Mit dem Fahrrad über die Milchstraße sausen
Dieser besondere Radweg leuchtet in der Nacht wie die Milchstraße: Mit der Eröffnung des Van Gogh-Roosegaarde Radwegs im kleinen niederländischen Städtchen Nuenen beginnt in der Region um Eindhoven das Themenjahr, welches den 125. Todestag des Meistermalers Vincent van Gogh feiert.
Einfach himmlisch: Im kleinen niederländischen Städtchen Nuenen in der Nähe von Eindhoven ist es seit einigen Tagen möglich, über die Milchstraße zu radeln. Kein Scherz, dort funkeln jetzt auf 600 Metern Länge jede Nacht tausende von Sternen. Es sind leuchtende Kieselsteine, die den Zauber möglich machen. Anlass für das Lichtspiel ist der nahende 125. Todestag des niederländischen Meisters Vincent van Gogh, der von 1883 bis 1885 in Nuenen gelebt hat und dort unter anderem sein bekanntes Frühwerk „Die Kartoffelesser“ malte.
Inspiriert von Van Goghs Sternennacht
Inspiriert ist die illustre Idee des illuminierten Radweges von einem der bekanntesten Werke des Meisters, der „Sternennacht“, die er im Juni 1889 im franzöšsischen Saint-Rémy-de Provence malte. Der Erfinder des nächtlichen Lichtspiels ist der niederländische Designer Daan Roosegaarde. „Ich wollte einen Ort schaffen, an dem sich Technik mit Erfahrung kombiniert“, sagt er geheimnisvoll. Mit der Eröffnung des Van Gogh-Roosegaarde Radwegs am 12. November startete die Region um Eindhoven in das internationale Themenjahr unter dem Motto „125 Jahre Inspiration“. Um den funkelnden Kieselsteinen noch mehr Glanz zu verleihen, erschien zur Eröffnung Prinzessin Laurentien von Oranien.
Spezialbeschichtung sammelt Tageslicht
Roosegaarde nennt sein Beleuchtungsprojekt Smart Highway. Der Radweg in Nuenen ist da nur ein bescheidener Anfang. Gemeinsam mit dem niederländischen Baukonzern Heijmans hat er die Dynamic Paint genannte Spezialbeschichtung aus aktiven Pigmenten entwickelt. Diese sammelt aus dem Tageslicht Energie, um sie dann in der Nacht per Fotolumineszenz wieder in Licht zu verwandeln.
Etwa acht Stunden reicht die in der Beschichtung gespeicherte Energie für das Lichtspiel. Roosegaarde hat für dieses Konzept bereits mehrere internationale Preise eingeheimst. 700.000 Euro hat der Radweg der besonderen Art gekostet.
Smart Highway macht Mobilität sicherer
Heute noch verschlingt die Beleuchtung der Straßen eine Menge Energie. In vielen abgelegenen Gegenden auf der Welt ist eine elektrische Straßenbeleuchtung reines Wunschdenken. Und an diesen Orten soll Smart Highway seinen Beitrag für eine sicherere Mobilität leisten. Markierungen mit der Spezialbeschichtung sind des Nachts wesentlich besser zu erkennen, ja ganze Straßenabschnitte lassen sich illuminieren, etwa um auf Gefahrenstellen hinzuweisen. Der Clou: All das funktioniert alleine mit der Kraft des Sonnenlichts, das diese Zauberpigmente tagsüber tanken.
Für die Zukunft denkt Roosegaarde auch an temperatursensitive Pigmente. Fällt die Temperatur der Straßenoberfläche unter einen kritischen Wert, dann beginnen die thermosensiblen Pigmente zu leuchten und erzeugen so illuminierte Symbole, wie zum Beispiel Schneeflocken. Und warnen so vor gefährlicher Glätte.
Teil einer 335 Kilometer langen Route
Der jetzt eröffnetete leuchtende Radweg ist Teil einer insgesamt 335 Kilometer langen, gut ausgeschilderten Route auf den Spuren des weltberühmten niederländischen Malers. Diese Route macht aus der Region Nord-Brabant ein riesiges Freilichtmuseum. Der so schön illuminierte Radweg verbindet die Opwettense und die Colse Wassermühlen, die auch für Vincent van Gogh eine große Rolle spielten. Ein recht ähnliches Projekt wurde übrigens im Herbst 2013 der staunenden Öffentlichkeit präsentiert: Der Fußweg in Christ’s Pice, einem beliebten Park im Zentrum der englischen Universitätsstadt Cambridge, erstrahlt des Nachts in hellem Braun.
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