Mit diesem 26-Tonner liefern Trucker rein elektrisch in die City
Das macht Sinn: Endlich bietet Mercedes einen schweren Serien-Lkw an, der rein elektrisch fährt. Mit einer Reichweite von 200 km soll der neue Urban eTruck vor allem im Lieferverkehr in den Städten eingesetzt werden. Die Leistungs- und Gewichtsdaten sind beeindruckend.
Schon lange gibt es die Diskussion, warum die Elektromobilität von Fahrzeugen mit vier und mehr Rädern eigentlich mit dem Auto angefangen hat? Denn es ist zweifelhaft, ob es sich für die Umwelt lohnt, einen Smart, der vor allem im Stadtverkehr unterwegs ist und oft nicht mal auf eine Jahresleistung von 10.000 km kommt, mit einem schweren und teuren Elektroantrieb samt Batterie auszustatten.
Bei schweren Lkw, die im Schnitt auf 100.000 km im Jahr kommen, und Liefer-Lkw, die rund 50.000 km im Jahr fahren, ist das etwas ganz anderes. Da macht der Elektroantrieb wirklich Sinn. Nachdem die Post lange Zeit der einzige Logistiker war, der mit seiner Fahrzeugtochter Streetscooter in vielen Städten Deutschlands Pakete rein elektrisch zustellt – in Bonn sogar ausschließlich –, will Mercedes nun auch den schweren Lieferverkehr auf Elektroantrieb umstellen.
Serien-Lkw auf Elektroantrieb umgerüstet
Am Mittwoch hat Mercedes den Urban eTruck vorgestellt, der seine Premiere auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 im September haben wird. Der 26-Tonner basiert auf einem herkömmlichen Lkw, wurde aber auf reinen Elektroantrieb umgestellt. Das bedeutet: Der Dieselmotor und der gesamte Antriebsstrang sind entfallen, stattdessen wurde der Lkw mit Radnabenmotoren und Batterie ausgestattet. Durch den Wegfall des Dieselantriebs hält sich der Gewichtszuwachs in Grenzen.
Die elektrisch angetriebene Achse, die Mercedes aus der E-Achse des Mercedes Citaro Hybrid Busses weiterentwickelt hat, wiegt rund 1 t, die weiteren elektrischen Bauteile summieren sich auf 900 kg. Zu diesen 1,9 t kommt die Batterie hinzu. Und die hat es in sich: Der Akku, der 200 km Reichweite ermöglicht, wiegt 2,5 t.
Trotzdem wiegt der Urban eTruck nicht 4,4 t mehr als das konventionelle Modell, weil Motor, Getriebe, Kardanwelle, Differenzial und Kraftstofftank mit zusammen 2,7 t entfallen sind. Damit liegt das Mehrgewicht bei 1,7 t.
Zwei Elektromotoren an der Hinterachse neben den Radnaben
„Da die EU-Kommission eine Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Lkw mit Alternativantrieb um maximal eine Tonne befürwortet, wird der Gewichtsnachteil des Elektroantriebs größtenteils ausgeglichen“, so Mercedes. Das zulässige Gesamtgewicht des dreiachsigen Lkw liegt deshalb bei 26 statt bei 25 t. Durch diese Anhebung reduziert sich der Nachteil bei der Nutzlast auf 700 kg.
Angetrieben wird der Lkw von zwei Elektromotoren, die direkt an den Radnaben liegen. Sie haben eine Maximalleistung von jeweils 125 kW. Die Motoren erreichen ein maximales Drehmoment von 500 Nm. In Verbindung mit der Übersetzung erreicht das Drehmoment am Rad 11.000 Nm.
26-Tonner kann bis zu 200 km rein elektrisch fahren
Besonders interessant ist die Batterie. Sie ist modular aufgebaut, so dass der Käufer entscheiden kann, welche Größe und welche Reichweite er favorisiert. Serienmäßig ist der Lkw mit einer Lithium-Ionen-Batterie ausgerüstet, die aus drei Modulen besteht und eine Gesamtkapazität von 212 kWh erreicht. Die damit erreichbare Reichweite von bis zu 200 km soll für eine Tagestour im Verteilerverkehr erreichen.
Wenn das nicht genügt, lässt sich die voll entleerte Batterie bei einer Ladeleistung von 100 kW in zwei bis drei Stunden zu 100 % wieder aufladen. Möglich ist eine Ladeleistung von bis zu 150 kW.
Auch der kleine Lkw Fuso eCanter geht in Serie
In seine Modellpalette aufnehmen will Mercedes auch den elektrischen Transporter eCanter der asiatischen Mercedes-Tochter Fuso. Derzeit wird der Sechstonner in Stuttgart vom Logistiker Hermes und der Stadt Stuttgart testweise eingesetzt. Der eCanter hat eine Reichweite von bis zu 100 km und soll ebenfalls als Serienmodell auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt werden.
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