Jahreskarte eingenäht 18.01.2018, 12:56 Uhr

Mit diesem Schuh darf man in Berlin frei Bus und Bahn fahren

Ein Schnäppchen: 180 Euro für einen Turnschuh, mit dem man alle Busse und U-Bahnen in Berlin benutzten darf. Als die Berliner Verkehrsbetriebe vor wenigen Tagen eine 500er-Auflage dieses speziellen Sneakers verkauften ging der Turnschuh weg wie warme Schrippen. Kein Wunder, denn eigentlich kostet eine Jahreskarte 761 Euro. Jetzt werden die Treter der Marke Adidas mit dem Sitzpolster-Muster des BVG im Netz für exorbitante Preise angeboten.

Cool: Mit diesen Schuhen darf man Busse und U-Bahnen in Berlin benutzten – wenn man beide gleichzeitig trägt.

Foto: Adidas

Das tut man nicht: Sneakers auf den Sitzpolstern in einer Bahn der BVG.

Foto: Adidas

Sehr begehrt: Auf Ebay werden schon astronomische Preise für den BVG-Sneaker gezahlt.

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Von den BVG-Sneakers mit eingenähten Jahreskarten gibt es nur 500 Paare.

Foto: Adidas

BVG-Sneakers von Adidas: Damit kann man nicht mehr schwarz fahren.

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Adidas-Sneaker für die BVG in Berlin.

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Mit der eingenähten Jahreskarte darf man die Busses und U-Bahnen in Berlin nutzen. Allerdings nur, wenn man beide Sneaker trägt.

Foto: Adidas

Der Adidas-Sneaker für die Berliner Verkehrsbetriebe mit eingenähter Jahreskarte.

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Es gibt Dinge, die sind so hässlich, dass sie irgendwie wieder cool werden. Man muss nur lange genug hingucken, denn man gewöhnt sich an fast alles. Ein schönes Beispiel ist das Muster der Sitzpolster in den Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die Flecken in den Farben rot, blau, schwarz und weiß ergeben ein Camouflage-Muster, das dem unvorbereiteten Auge zwar erstmal weh tut, aber als Graffiti-Abwehr durchaus seinen praktischen Sinn hat.

Trendiger Sneaker statt Seidenkrawatte

Schön ist anders, aber aus dieser Not hat die BVG längst eine Tugend gemacht und verkauft in eigenen Shops zwei Dutzend Artikel mit dem Tarnflecken-Muster drauf – von Baby Lätzchen, Badehosen und Handyhüllen (Achtung, nicht auf der Sitzbank liegen lassen) über Leggings, Turnbeutel und Socken bis hin zum Kaffeebecher.

Die Preise sind moderat und falls man die BVG-Seidenkrawatte mit Suppe bekleckert, darf man sich der besten Tarnung gewiss sein. In diesem Jahr nun feiert die BVG ihren 90. Geburtstag und das, dachten sich die Marketingleute, sei Grund genug, um mal weniger profan, sondern trendig und exklusiv daherzukommen.

Mit einem Turnschuh der Marke Adidas, in den als tragbare Zusatzfunktion eine Jahreskarte der BVG in die Zunge eingearbeitet ist. Ansonsten lehnt sich das Design des Turnschuhs an das Modell EQT 93/17 an, das von Adidas seit den 90er Jahren in immer neuen Variationen herausgebracht wird. Die BVG-Variante EQT Support 93/Berlin hat schwarz-gelbe Schnürsenkel, eine schwarze Mesh-Oberfläche, weißes Leder an der Seite und im Fersenbereich das charakteristische Sitzbezug-Design.

180 Euro für Turnschuhe mit Ticket statt 761 regulärer Ticketpreis

Die integrierte Fahrkarte in der Zunge des Schuhs ist vom Verkaufstag 16. Januar bis Ende 2018 in allen BVG-Fahrzeugen im Tarifbereich A-B gültig. Das heißt, man kann damit in der Berliner Innenstadt bis zur Stadtgrenze fahren, allerdings ohne S-Bahn. Die reguläre Jahreskarte kostet in dieser Tarifzone 761 Euro, da ist man mit einem Paar Turnschuhe inklusive Ticket für 180 Euro nicht schlecht bedient. Die Sache hat allerdings zwei Haken.

Echt klasse: Das Jahresticket ist im Schuh eingenäht. Allerdings: Was tun, wenn man mal mit anderen Schuhen zur Arbeit fahren will?

Echt klasse: Das Jahresticket ist im Schuh eingenäht. Allerdings: Was tun, wenn man mal mit anderen Schuhen zur Arbeit fahren will?

Quelle: Adidas

Damit das Ticket gültig ist, müssen beide Turnschuhe getragen werden, wie die BVG eindeutig klargemacht hat. Den Schuh mit Fahrkarte in der Tasche bei sich zu tragen gilt nicht. Die Aussicht darauf, jetzt schon zu wissen, welche Schuhe man bei jeder ÖPNV-Fahrt bis zum Ende des Jahres trägt, ist garantiert nicht für Jeden eine beruhigende Vorstellung. Den zweiten Haken bekam der allergrößte Teil der Kunden, die sich für den BVG-Sneaker interessierten, spätestens am Verkaufstag zu spüren.

Lange Warteschlangen und künstliche Verknappung

Getreu dem Grundsatz, dass die künstliche Verknappung eine sehr effektive Verkaufsstrategie ist, wurden nur 500 Paar Schuhe in den Verkauf gebracht. Die waren nach drei Stunden restlos weg. Vor den beiden Läden, in denen die Schuhe angeboten wurden – einer in Kreuzberg und einer in Berlin Mitte – hatten sich zum Teil bereits Tage vorher Warteschlangen mit winterlich verpackten Kaufwilligen gebildet. Listen waren angelegt worden und wer das Glück hatte, dort eingetragen zu sein, musste sich in Abständen von wenigen Stunden immer wieder melden, um nicht gestrichen zu werden.

Alles in allem eine Situation, die Sneaker-Sammlern und Turnschuh-Aficionados nicht unbekannt ist. Regelmäßig setzen große Marken auf limitierte Auflagen von Schuhmodellen, die dann mit Prominenten in Verbindung gebracht und schnell Begehrlichkeiten wecken. Vor zwei Jahren gab es einen ähnlichen Hype, als die Adidas-Sneaker von Rap-Star Kanye West unter die Leute gebracht wurden.

Viele dieser künstlich hochgejubelten Exemplare landen im Internet auf Verkaufsplattformen. Auch der BVG-Sneaker ist zum Beispiel bei ebay zu finden, „brandneu“ natürlich. Schnäppchen gibt es da keine mehr, dafür muss man aber auch nicht fünf Tage in der Kälte anstehen. Die Preise liegen derzeit zwischen rund 800 und knapp 2.300 Euro.

Übrigens macht Adidas nicht nur spektakuläre Schuhe für die BVG, sondern auch Schuhe, die von einem 3D-Drucker automatisch gefertigt werden. Auf Maß.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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