Für mehr Sicherheit 19.01.2023, 07:00 Uhr

Mit innovativen Sensoren Kollisionen im Straßenverkehr vermeiden

Schwere Autounfälle ereignen sich oft bei Dunkelheit. Ingenieurinnen und Ingenieure wollen solche Risiken künftig verringern – mit einer Idee aus dem Tierreich.

Kollision

Mit besseren Sensoren wollen US-Forschende Kollisionen vermeiden, speziell bei widrigem Wetter.

Foto: Panthermedia.net/csakisti

Obwohl nur rund 25% aller Autofahrten nach Einbruch der Dunkelheit stattfinden, ereignen sich fast die Hälfte der tödlichen Unfälle nachts. Da Fahrzeuge immer fortschrittlicher und sogar in Teilen autonom werden, sind Ingenieurinnen und Ingenieure gefragt, um Technologien zur Minimierung des Unfallrisikos weiterzuentwickeln. Viele der aktuell verbauten Systeme sind kompliziert, ressourcenintensiv oder funktionieren schlecht im Dunkeln. Oder sie benötigen viel Energie. Deshalb haben Forschende der Pennsylvania State University einen einfachen, stromsparenden Kollisionsdetektor entwickelt. Basis ihrer Technologie ist das biologische Muster von Insekten, die vermeiden, im Dunkeln gegen Hindernisse zu fliegen.

Autonomes Fahren: Künstliche Intelligenz lernt vom Menschen

Diese Schwächen haben Technologien der Kollisionsvermeidung

Der Hintergrund: Zahlreiche Systeme zur Vermeidung von Kollisionen (Collision Avoidance Systems, CAS) wurden bereits in Autos integriert, um Fahrerinnen und Fahrer zu unterstützen. Sie warnen optisch und akustisch oder bremsen automatisch, falls ein Objekt zu nahe kommt. Einige Tools analysieren Bilddaten der Umgebung. Aber bei ungünstigen Bedingungen wie starkem Regen, Nebel oder schwachem Licht ist das Bild oft nicht aussagekräftig genug. Um dieses Defizit auszugleichen, nutzen Hersteller komplizierte Signalprozessoren zur Verarbeitung und zur Interpretation. Andere Firmen setzen entweder auf Radar- oder LiDAR-Sensoren (Light Detection and Ranging). Sie lassen sich allerdings nur mit einigem Aufwand verkleinern und benötigen viel Strom.

Insekten dagegen können Kollisionen leicht vermeiden, ohne sich auf Software oder LiDAR-Sensoren zu verlassen, selbst nachts. Wie kann das sein? Heuschrecken oder Fliegen haben im Körper hoch spezialisierte neuronale Schaltkreise, die Daten von Sinnesorganen erfassen und analysieren. Das brachte Saptarshi Das von der Pennsylvania State University auf eine Idee: Biologische Strukturen aus dem Tierreich könnten sich eignen, um CAS der nächsten Generation zu entwickeln. Sie sollen zuverlässig sein, aber auch wenig Platz und vor allem wenig Energie beanspruchen.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Hochschule Ravensburg-Weingarten-Firmenlogo
Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten
Weingarten Zum Job 

Autofahrerinnen und Autofahrer aufgepasst: Das ändert sich 2023

Mit innovativer Hard- und Software Kollisionen vermeiden

Zunächst entwarf das Team einen Algorithmus, der auf neuronalen Schaltkreisen von Insekten basiert. Anstatt das gesamte Bild der Fahrzeugumgebung zu analysieren, verarbeiteten sie nur eine Variable: die Intensität der Scheinwerfer eines Autos. Der innovative Sensor hat acht lichtempfindliche Memtransistoren (Memory Transfer Resistoren). Das sind neuartige Komponenten, die Funktionen verschiedener Bauteile zur Datenverarbeitung und -speicherung vereinen. Die Memtransistoren bestehen aus einer Schicht Molybdändisulfid und werden auf einem Schaltkreis angeordnet. Sie benötigen im Experiment nur die vernachlässigbare Fläche von 40 Quadratmikrometern und brauchen nur wenige hundert Picojoule Energie – zehntausendmal weniger als kommerziell erhältliche Systeme.

Diese Einheit zur Erkennung und zur Verarbeitung von Bilddaten verzichtet auf eine Onboard-Kamera und einen Bildsensor. Der Detektor sei kleiner und energieeffizienter, verglichen mit etablierten Systemen, schreiben die Forschenden. Erste Tests zeigen: Der Detektor erkennt in realen, nächtlichen Szenarien einen potenziellen Unfall mit zwei Autos zwei bis drei Sekunden vor dem Crash, sodass der Fahrer genügend Zeit hätte, um schnell noch einzugreifen. Außerdem könnte der Sensor Assistenzsysteme verbessern.

Großer Bedarf an Technologien zur Vermeidung von Kollisionen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rechnen mit großem Interesse. Das liegt nicht nur an technischen Gründen. Eine Umfrage hat nämlich gezeigt, dass rund 18% aller Personen, die bei Kollisionen verletzt worden sind, nicht ausreichend auf den Verkehr geachtet haben – bei unbekannt hoher Dunkelziffer. An der Befragung hatten 1.378 Patientinnen und Patienten aus Kanada teilgenommen. Sie mussten sich in Krankenhäusern aufgrund ihrer Verletzungen behandeln lassen.

Nahezu alle Befragten – 99,7 % – gaben an, in den letzten zwölf Monaten abgelenkt gefahren zu sein: meist durch Gespräche, aber auch durch das Einstellen von Entertainment-Systemen an Bord. Essen und Trinken kamen als Risikofaktoren mit hinzu. Besonders häufig steckten aber Mobiltelefone hinter der Unachtsamkeit, trotz bekannter Verbote. Genau hier sehen Ingenieurinnen und Ingenieure der Pennsylvania State University eine große Chance. Systeme zur Vermeidung von Kollisionen könnten nicht nur warnen, sondern bei mangelnder Wachsamkeit über autonome Notbremsassistenten das Fahrzeug stoppen: auch bei widrigen Wetterverhältnissen.

Mehr zum Thema Autoelektronik:

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.