Mehr Unabhängigkeit von China: BASF eröffnet Batteriefabrik in Schwarzheide
BASF hat in Schwarzheide die erste Fabrik für Kathodenmaterial in Deutschland eröffnet, den Grundstoff für Batterien. Das ist ein wichtiger Schritt, um sich bei der Herstellung von E-Autos unabhängiger von China zu machen. Entsprechend hoch sind die Hoffnungen in der Politik.
Am 29. Juni eröffnete die BASF gemeinsam mit Kunden, Politikern und Partnern BASF das erste Batteriematerialproduktions- und Batterierecycling-Zentrum Europas. Neben der Einweihung einer hochmodernen Produktionsanlage für leistungsstarke Kathodenmaterialien ging es noch um eine Batterierecycling-Anlage zur Herstellung von Schwarzer Masse, die im nächsten Jahr fertig sein soll. Diese Ereignisse markieren entscheidende Schritte zur Schließung des Kreislaufs in der europäischen Batteriewertschöpfungskette. Angefangen von der Sammlung gebrauchter Batterien bis hin zur Rückgewinnung mineralischer Rohstoffe und ihrer anschließenden Verwendung in der Produktion neuer Batteriematerialien.
Weniger Importe aus China notwendig?
In der Vergangenheit war Europa bei der Produktion von Batteriezellen für Elektroautos vollständig auf Importe aus China angewiesen. Doch nun gibt es neue Hoffnung auf eine unabhängige europäische Batterie-Zukunft, dank einer neuen Fabrik von BASF in Brandenburg. Am Donnerstag reisten hochrangige Persönlichkeiten wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und der Vizepräsident der EU-Kommission Maros Sefcovic aus Brüssel in die Lausitz, was die großen Erwartungen an den zweitgrößten europäischen Standort des Chemiekonzerns verdeutlicht. Die Fabrik in Schwarzheide soll die Unabhängigkeit Deutschlands und Europas in Bezug auf die Batteriefertigung sichern und ist die erste Anlage dieser Art auf dem Kontinent.
Ein zusätzlicher Hinweis auf die Bedeutung dieses Vorhabens ist die finanzielle Unterstützung des Chemiekonzerns durch den Bund und das Land Brandenburg in Höhe von 175 Millionen Euro für den Bau der Batteriematerialienfabrik. Erst vergangene Woche warnte der europäische Rechnungshof davor, dass der angestrebte Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bis 2035 ohne einen deutlich schnelleren Ausbau der Batteriefertigung in der EU nicht erfolgreich sein könnte. Europa hinkt insbesondere bei der Produktion von Batteriezellen für Elektroautos Asien hinterher. Schätzungen zufolge werden derzeit mehr als 80 Prozent der weltweiten Batterien in Asien hergestellt. Obwohl derzeit an vielen Orten in Europa Fabriken zur Herstellung von Batterien für Elektroautos entstehen, blieben die dafür benötigten Grundchemikalien bisher weitgehend außen vor – nicht so in Schwarzheide.
Großer Schritt für Europa beim schnell wachsenden globalen Batteriemarkt
Batteriematerialien sind von entscheidender Bedeutung für Lithium-Ionen-Batterien, da sie das Herzstück der Energiespeicher darstellen. Sie sind maßgeblich verantwortlich für die Leistungsfähigkeit der Batterien und spielen somit eine herausragende Rolle bei der fortschreitenden Mobilitätstransformation.
„Trotz aller Herausforderungen, vor denen wir derzeit in Europa stehen, ist der heutige Tag für uns alle ein Grund, optimistisch zu sein. Die moderne Anlage für Kathodenmaterialien und die Recyclinganlage für die Herstellung von Schwarzer Masse unterstreichen, dass wir als BASF an die Zukunft der chemischen Industrie in Europa und in Deutschland glauben und in innovative Produkte und Dienstleistungen für unsere Kunden in unserem Heimatmarkt investieren“, sagt Dr. Martin Brudermüller, Vorsitzender des Vorstands der BASF SE. „Mit unseren beiden Investitionen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Batterien und schließen den Kreislauf für eine nachhaltige Mobilität.“
Maroš Šefčovič, der Vizepräsident der Europäischen Kommission, unterstreicht die große Bedeutung der Schaffung einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Wertschöpfungskette für die Herstellung von Batteriezellen in Europa: „Der EU-Batteriemarkt wächst sehr schnell. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Batterien in den kommenden Jahren sowohl für die Mobilität als auch für die Speicherung weiter drastisch steigen wird, und unsere Wettbewerber drängen ebenso auf diesen Markt. Vor diesem Hintergrund ist die Europäische Kommission bestrebt, ein solides Batterie-Ökosystem in Europa zu schaffen. Daher haben wir die Europäische Batterie-Allianz ins Leben gerufen, die geholfen hat, dass mehr als 180 Milliarden € an privaten Investitionen getätigt wurden. Die BASF-Anlage hat von dieser Arbeit profitiert. Mit ihrem Schwerpunkt auf fortschrittlichem Kathodenmaterial und Recycling zeigt sie, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken, ihre Abhängigkeiten in einem strategischen Sektor verringern und die grüne Transformation beschleunigen können.”
