Existenz bedroht 05.10.2020, 09:55 Uhr

Krise der Luftfahrt: Zulieferbranche schwer angeschlagen

Die coronabedingte Krise der Luftfahrt wirkt sich stark auf die Zulieferbranche aus. Aus Expertensicht wird dies noch große Opfer fordern.

Pilot im Cockpit

Die Luftfahrt ist seit der Corona-Pandemie im Sinkflug.

Foto: panthermedia.net/william87

Bei Airbus in Hamburg läuft es gar nicht gut. Doch das hat nicht nur Auswirkungen auf den Flugzeughersteller, sondern auch auf die Zulieferbetriebe.  Die coronabedingte Krise der Luftfahrt hat inzwischen voll auf die Zulieferkette durchgeschlagen und wird dort aus Expertensicht noch große Opfer fordern. Laut Sebastian Corth, Geschäftsführer des Branchenverbands Hanse-Aerospace, rechne man „im Schnitt mit einem Umsatzrückgang von gut 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr“. „Das erste Quartal 2020 lief dabei noch sehr gut“, so Corth weiter.

Luftfahrt: Personal- und Ingenieursdienstleister besonders hart getroffen

Besonders hart habe es die Personal- und Ingenieursdienstleister getroffen, deren Geschäft teils fast vollständig eingebrochen sei.

„Alle Unternehmen werden diese Durststrecke natürlich nicht durchhalten können“, warnt Corth.

Ähnlich bedrohlich sieht der Verein Hamburg Aviation die Lage in Hamburg als weltweit drittgrößtem Standort der zivilen Luftfahrtindustrie. Vor Hamburg liegen noch Seattle mit Boeing und Toulouse mit Airbus.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Hochschule Ravensburg-Weingarten-Firmenlogo
Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten
Weingarten Zum Job 

„Nach wie vor haben wir am Standort Hamburg die Situation, dass die Produktion bei Airbus aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-Pandemie um etwa 40 Prozent unter Plan für 2020 liegt und auch auf absehbare Zeit so bleibt“, so Sprecher Lukas Kaestner.

Die Auswirkungen auf die Zulieferkette sind verheerend, in der bis zuletzt noch Personal aufgebaut worden sei, etwa um die Steigerungen bei der A320-Familie mitgehen zu können.

Vor der Corona-Krise florierte die Luft- und Raumfahrtindustrie

Die Corona-Pandemie hat der Luft- und Raumfahrtindustrie in Hamburg schwer geschadet. Vor der Krise ging es dieser aber noch richtig gut. Mehr als 41.000 Menschen arbeiteten bei Airbus, der Lufthansa Technik und am Flughafen sowie einem Netz von rund 300 Zulieferbetrieben. Sie erwirtschafteten einen jährlichen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro. Laut einer Befragung von Betriebsräten im Auftrag der IG Metall, stieg die Zahl der erfassten Beschäftigten zwischen 2017 und 2019 im Norden um mehr als elf Prozent. Der durchschnittliche Auslastungsgrad bis 2021 wurde damals mit 90 Prozent angegeben, jedes zweite Unternehmen meldete Probleme bei der Suche nach Mitarbeitern.

Dann schlug die Corona-Pandemie mit voller Wucht ein und die Luftfahrt stürzte ab. Airbus plant, weltweit 15.000 der rund 90.000 Jobs in der Verkehrsflugzeugsparte zu streichen. Laut einer bundesweiten Studie der h&z Unternehmensberatung AG zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie von April sind knapp zwei Drittel der zivilen Zulieferer direkt und unmittelbar von der Pandemie betroffen. Der überwiegende Teil (89 Prozent) der Betriebe rechne mit weitreichenden Folgen.

Ausbildungsquote leidet stark

Für die Luftfahrtindustrie sei es jetzt wichtig, Know-how nicht durch Personalabwanderung zu verlieren. Das sieht auch der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, so. Er setzt zur Sicherung der Beschäftigung und Standorte auf Kurzarbeit und die Vier-Tage-Woche. „Beim Blick nach vorn darf die Ausbildung nicht vergessen werden“, mahnte er. Die Ausbildungsquote in der Luft- und Raumfahrtindustrie sei mit 3,6 Prozent schon im vergangenen Jahr gemessen an anderen Branchen zu niedrig gewesen. Für Kaestner sind Investitionen in Forschung und Entwicklung entscheidend, etwa zur zivilen Nutzung von Drohnen oder zu emissionsfreiem Fliegen.

Denn: „Ein Zurück zu dem Status, den wir vor 2020 hatten, wird es für die Luftfahrt nicht mehr geben.“

Pilotenausbildung: Traum vom Fliegen wird zum Alptraum

Die Flugschule der Lufthansa in Bremen empfiehlt 700 Anwärtern, ihre Ausbildung zum Piloten bzw. Pilotin abzubrechen. Der Grund: Auf Jahre hinaus wird es bei Lufthansa und den Tochtergesellschaften keinen Bedarf an neuen Piloten geben. Wer dennoch seinen Abschluss als Pilot machen wolle, könne die Ausbildung aber beenden. Für die Anwärter im Cockpit bedeutet das aber ein hohes Risiko: Wer innerhalb von fünf Jahren keinen Job bei der Lufthansa gefunden hat, muss die gesamten Kosten sofort zurückbezahlen. Der reguläre Gang wäre, die Raten über viele Jahre vom Gehalt abgezogen zu bekommen.

Lesen Sie auch:

Aus für Legende Boeing 747

Abheben für alle: Airbus A320 im Flugsimulator selbst steuern

Wasserabweisende Flugzeughaut entwickelt

Ein Beitrag von:

  • dpa

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.