Mainz testet autonom fahrenden Elektrobus im Verkehr
Lust, mal im echten Verkehr in einem autonomen Elektrobus zu fahren? Dann auf nach Mainz. Die Stadt testet einen Monat lang Emma – einen selbstfahrenden Minibus. Der chauffiert bis zu acht Passagiere kostenlos am Rheinufer.
Lenkrad, Kupplung, Gas- und Bremspedal: Das alles braucht der Elektrobus nicht, der auf den Namen Emma hört, die Abkürzung für „Elektromobilität Mainz autonom“. Seit dem 7. August verkehrt Emma ohne Fahrer auf einer 800 m langen Strecke am Mainzer Rheinufer hin und her. Die Fahrt ist kostenlos. Allerdings sollten Besucher Geduld mitbringen. Der Andrang ist groß und die 4,75 kurze Emma, angetrieben von einem 15-kW-Motor und einem 30-kWh-Akku, hat nur acht Sitzplätze.
Emma orientiert sich mit Stereo-Kameras, Antennen und LIDAR
Damit Emma nicht mit Autos, Passanten und Fahrradfahrern kollidiert, hat der französische Hersteller Navya Sensortechnik integriert. Die Augen des Busses sind Stereo-Kameras und das sogenannte Light Detection and Ranging (LIDAR). Letzteres ist ein rotierendes Lasermessgerät auf dem Dach, das Laserstrahlen aussendet und anhand der Reflexion Hindernisse erkennt. Zusätzlich hat der Bus Antennen, mit denen er seine Position per Satellitennavigation exakt bestimmt. Sensoren in den Rädern messen zudem Geschwindigkeit und Beschleunigung. Und wenn alle diese Systeme versagen? Dann muss ein geschulter Operator, der auf jeder Fahrt mitfährt, den Not-Aus-Knopf drücken.
Werden die Menschen Emma akzeptieren?
Für die Stadt Mainz ist Emma ein wichtiges Testprojekt. Die Stadt möchte auch in Randgebieten den ÖPNV anbieten, ist sich aber unsicher, ob die Bürger selbstfahrende Busse akzeptieren. Schließlich ist es in der jungen Geschichte des autonomen Fahrens immer wieder zu Unfällen gekommen. Deswegen findet nach jeder Fahrt eine Befragung statt. „Für uns ist es sehr spannend, Erkenntnisse über die Möglichkeiten und Potentiale dieser Technologie aus erster Hand zu bekommen“, sagt Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin der Mainzer Mobilität. „Wir begreifen es als Auftakt für weitere Aktivitäten in diesem Bereich.“
Emma-Projekt kostet rund 100.000 Euro
Wenn alles gut läuft, könnten Elektrobusse in Mainz bald überall dort zum Einsatz kommen, wo sich klassische Buslinien nicht rentieren. „Strecken, die sich heute nicht wirtschaftlich betreiben lassen, könnten perspektivisch wieder neu erschlossen werden“, erklärt der rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Verkehrsminister Volker Wissing. Dafür müsse man neue Technologien testen. „Deshalb unterstützt das Wirtschaftsministerium das Projekt hier am Mainzer Rheinufer. Es liefert wichtige Informationen auch für andere Akteure.“ Die Kosten für das Emma-Projekt liegen bei rund 100.000 Euro.
Und wer sind die anderen Akteure? Zum Beispiel der Projektpartner R+V Versicherung. „Automatisierung und Digitalisierung verändern die Autowelt grundlegend – und mit ihr auch die Kfz-Versicherung“, erklärt Dirk Dallmer, Direktor Kfz-Betrieb bei R+V. Noch sei die Vision vom vollautonomen Fahren für alle Zukunftsmusik. „Aber wir nutzen die Entwicklungsphase, um die Chancen und Risiken der neuen Technologie zu erforschen – auf Basis eigener Daten.“
Für Navya ist es nicht der erste Versuch mit seinem autonom fahrenden Minibus im echten Verkehr. Bereits im Sommer 2016 fuhr im Schweizer Kanton Wallis ein Navya-Bus autonom im Linienverkehr durch die Altstadt von Sitten in der Schweiz. Mehr dazu lesen Sie hier.
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