Mehr Schutz für Insassen in kleinen Elektroautos
Mit zusätzlichen Gurten, einer Fülle von Airbags und einer Rundum-Überwachung mit Kameras und Radarsensoren sollen die Passagiere in Leichtbau-Miniautos bei Unfällen genauso gute Überlebenschancen haben wie die in konventionellen Autos.
Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt oder gar getötet zu werden, ist für die Passagiere in einem kleinen Elektroflitzer deutlich größer als für die in einem konventionellen Auto. Denn elektrisch betriebene Fahrzeuge bestehen weitgehend aus sehr leichten Werkstoffen, die bei einem Aufprall weniger Schutz bieten als etwa Stahl. Da sie besonders klein sind, fehlt es auch an Pufferzonen. Leichtigkeit und geringe Größe sind wichtig, um eine halbwegs akzeptable Reichweite zu erzielen. Dennoch müssten die Insassen genau so große Überlebenschancen bei einem Unfall haben wie die in konventionellen Autos.
Formel 1 als Vorbild
Dass lässt sich machen, sagen die Forscher des Teilprojekts Sicherheit im Visio.M-Konsortium, an dem zahlreiche Autohersteller, Zulieferer, Behörden und die Technische Universität München beteiligt sind. Zunächst einmal legen sie Wert auf eine formstabile und dennoch leichte Fahrgastzelle. Als Vorbild fungierten die Formel-1-Boliden. Deren Fahrer überleben selbst Crashs bei Tempo 300, weil sie in einem Monocoque sitzen, das ist eine Zelle aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff. Da splittert und verformt sich nichts, wenn die Piloten in den Reifenstapel rasen. Genau so ein Monocoque verpassen die Sicherheitsexperten dem Elektroflitzer der Zukunft.
Das ist erst der Anfang, denn einen Aufprall auf ein festes Hindernis mit mehr als 60 Kilometer pro Stunde würden die Insassen allenfalls schwer verletzt überleben. Durch das abrupte Abbremsen auf Tempo Null wirkt eine gewaltige Kraft auf die Passagiere. Der Sicherheitsgurt dürfte beispielsweise deren Rippen brechen. Um das zu verhindern wird das Fahrzeug mit einer Fülle von Airbags ausgestattet, und das nicht nur im Innenraum.
Aufblasbare Kunststoffschläuche als zusätzliche Pufferzonen
In den Stoßfängern und im Seitenbereich sind Kunststoffschläuche verborgen, die von einem Gasgenerator blitzschnell aufgeblasen werden, wenn es einen Crash gibt. Den entsprechenden Befehl gibt der Bordcomputer, der von Kameras und Radarsensoren mit 360-Grad-Blick mit Informationen versorgt wird. Sobald er eine Situation erkennt, die zwangsläufig zu einem Unfall führt, werden die Kunststoffschläuche als zusätzliche Pufferzonen aufgeblasen.
Bordcomputer aktiviert rechtzeitig die Sicherheitssysteme
Das ist nicht die einzige möglicherweise Leben rettende Aktion. Der Bordcomputer sorgt dafür, dass die Sicherheitsgurte rechtzeitig gestrafft werden. Diese bestehen aus zwei Systemen: Je einem Drei- und Zwei-Punkt-Gurt, die die Insassen sicher im Sitz halten. Um die Folgen eines seitlichen Aufpralls zu mindern haben sich die Forscher etwas ganz Besonderes ausgedacht: Der Sitz wird in Richtung Fahrzeugmitte verschoben. Damit er nicht mit seinem Nebenmann kollidiert trennt ein weiterer Airbag die beiden Insassen. Ansonsten ist das Fahrzeug mit allen Prallkissen ausgestattet, die sich in modernen Fahrzeugen von heute befinden.
Crashtests bestätigten die Wirksamkeit des Konzepts. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es mit den innovativen Lösungen des Visio.M durchaus möglich ist, den Zielkonflikt zwischen extremem Leichtbau und einem angemessenen Sicherheitsniveau aufzulösen“, sagt Thomas Unselt (Daimler), Sprecher der Projektgruppe Sicherheit.
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