Mit E-Rikschas kutschiert die Bahn Fahrgäste durch Frankfurt
Sie sind flink und wendig, die neuen Elektrorikschas, die gerade durch Frankfurt rollen. An Bord sitzen Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die zwischen den Standorten hin- und herpendeln. Die Tuk-Tuks am Main sollen künftig zum Straßenbild der Großstädte in Deutschland zählen. Denn die Bahn will ihren Kunden neben Leihrädern und Leihautos ein neues Verkehrsmittel in der Stadt anbieten.
ioki heißt der neue On-Demand-Service der Bahn. Künftig sollen sich Fahrgäste per App ein solches Tuk-Tuk oder einen kleinen Elektrobus rufen können. Die Fahrgäste mit ähnlichen Zielen sollen automatisch zu Fahrgemeinschaften gebündelt und in einem Fahrzeug befördert werden. Im Fuhrpark in Frankfurt befinden sich aktuell fünf E-Tuk-Tuks und zwei Elektrobusse.
Nutzbar sind sie aktuell aber nur für die Mitarbeiter der Bahn. Denn das Unternehmen will erst einmal Erfahrungen sammeln, ob sich solch ein Mobilitätsservice nach Uber-Vorbild in der Praxis umsetzen lässt und ob die IT-Plattform schon praxistauglich ist. Entwickelt hat die IT-Plattform mitsamt den Apps für Fahrer und Fahrgäste das 40-köpfige ioki-Team aus IT- und Verkehrsexperten, Entwicklern und Produktdesignern.
Alle Fahrzeuge verkehren ohne festen Fahrplan. Aktuell steuern die Elektrobusse und Tuk-Tuks die 32 Frankfurter DB-Standorte an. Noch in diesem Winter will die Deutsche Bahn den On-Demand-Service auch auf die rheinland-pfälzische Stadt Wittlich ausweiten.
Fahrgäste sollen höchstens zehn Minuten warten
Doch die Tuk-Tuks sind nicht die einzige neue Idee der Bahn-Tochter ioki, deren Kürzel für Input Output Künstliche Intelligenz steht. Vor einigen Wochen startete das Unternehmen im bayerischen Kurort Bad Birnbach die erste autonom verkehrende Buslinie Deutschlands. Der Mini-Bus ist für sechs Personen zugelassen und fährt lediglich mit 15 km/h. Aus Sicherheitsgründen ist allerdings immer ein Fahrer mit an Bord, der das Fahrzeug in einer Krisensituation sofort stoppen kann.
Der kleine weiße Bus pendelt im Halbstundentakt zwischen dem Marktplatz und der Therme des niederbayerischen Kurortes. Es soll aber auch möglich sein, den Bus per Telefon zu bestellen, um älteren Fahrgästen ohne Smartphone die Nutzung zu erleichtern. Ab 2018 soll zusätzlich der etwas außerhalb gelegene Bahnhof in die Strecke integriert werden. Die rund 700 Meter lange Strecke ist offiziell in das Liniennetz der Regionalbus Ostbayern (RBO) eingebunden. Trotzdem ist die Nutzung der Linie für die RBO-Kunden kostenlos.
„Angesichts des Verkehrswachstums und der Probleme mit der Luftqualität brauchen wir einen Mix von Mobilitätslösungen“, betont Bahn-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber. „Der Markt für indivduellen öffentlichen Verkehr wächst schnell. Die Bahn will das mit der neuen Plattform unter einen Hut bringen.“ Und noch etwas ist dem Personenverkehrsvorstand der Bahn wichtig: „Der Fahrgast soll möglichst nicht länger als zehn Minuten warten müssen. Wenn die Busse einmal autonom fahren, ist das alles auch zu heutigen Preisen möglich, integriert in die Nahverkehrs-Tarifsysteme.“ Spätestens 2025 möchte ioki die ersten regulär betriebenen autonomen Verkehrsangebote anbieten können.
Fahrerbasierter Test mit 100 Fahrzeugen in Hamburg
Mit solchen Angeboten will die Bahn den Besitz eines eigenen Autos überflüssig machen. „Unsere Vision ist es, unsere Angebote noch stärker an den individuellen Bedürfnissen unserer Kunden auszurichten, damit sie ihre täglichen Wege einfacher und flexibler gestalten können – ohne eigenes Auto, jederzeit auf Abruf, digital buchbar, in der Stadt wie auf dem Land und mit Anschluss an die Schiene“, so Huber.
Der nächste Schritt folgt schon 2018. Im Rahmen der Smart City-Partnerschaft zwischen DB und der Stadt Hamburg wird ein fahrerbasierter Shuttleservice mit Anschluss an den ÖPNV getestet. Der Fuhrpark für den Test in Hamburg besteht aus 100 Fahrzeugen. Zu diesem per Smartphone-App buchbaren Service bekommt Hamburg ein Testfeld mit Bahnhofsanschluss für autonom verkehrende Elektrobusse.
Die werden übrigens schon 2018 in Serie gefertigt. Das Start-up E.Go startet mit der Produktion in Aachen, unterstützt vom Automobilzulieferer ZF.
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