MTU-Triebwerke für die Flugzeuge von morgen
Es gibt weltweit nur eine Handvoll Unternehmen, die Komponenten für Flugzeugtriebwerke fertigen. Keiner baut ein Triebwerk allein, das wäre viel zu aufwendig und teuer. Hierzulande entwickelt MTU spritsparende Komponenten für Triebwerke, die 2013 auf den Markt kommen und umweltfreundlicher sein soll als Vorgängermodelle. Das geht nicht ohne kompetenten Nachwuchs.
Im Westen von München liegt der Stadtteil Allach. Hier hat die MTU Aero Engines ihren Firmensitz. Verfehlen kann man das Unternehmen nicht, der Jagdbomber vom Typ Tornado neben der Einfahrt ist nicht zu übersehen.
MTU ist weltweit eine feste Größe bei der Entwicklung, Produktion und Instandhaltung ziviler und militärischer Luftfahrtantriebe. Die stehen derzeit unter erheblichem Entwicklungsdruck: Sie sollen weniger Sprit verbrauchen, Emissionen reduzieren und trotz höherer Sicherheit Gewicht einsparen.
Markus Braig startet als Trainee bei MTU in München
Markus Braig hat an der Universität Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Die Universität der Bundeswehr in München wäre die einzige Alternative für diesen Studiengang in Deutschland gewesen. Nach einem kurzen Abstecher in die Welt der Straßenfahrzeuge für seine Diplomarbeit, kehrte der heute 28-Jährige zurück in sein eigentliches Fachgebiet und startete seinen Berufseinstieg im September 2008 mit einem Trainee-Programm bei MTU in München.
Das Programm heißt JET – Junior Einstiegs- und Trainee-Programm. Es dauert 18 Monate und beginnt in der Abteilung, in der die Teilnehmer nach Abschluss des Programms eingesetzt werden. Zudem lernen sie angrenzende Bereiche kennen. Bei Braig waren das Konstruktion, Analytik, Fertigung und Versuch. Bis vor Kurzem ist er Trainee für Instrumentierungsherstellung und -montage gewesen.
„Es geht dabei nicht um Instrumente im Cockpit, sondern um Instrumente für Tests der Triebwerke“, erklärt der junge Ingenieur, der seit diesem Jahr fest bei MTU angestellt ist. Das können Temperatur- oder Akustiktests sein. Bis zu 1500 einzelne Testpunkte werden an einem kompletten Triebwerk angebracht. „Die Tests liefern nicht nur uns notwendige Informationen, sie sind auch Bestandteil des Freigabeverfahrens durch das Luftfahrtbundesamt“, sagt Braig.
MTU: Temperaturen von bis zu 2000 °C in der Brennkammer von Flugzeug-Triebwerken
In der Brennkammer von Flugzeugtriebwerken steigen die Temperaturen auf bis zu 2000 °C. Moderne Flugzeugtriebwerke haben zudem eine lange Lebenszeit. Sie liegt zwischen 30 und 50 Jahren – das sind mehr als 50 000 Flugstunden.
Die Entwicklung eines kompletten Triebwerks dauert fünf bis sechs Jahre und verschlingt bis zu 2 Mrd. €. Weil sich das kaum ein Unternehmen mehr leisten will, arbeiten unterschiedliche Hersteller zusammen. So arbeitet MTU mit Pratt & Whitney an einem völlig neuen zivilen Flugzeugtriebwerk, dem Getriebefan. Über ein Getriebe werden dabei Turbine und Fan (er saugt vorne die Luft an) voneinander getrennt.
„Es gibt vielleicht eine Handvoll Unternehmen auf der Welt, die solch anspruchsvolle Teile entwickeln, herstellen und instandhalten können, wie wir das tun“, so Claus Riegler, MTU Chief Engineer NGPF (Next Generation Product Family) und damit verantwortlich für das Getriebefan-Konzept.
Neuartige MTU-Triebwerke werden ab 2013 in Serie gehen
Ab 2013 werden erste Modelle des neuartigen Antriebs in Serie gehen. „Durch verbesserte aerodynamische Effizienz der Strömung im Aggregat, Gewichtsersparnis und die neue Triebwerksarchitektur werden Verbrauch und Emission reduziert“, so Riegler. Bei gleicher Leistung sollen diese Antriebe bis zu 15 % weniger Treibstoff verbrauchen, was den CO2-Ausstoß im gleichen Umfang reduzieren würde. Auch der Lärm soll um die Hälfte zurückgehen.
Mehr als 200 Mitarbeiter gehören zu Rieglers Projektteam, das sind vor allem Ingenieure mit Kenntnissen in Triebwerksleistungsrechnung, Aerodynamik, Luft- und Ölsystemen, Wärmetechnik, Strukturmechanik, Konstruktion sowie von Strahltriebwerken allgemein. Die Teammitglieder managen Technik, Termine und Kosten. „Alles, was wir tun, geschieht in Teams, bei uns im Hause, an anderen MTU-Standorten oder bei den Partnern in aller Welt“, so Riegler.
Etwa 70 Hochschulabsolventen will MTU in diesem Jahr einstellen. Wie Braig werden wohl wieder einige von der Universität Stuttgart dabei sein. Dort ist Stephan Staudacher Direktor am Institut für Luftfahrtantriebe. „Luftfahrtantriebe gehört grundsätzlich für alle zum Studium, wir bieten das Fach aber auch als Schwerpunkt an“, so Staudacher. Insgesamt schließen jährlich etwa 150 Absolventen ihr Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart ab, davon rund 40 mit dem Schwerpunkt Luftfahrtantriebe. „Von den Absolventen steht keiner auf der Straße.“ Aber ergänzt er, „es gab bislang keine Generation an Ingenieuren, die so sehr gefordert ist wie die jetzige – die Ressourcen sind knapp, unsere Welt global und die Mobilität ändert sich.“
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