Erstmals wird Kathodenmaterial in Deutschland produziert
Die neue Anlage ist nicht nur Deutschlands erste Produktionsstätte für hochleistungsfähige Kathodenmaterialien, sondern auch Europas erste vollautomatische Großproduktionsanlage für diese Materialien. Die Nachfrage ist enorm, und die Anlage ist für die kommenden Jahre bereits ausgelastet. Die gelieferten Produkte sind speziell auf die Anforderungen von Zellherstellern und Automobilunternehmen in Europa zugeschnitten. Nach Angaben von BASF liegt der CO2-Fußabdruck der Anlage deutlich geringer als bei vergleichbaren Anlagen der Branche.
Um der steigenden Kundennachfrage auf dem europäischen Elektrofahrzeugmarkt gerecht zu werden, plant BASF bereits weitere Investitionen in Kathodenmaterialien in Europa und befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Kunden. Dies unterstreicht das Engagement von BASF bei der Schaffung einer robusten, lokalen Batterie-Wertschöpfungskette in Europa.
Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, sagt dazu: „Die Kombination einer hochmodernen Batterie-Kathodenmaterialproduktion und einer Recyclinganlage fügt Deutschlands wachsendem Batterie-Ökosystem ein zentrales Puzzlestück hinzu. Das Vorhaben von BASF steigert unsere Souveränität entlang der Wertschöpfungskette, fördert die Kreislaufwirtschaft und stärkt so die Wirtschaftssicherheit. Die Entscheidung für Schwarzheide unterstreicht zudem die Attraktivität des Standorts – den Wert seiner Industriegeschichte und seines chemischen Know-hows ebenso wie das Angebot an erneuerbaren Energien in der Umgebung. Das Projekt steht auch mustergültig für die laufende Transformation: Dort, wo lange Zeit Kohle zu Benzin verflüssigt wurde, soll künftig das Aktivmaterial für Elektroauto-Batterien produziert werden. Wir freuen uns, diesen Wandel mit der IPCEI-Förderung zu unterstützen.“
Kreislauf wird geschlossen
BASF hat bereits in Asien und Nordamerika erfolgreich Kathodenmaterialien auf Basis von recycelten Metallen eingeführt, um Ressourcen zu schonen und den CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren. Durch die Investitionen in Schwarzheide unterstützt das Unternehmen nun direkt den europäischen Markt und ermöglicht gleichzeitig ein schnelleres Wachstum seines globalen Geschäfts.
In der neuen Anlage werden ausgediente Batterien und Abfälle aus der Batterieproduktion mechanisch zu Schwarzer Masse verarbeitet. Diese Schwarze Masse enthält wichtige Metalle wie Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan, die für die Herstellung von Kathodenmaterialien von großer Bedeutung sind. In einem zweiten Schritt können diese wertvollen Metalle auf möglichst nachhaltige Weise chemisch zurückgewonnen und für die Produktion neuer Kathodenmaterialien verwendet werden. Der Bau der Schwarzen-Masse-Anlage hat bereits begonnen, und die Produktion wird voraussichtlich im Jahr 2024 aufgenommen.
„Mit dem Aufbau unseres ersten europäischen Zentrums für Batteriematerialien und Batterierecycling wollen wir die Wertschöpfungskette für Batterien in Europa stärken“, sagt Dr. Peter Schuhmacher, verantwortlich für das Geschäft mit Batteriematerialien und -recycling der BASF und Leiter des Unternehmensbereichs Catalysts. „Wir werden den Kreislauf weiter schließen und weltweit in unsere Produktions- und Recyclingkapazitäten investieren, um die Nachfrage unserer Kunden nach leistungsstarken Kathodenmaterialien mit einem geringen CO2-Fußabdruck zu erfüllen.“
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