen Stauraum, der für kurze Fahrten in der Stadt ausgelegt ist.
Local Motors kooperiert mit General Electric
Die Drucktechnik, die Local Motors nutzt, wurde am Oak Ridge National Labs entwickelt, einem Forschungslabor des amerikanischen Energieministeriums in Tennessee. Die Maschine hat einen besonders großen Druckkopf mit großem Radiums, um schnell auch größere Bauteile herstellen zu können.
Das Unternehmen lebt unter anderem vom Geld vieler Spender, die an die revolutionäre Vision glauben. Rund 30.000 Mitglieder hat die Community. Sie stützen die Firma nicht nur finanziell, sondern können auch ihre eigenen Vorschläge und Ideen einbringen. Autobau als Open-Source-Veranstaltung, wie sie bei den etablierten Unternehmen der Branche undenkbar wäre. Dass Local Motors inzwischen aber durchaus ernst genommen wird, zeigt die vor wenigen Wochen angekündigte Kooperation mit dem Energie- und Technik-Giganten General Electric.
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