Mit Sonnenenergie 3000 Kilometer durch Australiens Outback
Der Startschuss für das weltweit härteste Rennen für Solarfahrzeuge ist gefallen: Seit gestern stromern 42 Teams aus 25 Ländern durch Australien. Gut 3000 Kilometer lang ist die Strecke der Bridgestone World Solar Challenge, die noch bis zum kommenden Sonntag läuft. Ein Team aus Deutschland ist auch dabei. Und gibt sich siegesgewiss.
Die World Solar Challenge gibt es seit 1987 und der Wettkampf gilt als das weltweit härteste Rennen für Solarfahrzeuge. Bereits zum 15. Mal messen sich seit gestern Teams aus aller Herren Länder. 3021 km lang ist die Strecke und führt auf öffentlichen Straßen quer durch das australische Outback. Gestartet wurde in Darwin im Norden Australiens, Ziel ist Adelaide an der Südküste. Unterwegs sind 42 solarbetriebene Fahrzeuge aus 25 Ländern.
Der SunRiser aus Bochum fährt in der Cruiser-Klasse mit
Mit dabei ist in der im letzten Wettkampf 2013 eingeführten und auf Alltagstauglichkeit ausgerichteten Cruiser-Klasse wieder ein Team aus Deutschland: 40 Studierende der Hochschule Bochum haben in Zusammenarbeit mit dem Forschungs-Kooperationspartner ThyssenKrupp ein Elektro-Sportcoupé entwickelt und gebaut.
Der „SunRiser“ ist ein Zweisitzer, der mit zwei Synchronmotoren in den Radnaben mit einer Nennleistung von je 935 Watt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h kommt. Die Piloten wählten für die erste Etappe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 km/h, die sie als strategisch richtige Geschwindigkeit einschätzen.
Software errechnet die optimale Geschwindigkeit
Eine eigens für diesen Wettkampf programmierte Software hilft dem Bochumer Team dabei, die optimale Geschwindigkeit auszurechnen. In das Ergebnis fließen so unterschiedliche Parameter wie Wind und Sonnenschein, die Streckenführung, notwendige Stopps und Überholvorgänge ein.
Diese Energiebilanzvorhersage wird ständig nachgeführt, um stets das Optimum aus dem drei Quadratmeter großen Photovoltaik-Modul aus Galliumarsenid-Hochleistungs-Solarzellen mit knapp 900 Watt Nennleistung herauszuholen. Ohne Fahrer wiegt der SunRiser etwa 360 kg, dabei bringt alleine die Batteriezelle 84 kg auf die Waage. Eine Antriebseinheit wiegt zusammen mit der Bereifung 15,2 kg. Maximal können von diesen Nabenmotoren 7,5 kW abgerufen werden.
Letzter Kontrollstopp in Katherine
Nach fünf Stunden und 17 Minuten erreichte das Bochumer SunRiser-Team als Dritter nach 322 km den letzten Kontrollstopp in Katherine, der mit gut 6.000 Einwohnern viertgrößten Stadt im Northern Territory von Australien. Am Ende des ersten Renntages lagen die Bochumer auf Platz vier.
Hektisch wurde dann das Solarpanel auf dem Dach möglichst rechtwinklig zur Sonne ausgerichtet, um die Batterien vor Sonnenuntergang möglichst noch einmal vollzuladen. Denn das Reglement des Wettbewerbs ist sehr streng: Unterwegs dürfen die Solarfahrzeuge einzig über das Solarpanel angetrieben werden. Nur einmal, auf der Hälfte der 3.000 km langen Strecke, in Alice Springs, dürfen die Solarautos aus dem Stromnetz aufgeladen werden.
15 Jahre Erfahrung
Im Prinzip ist dem Team aus Bochum bei der World Solar Challenge 2015 einiges zuzutrauen. Vor zwei Jahren mussten sie sich zwar mit dem zweiten Platz begnügen, sie wurden vom Solar-Team Eindhoven geschlagen.
Allerdings konstruiert und baut die Hochschule Bochum als einzige Hochschule in Deutschland seit 15 Jahren von Solarenergie angetriebene Elektrofahrzeuge. Einer der Sonnenwagen aus Bochum hat vor drei Jahren die Erde einzig mit Sonnenenergie umrundet. Gleichzeitig hält die Hochschule Bochum den Guinness-Rekord für die längste solarautark gefahrene Strecke mit 29.753 Kilometern. Die Jungs und Mädels aus Eindhoven sollten sich besser warm anziehen, es könnte heiß her gehen in den nächsten Tagen in Australien.
Gewonnen haben niederländische Studenten bereits in diesem Jahr in Silverstone das erste Rennen der Formula Student 2015. Aber auch hier war es eng für die TU Delft: Unter den ersten fünf auf der Siegerliste befanden sich gleich drei deutsche Teams.
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