Mit diesem Express-Zug will Japan die Besucher beeindrucken
Rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen 2020 will Japan mit einem technisch komplett neuen Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug aufwarten. Das Modell N700S wird eine aerodynamische Nase haben, soll deutlich leichter sein und sieben Prozent weniger Strom als der Vorgänger N700A verbrauchen.
Japan war das erste Land, das Hochgeschwindigkeitszüge – die Shinkansen – in Betrieb nahm. Und das geschah zu den Olympischen Spielen in Tokio im Jahr 1964. Nun soll zu den Spielen 2020 in Japan ein ganz neuer Shinkansen-Typ die Besucher beeindrucken. Es ist die siebte Generation.
„S“ steht für „Supreme“
Die Züge sollen auf der Hochgeschwindigkeitsroute zwischen Tokio und Osaka, der sogenannten Tokaido-Strecke, zum Einsatz kommen. Das „S“ der neuen N700 Generation steht für „Supreme“. „Der N700S wird ein revolutionärer Zug sein“, betonte jetzt der Präsident der Bahngesellschaft JR Tokai, Koei Tsuge.
Zahlreiche technische Neuheiten werden in die neue Shinkansen-Generation mit einem noch windschnittigeren Design eingebaut werden.
Fortschrittlichstes Frühwarnsystem
Dazu gehören Modifikationen sowohl des Bremssystems wie auch der Zugsicherungstechnik. So soll der Bremsweg im Notfall, vor allem im Falle eines Erdbebens, kürzer werden. Bei einer Geschwindigkeit von 285 km/h soll sich der Bremsweg um wenigstens fünf Prozent verkürzen.
Schon heute arbeitet der Shinkansen mit dem technisch wohl fortschrittlichsten Frühwarnsystem. So registrieren 70 miteinander verbundene Seismometer entlang der Gleise seismische Aktivitäten und veranlassen im Falle eines Bebens, dass der Strom abgeschaltet wird und die Züge im Gefahrenbereich automatisch bremsen.
Auf der Basis von intensiven Tests, die die Bahngesellschaft JR Central im eigenen Forschungs- und Entwicklungslabor vorgenommen hat, sollen außerdem die Vibrationssensoren im Drehgestell verbessert werden, verbunden mit Neuerungen der aktiven Federung zur Erhöhung des Fahrkomforts.
Leichtbau für größere Energieersparnis
Der N700S soll weniger als 700 t und damit um 300 t leichter sein als die ursprüngliche „O“-Baureihe. Das Antriebssystem soll 20 % leichter sein als das Vorgängermodell N700A.
Nach Angaben von JR Central errechnet sich daraus die bisher niedrigste Achslast eines Hochgeschwindigkeitszuges. Das ist unter anderem auch auf eine neue Generation von Siliziumcarbid-Halbleitern zurückzuführen, die JR Central in Zusammenarbeit mit Toshiba, Hitachi, Mitsubishi Electric und Fujitsu Electric entwickelt hat.
Diese Halbleiter sollen in das Traktionskontrollsystem eingebaut werden, um durch eine Leistungssteigerung das Gewicht der Antriebselemente zu reduzieren und somit eine Energieersparnis zu erreichen. Der Vorteil der neuen Halbleiter liegt unter andrem in ihrer Hitzebeständigkeit. Sie sollen zudem mit einem neuen Kühlsystem verbunden werden.
Export im Blick
Zu den Innovationen gehört auch, dass die neuen Shinkansen-Züge nicht nur auf eine Standardlänge von 16 Wagen ausgelegt sind, sondern auch auf 12 oder gar 8 Wagen verkürzt werden können. Das geschieht mit Blick auf den Export, da die N700S-Reihe auch nach Taiwan an die Taiwan High Speed Rail, die bereits einen Schnellzug zwischen Taipeh und Kaohsiung im Süden betreibt, verkauft werden soll. Außerdem hat Texas Interesse an einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Dallas und Houston bekundet.
Mehr Komfort für die Passagiere
Die Besucher der Olympischen Spiele will die Bahngesellschaft zudem mit diversen neuen Annehmlichkeiten locken.
Alle Sitze sollen mit Steckdosen an den Armlehnen für mobile Geräte ausgestattet sein. In den derzeitigen Shinkansen-Modellen sind Steckdosen meistens nur an den Fensterplätzen zu finden. Hinzu kommt, dass die Toiletten auch bei Stromabschaltungen wie im Fall eines Erdbebens weiterhin benutzbar sein werden.
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