Lufthansa-Streik: Fast alle Flüge fallen aus
Wegen eines Piloten-Streiks fallen 800 Lufthansa-Flüge am Freitag aus. 130.000 Passagiere sind betroffen. Bekommen Fluggäste ihr Geld zurück?
Die Lufthansa streicht wegen eines angekündigten Pilotenstreiks am Freitag, 2. September, nahezu ihr komplettes Programm. Es fallen an den Drehkreuzen München und Frankfurt rund 800 Flüge mit voraussichtlich 130.000 betroffenen Passagieren aus, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte ihre Mitglieder bei Lufthansa und Lufthansa Cargo zum Streik aufgerufen. Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Luftfahrtunternehmen seien im Vorfeld gescheitert, so VC-Pressesprecher Matthias Baier. Man habe „im Bewusstsein unserer Verantwortung für Unternehmen und Gäste“ nichts unversucht gelassen, aber auch bei einem weiteren Verhandlungstermin „kein ausreichendes Angebot“ erhalten. „Das ist ernüchternd und eine vertane Chance“, so Baier.
Piloten-Streik bei Lufthansa: „Gleicher Job für weniger Geld“
Die Forderung der Konzerntarifkommission umfasse insgesamt 16 Punkte. „Die Lufthansa hat sich zwar bei einigen Punkten bewegt, aber nicht im Gesamtpaket“, so Baier gegenüber ingenieur.de. Die VC fordere vor allem strukturelle Anpassungen in der Vergütungsstruktur. „Junge Kolleginnen und Kollegen, die jetzt eingestiegen sind, befinden sich in einer anderen Tarifstruktur. Das heißt: Man hat den gleichen Job, aber erhält weniger Geld, vor allem was die tariflich geregelten Gehaltsstufen betrifft. Wir wollen eine Tarifstruktur für alle“, so Baier. Auch nach sechs Verhandlungsrunden habe man sich nicht mit der Lufthansa einigen können.
„Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen“, so Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC. „Aktuell liegen wir zu weit auseinander. Neben dem Ausgleich des Reallohnverlustes, brauchen wir jetzt vor allem eine zukunftsfähige Lösung für die Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen.“
Bei der Lufthansa stößt der Streikaufruf auf Unverständnis: „Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht – trotz der nachwirkenden Lasten der Corona Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft“, sagte Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG. Der Streik gehe zu Lasten Tausender Kundinnen und Kunden.
Der Konzern habe ein Angebot mit 18-monatiger Laufzeit vorgelegt, bei dem die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa und Lufthansa Cargo in zwei Stufen insgesamt 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat bekommen. Vor allem die Einstiegsgehälter würden davon profitieren. Berufseinsteigende würden so mehr als 18 Prozent zusätzliche Grundvergütung während der Laufzeit erhalten, ein Kapitän beziehungsweise eine Kapitänin fünf Prozent.
Erst Ende Juli hatte ein Streik des Lufthansa-Bodenpersonals für zahlreiche Flugausfälle gesorgt. Mehr als 1.000 Flüge waren gestrichen worden.
Bekomme ich als Fluggast Geld zurück?
Grundsätzlich gilt: Bei einem Flugausfall oder einer Flugverspätung von über drei Stunden haben Fluggäste Anspruch auf bis zu 600 Euro Entschädigung. Das regelt die EU-Verordnung 261/2004. Entscheidend ist dabei die Flugdistanz, die zurück gelegt werden soll:
- 0 bis 1.500 Kilometer: Anspruch auf 250 Euro
- Bis 3.500 Kilometer: Anspruch auf 400 Euro
- Ab 3.501 Kilometer: Anspruch auf bis zu 600 Euro
- Der Anspruch bei Flügen innerhalb der EU ist auf 400 Euro gedeckelt.
(mit dpa)
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