E-Mobilität 02.01.2020, 07:01 Uhr

Mercedes präsentiert ersten elektrischen Sprinter

Mit dem eSprinter bringt Mercedes-Benz das zweite gewerbliche Modell mit elektrischem Antrieb auf den Markt. Dazu bietet der Hersteller ein flexibles Batterie- und Nutzlastkonzept sowie ein Tool, mit dem Flottenbetreiber, die auf E-Mobilität umsteigen wollen, Unterstützung erhalten.

Elektrischer Sprinter von Mercedes-Benz

Mit dem eSprinter erweitert Mercedes-Benz seine Modellpalette für Gewerbekunden.

Foto: Mercedes-Benz AG

Gewerbebetriebe, die auf einen emissionsarmen Fuhrpark umsteigen wollen, haben die Wahl: Neben dem kleineren eVito gibt es nun mit dem eSprinter auch ein größeres Fahrzeug. Der Hersteller positioniert das Fahrzeug als Baustein in emissionsfreier, urbaner Logistik. Zuerst gibt es den Sprinter als klassischen Kastenwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500 Kilogramm. Beim maximalen Ladevolumen besteht kein Unterschied zum Sprinter mit Verbrennungsmotor: 10,5 Kubikmeter fasst er.

Der Elektroantrieb ist vergleichbar mit der kleinsten Diesel-Variante und leistet 85 Kilowatt (kW) mit einem Drehmoment von bis zu 295 Newtonmeter. Er treibt die Vorderräder an. Ausgestattet mit einem flexiblen Zulade- und Batteriekonzept passe der eSprinter sich nach Angaben des Herstellers den individuellen Bedürfnissen im Alltag an.

Sprinter mit Schnellladefunktion

Mercedes-Benz bietet den eSprinter mit unterschiedlichen Batteriekapazitäten an, die verschiedene Prioritäten je nach Einsatzprofil berücksichtigen. Entweder steht die Reichweite oder die maximale Zuladung im Mittelpunkt – je nach Batteriekapazität. Zwei Beispiele:

  • Bei einer installierten Batteriekapazität von 55 Kilowattstunden (kWh) und einer nutzbaren von 47 kWh schafft der eSprinter eine Reichweite von 168 Kilometern bei einer maximalen Zuladung von 891 Kilogramm.
  • Eine nutzbare Kapazität von 35 kWh ermöglicht dagegen eine Reichweite von 115 Kilometern, dafür aber eine Zuladung von maximal 1045 Kilogramm.

Die Reichweite sei laut Hersteller grundsätzlich von der Fahrzeugkonfiguration abhängig, sowie von der individuellen Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen, Außentemperatur, Nutzung von Klimaanlage, Heizung etc. Die Höchstgeschwindigkeit lässt sich ebenfalls entsprechend der Einsatzvarianten konfigurieren. Man habe die Wahl zwischen 80 km/h, 100 km/h oder bis zu 120 km/h maximalem Tempo. Eine integrierte Schnellladefunktion ermöglicht es, innerhalb von 30 Minuten rund 80 % Energie nachzuladen.

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Rückgewinnung der Energie beim Bremsen

Bei einem E-Fahrzeug ist nicht nur die Flexibilität ein entscheidender Faktor, sondern auch die Rekuperation. Die Rückgewinnung der Energie, die beim Bremsen entsteht, gilt es, sinnvoll zu nutzen und in das Antriebskonzept einzubinden.

Mercedes-Benz hat dafür verschiedene Modi entwickelt, die der Fahrer über Schaltpedale am Lenkrad konfigurieren kann. Es gibt insgesamt vier Rekuperationsstufen: D-, D, D+ und D++. In Stufe D- ist das vorausschauende Fahren mit nur einem Pedal möglich, in Stufe D++ „segelt der eSprinter. Mit Segeln ist ein antriebsfreies Gleiten ohne bremsendes Schleppmoment des Motors gemeint. Dadurch wird das Fahrzeug entsprechend sparsamer – das gilt für Verbrennungsmotoren wie für E-Antriebe.

