Lexus verbaut erstmals digitale Seitenspiegel in Serienfahrzeug
Ein Auto ohne Außen- und Rückspiegel? Was heute noch unvorstellbar ist, wird künftig Realität sein. Auf dem Weg dorthin präsentiert Toyota nun den ersten digitalen Seitenspiegel in einem Serienfahrzeug.
Ohne Autospiegel wäre der Straßenverkehr weniger sicher. Sie spielen eine herausragende Rolle, ohne jemals ins Rampenlicht zu rücken. Dieser Artikel ist ihnen gewidmet. Denn jedes Auto, jedes Motorrad, jeder Roller, jeder Bus – bis auf die preiswerteren Ausführungen haben die meisten Fahrzeuge elektrische und beheizbare Seitenspiegel. Weiterenwicklungen der klassischen Seiten- und Rückspiegel kommen vorwiegend in Studienfahrzeugen wie dem BMW i8 Mirrorless und Kleinserien wie dem VW XL1 zum Einsatz. Die Experten sind sich jedoch sicher: Wenn die Rechenleistung steigt und die Preise sinken, werden Kameras die klassischen Spiegel in den Fahrzeugen ersetzen. Für die Fahrer stellt das zwar eine Umstellung dar, doch dafür profitieren sie von einer besseren Sicht und weiteren Vorteilen.
Lexus ES: Das erste Serienfahrzeug mit Kameras statt Spiegeln
In Zukunft werden anstatt elektrischer Spiegel nur noch digitale Außen- und Seitenspiegel zum Einsatz kommen. Davon ist nicht nur der deutsche Automobilzulieferer Continental überzeugt. Seit Jahren forschen und testen und verbauen mehrere Firmen digitale Kameras in Studienfahrzeugen. Die Toyota Motor Corporation will 2019 erstmals mit dieser Entwicklung auf den Markt. Ihr neues Serienmodell Lexus ES besitzt neben einem neuen Design und vielen Verbesserungen eine richtige Weltneuheit: Er hat keine Außenspiegel mehr, sondern Kameras. Damit wäre dieses Modell das erste Serienfahrzeug der Welt, das auf elektrische Spiegel verzichtet.
Auf jeder Seite besitzt der Lexus ES ein Gehäuse, in dem normalerweise der Außenspiegel sitzt. Die Gehäuse sind beim ES jedoch um einiges schmaler als bei vergleichbaren Fahrzeugmodellen. In beiden Gehäusen befinden sich Kameras, die alles aufnehmen, was um das Auto herum geschieht. Die zwei im Auto verbauten Bildschirme sind jeweils 5 Zoll groß und befinden sich auf der Höhe der A-Säulen auf dem Armaturenbrett. Durch diese Position wandern die Augen der Fahrer automatisch dorthin. Im Vergleich zu den herkömmlichen Außenspiegeln sollen die intelligenten Systeme mehrere Vorteile mit sich bringen.
Vorteile des digitalen Seitenspiegels
Durch das digitale System wird ein wesentlich größerer Bereich um das Fahrzeug abgedeckt, als dies mit herkömmlichen Autospiegeln möglich wäre. Dank der modernen Kameras sollen die Fahrer vor allem bei schlechtem Wetter und in der Dunkelheit wesentlich besser sehen. Regen und andere äußere Einflüsse sollen den digitalen Seitenspiegeln nichts ausmachen.
Die modernen Systeme bringen auch Vorteile beim Rangieren und Rückwärtsfahren: Sobald der Rückwärtsgang eingelegt wird oder der Fahrer blinkt, stellen die Kameras automatisch den jeweiligen Bereich vergrößert dar. Das Bild der Kameras soll sich von alleine an die jeweilige Verkehrssituation anpassen. So kombiniert der digitale Seitenspiegel die Spiegelfunktion mit der Unterstützung durch den Einparkassistenten.
Auf Basis der Kamerabilder können weitere Assistenzsysteme in den Fahrzeugen zusätzliche Funktionen ausführen. Beispielsweise werden die Fahrer bei einem Spurwechsel gewarnt oder es wird ein unbedachtes Öffnen der Tür verhindert, falls von hinten ein Fahrrad kommt. Den bekannten „toten Winkel“ gibt es bei einem solchen System nicht mehr. Durch das „Stitching“ werden die digitalen Bilder zusammengeführt, Lücken im Sichtfeld werden mit Inhalt gefüllt. Zu guter Letzt lässt sich mit den Kamerasystemen der Widerstandsbeiwert, oder kurz cw-Wert, deutlich verbessern und dadurch sinken sowohl die Windgeräusche als auch der Kraftstoffverbrauch.
Digitale Seitenspiegel gibt es vorerst nur in Japan
Der Lexus ES kommt in der Ausführung mit Kameras zuerst nur in Japan in den Handel. Und zwar im Oktober 2019. Dies liegt daran, dass die Technik bisher ausschließlich im Land der aufgehenden Sonne erlaubt ist. Seit 2016 gibt es in Japan ein entsprechendes Gesetz, das den Einsatz der Kamerasysteme genehmigt. Aus diesen Gründen erscheint der Lexus ES in den USA und Europa erst einmal mit normalen Außenspiegeln.
Auf den europäischen Märkten wird Lexus seinen ES in der Ausführung 300h, mit herkömmlichen Spiegeln und mit einem Hybridmotor anbieten. Im Detail handelt es sich um einen 2,5 Liter Benzinmotor, der mit einem modernen E-Motor in einem Getriebe zusammengefasst wurde und auf eine maximale Leistung von 218 PS kommt. Der Normverbrauch soll bei 4,7 Liter liegen und damit wird der Lexus ES laut Toyota den Diesel so gut wie überflüssig machen. So wird die Mittelklasse-Limousine gegen den Audi A6, die E-Klasse von Mercedes und gegen den 5er BMW ins Rennen gehen.
Dem Serieneinsatz der digitalen Außenspiegel stehen in Deutschland gesetzliche Rahmenbedingungen entgegen. Dafür müsste zunächst die Straßenverkehrsordnung angepasst werden. Laut dieser sind Außenspiegel an den Fahrzeugen immer noch zwingend vorgeschrieben. Ein Fahrzeug mit Kameras statt Spiegeln wäre somit nicht konform mit der Straßenverkehrsordnung. Doch Toyota, Continental, BMW und VW sind sich sicher, dass die digitalen Seitenspiegel die herkömmlichen Autospiegel in Zukunft ersetzen werden. Ob es dann noch Bildschirme im Auto geben wird oder ob die digitalen Spiegel ihre Bilder direkt in die Windschutzscheibe projizieren, wird dann vor allem eine Frage des Designs sein.
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