Beim eSprinter lädt die gewonnene Rekuperationsenergie bei einer Bergabfahrt zum Beispiel die Batterie wieder auf, statt die Energie beim Bremsen zu verlieren. Das Display des Kombiinstruments zeigt die Einstellung für Fahrprogramm und Rekuperationsstufe an. Ziel sei es, mit dieser intelligenten Betriebsstrategie die Wirtschaftlichkeit der Transporter mit E-Antrieb im täglichen Betrieb auf der Straße weiter zu optimieren. Insgesamt gibt es drei Fahrprogramme: E+, E und D. Der Fahrer kann sie über den Fahrprogrammtaster in der Mittelkonsole auswählen. Der eSprinter fährt entweder besonders effizient oder mit viel Komfort, indem zum Beispiel die Klimatisierung zugunsten einer höheren Reichweite angepasst wird.

Umstellung auf E-Mobilität muss sich für Unternehmer rechnen

Für Flottenbetreiber bedeutet der Umstieg auf Elektromobilität vorab eine genaue Analyse. Schließlich muss es sich in ihrem Geschäft umsetzen lassen, wirtschaftlich und effizient sein. Deshalb erfolgt vorab in der Regel eine ganzheitliche Betrachtung – inklusive typischer Fahrprofile, Einsatzzeiten, Reichweiten sowie Ladezeiten.

Mercedes-Benz unterstützt Unternehmen bei diesen Fragen: mit der eDrive@VANs-Strategie. Dazu gehören unter anderem Beratung bei der Fahrzeugauswahl, Service in Form von Apps und Tools. Die eVan Ready App und der eCost Calculator sollen Unternehmern und Fahrern den Umstieg auf elektrische Fahrzeuge erleichtern. Die Tools zeichnen alle Fahrten über einen bestimmten Zeitraum auf. Nach Angaben des Herstellers zeigten die Ergebnisse, ob sich ein Elektrofahrzeug eignet, und auch welche Einsparungen dies bringen würde.

Hilfe beim Aufbau neuer Infrastrukturen

Mit dem eCharging Planner will Mercedes-Benz Kunden in puncto Ladeinfrastruktur helfen. Das webbasierte Tool analysiert den Umstieg von konventionellen auf elektrische Fahrzeuge für den einzelnen Betrieb. Dafür müssen zuerst die Größe von Fahrzeugen und Fuhrpark, typische Einsatzzeiten, potenzieller Energieverbrauch sowie Lage und Gegebenheiten des Betriebsstandortes ermittelt werden. Berücksichtigt würden laut Konzern alle E-Fahrzeuge – inklusive Fremdfabrikate. Nur dann sei eine aussagekräftige Analyse der notwendigen Ladeinfrastruktur möglich.

Im nächsten Schritt prüft der eCharging Planner, welche Dienstleistungen und Produkte von Mercedes-Benz den Fuhrpark sinnvoll ergänzen: Wallbox, Services und „Intelligentes Lademanagement“. Im letzten Schritt betrachte das System, ob bauliche Veränderungen notwendig seien oder die Netzanschlussleistung ausreiche, Stromverteiler installiert werden müssten und potenzielle Lastspitzen entstünden. Abschließend erhalte der Kunde ein individuelles Ergebnis, in dem Investitions- und Betriebskosten den möglichen Einsparungen gegenübergestellt werden. Daraus ergebe sich die Amortisationsdauer.

Darüber hinaus bietet Mercedes-Benz Hardware-Lösungen für die Ladeinfrastruktur in Form von Wallboxen für kleine Betriebe bis hin zu Ladesäulen, die mit den Fahrzeugen vernetzt werden können. Dadurch könnten Lastspitzen reduziert oder vermieden werden, was am Ende Kosten einspare. Mit dem „Intelligenten Lademanagement“ könnten Flottenmanager die E-Fahrzeuge gestaffelt laden, um die nötige elektrische Anschlussleistung zu minimieren.

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Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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